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Nothing hat für 2024 zwei neue TWS-In-Ear-Kopfhörer Modelle vorgestellt: die preiswerten Nothing Ear (a) und das „Profi-Modell“, die Nothing Ear. Eigentlich müssten sie Ear (3) heißen als Nachfolger der Nothing Ear (2) (zum Test), aber so ist es vielleicht einfacher.
Schickes, halbtransparentes Design, ordentlicher Klang, natürlich aktive Geräuschunterdrückung und eine umfangreiche App: Sind die Nothing Ear den hohen Preis von 150 Euro wert? Und brauchen kabellose Kopfhörer wirklich ChatGPT? Wir haben die Nothing Ear zusammen mit einem Nothing Phone 2 zwei Wochen lang getestet. – Warum mir das günstigere Modell, die Ear (a) (zum Test) besser gefallen, lest ihr im Praxisbericht.
Vergleich Nothing Ear (3) vs. Nothing Ear (a)
Die Nothing Ear für 150€ bieten ein paar Funktionen mehr, als die Nothing Ear (a) für 100€. Allen voran betreffen sie die Software mit dem umfangreichen Equalizer und dem zweiten hochwertigen Audiocodec, LHDC:
- Design / Ladecase: Die Ohrhörer sind fast identisch. Das Ladecase der Nothing Ear ist etwas größer, aber auch besser verarbeitet und schicker. Dazu kann das Case kabellos aufgeladen werden und hat eine höhere IP-Zertifizierung, also Schutz vor Wasser und Staub.
- Klang: Die Nothing Ear setzen auf Treiber aus Keramik. Das härtere Material kommt eher in hochpreisigen Ohrhörern zum Einsatz und bietet einen klareren Klang durch die reduzierten Schwingungen. Die Nothing Ear (a) klingen hingegen wärmer und sind basslastiger.
- Audiocodec: LHDC ist dem teuren Modell vorbehalten. LDAC bieten beide.
- App: Die Nothing Ear (a) bekommen in der Nothing X App nur einen einfachen Equalizer. Die teureren Nothing Ear hingegen haben einen richtig umfangreichen Equalizer zur Anpassung. Dazu kommt der „Personalisierte Ton“: Ein Hörtest, der hilft, den Sound euren individuellen Vorlieben azupassen.
Design & Verarbeitung
Die neuen Nothing Ear sind den beiden Vorgängermodellen zum Verwechseln ähnlich. Die Wahl hat man zwischen Schwarz und Weiß. Das halbdurchsichtige Design kommt bei den weißen Nothing Ear noch besser zur Geltung. Die einzelnen Mikrofone, der Akku und Platine sind schön erkennbar, aber den Soundtreiber sieht man leider nicht. Ein einzelner Ohrhörer misst 29,4 x 21,7 x 24,1 Millimeter, wiegt 4,6 Gramm und sie sind nach IP54 zertifiziert. Damit kann man sorglos bei Regen Musik hören und Sport ist auch kein Problem.
Das Ladecase misst 55,5 x 55,5 x 22mm, wiegt 51,9 Gramm und ist nach IP55 zertifiziert. Das Ladecase passt gut in die Hosentasche, aber besonders effizient wurde der Platz nicht ausgenutzt. Am Case hat man außen den USB-C-Anschluss zum Laden und den Button zum Koppeln. Das Scharnier dürfte noch massiver sein, denn es hat ungünstigerweise etwas zu viel Spiel.
Lieferumfang der Nothing Ear
Die Nothing Ohrhörer kommen zusammen mit einer Schnellstartanleitung, USB-C-Kabel und insgesamt drei Größen an Ohrstöpseln: S, M und L. Diese dürften für mein Ohr noch etwas größer ausfallen, aber die ovale Aufnahme an den Ohrhörern erlaubt auch die Nutzung anderer Ohrstöpsel. Ein tolles Detail der mitgelieferten Ohrstöpsel ist das integrierte Schutzgitter: So bleibt das Metallgitter der Ohrhörer sauber und Schmutz entfernt man schnell aus dem Silikon.
Tragekomfort
Die Nothing Ear sind relativ leicht und kompakt gebaut. Wem Ohrhörer mit Stiel nach unten gut passen, sollte auch mit den neuen Nothing Ear zurechtkommen. Auch wenn die Nothing Ear fast genau baugleich zu den Ear (a) sind, produzieren sie beim Radfahren deutlich mehr Windgeräusche: Ab ~20km/h übertönen sie die Musik. Das Noise Cancelling bringt etwas Besserung. Der Transparenzmodus nimmt die Windgeräusche zum Glück nicht auf zur Verstärkung. Bei mir saßen die Nothing Ear auch beim Sport sicher im Ohr. Dazu hat man dank der Bedienung durch Zusammendrücken des Stiels keine Probleme durch Fehleingaben bei Schweiß.
Soundqualität der Nothing Ear
Die neuen Nothing Ear bieten moderne Standards, hochwertige Audiocodecs und reichlich Personalisierungsoptionen. Im Vergleich zu den Vorgängern wechselt man wieder das Material der Soundtreiber. Statt Graphen kommt Keramik zum Einsatz. Die Größe bleibt bei 11mm. Das härtere Material soll einen klareren Sound ergeben, dadurch, dass die Spulen weniger stark schwingen. Dadurch verringern sich aber auch die Tiefen / Bässe. Um dem entgegenzuwirken, vergrößert und optimiert man die zwei Luftkammern, damit sich Schallwellen besser ausbreiten können.
Wie auch die Nothing Ear (a) unterstützen die teureren Ohrhörer LDAC. Zusätzlich ist LHDC 5.0 („Low Latency High-Definition Audio Codec“) an Bord. Beide Audiocodecs sind zertifiziert für Hi-Res Wireless Audio, erreichen eine Übertragungsrate von bis zu 1 Mbps und bieten am Ende einen gleichwertigen Klang. Letztlich profitieren von den beiden hochwertigen Audiocodecs nur Smartphones, die LHDC unterstützen. Qualcomms aptX wird von den Nothing In-Ears nicht unterstützt. Die aktive Geräuschunterdrückung verringert störende Umgebungsgeräusche um bis zu 45 Dezibel.
Klang
Am interessantesten ist der Klang im Vergleich zu den günstigeren Nothing Ear (a). Die teuren Nothing Ear klingen sichtlich neutraler und geben Details klarer wieder. Das Volumen der Ear (a) bieten sie allerdings nicht: Es fehlt an wummerndem Tiefbass und Volumen. In der App kann man dem mit der Live-Bassverstärkung entgegenwirken.
Allgemein bieten die Nothing Ear einen sehr gefälligen und dynamischen Klang, der mit dem Standard-Equalizer recht neutral bleibt. Höhen werden fein mit vielen Details abgebildet. Bei den Bässen kommt zwar wenig Druck auf, aber dafür überlagern sich die Frequenzen auch nicht. Ihre Stärken haben die Nothing Ear bei den Mitten mit einer tollen Bühne.
ANC
In der App oder an den Ohrhörern kann zwischen dem ANC, Transparenzmodus und Aus umgeschaltet werden. Das ANC kann in drei Stufen eingestellt werden (Hoch, Mittel, Niedrig), während „Adaptiv“ dies einfach anhand des Geräuschpegels automatisch macht. Bei den ANC-Modi hätte ich mir etwas mehr Differenzierung gewünscht. So wird einfach aufsteigend die Geräuschkulisse reduziert. Positiv vermerken muss man, dass sich das Klangbild bei aktivem ANC nicht verschlechtert.
Nothing wirbt mit einer Geräuschreduzierung von bis zu 45 Dezibel in einem breiten Frequenzbereich von 5000 Hertz. Zu einer UVP von 150€ ist das ANC allerdings nichts Besonderes. Die aktive Geräuschunterdrückung arbeitet zuverlässig und reduziert besonders den allgemeinen Unruhepegel, z.B. gleichbleibende Frequenzen. Es wäre wünschenswert, wenn das ANC dynamischer auf schnelle laute Geräusche anspringen könnte, sodass sie auch unterdrückt werden. Das klappt z.B. bei den Sony WF-1000XM4 (zum Test) oder Huawei Free Buds Pro 3 (zum Test) hörbar besser.
Pairing & App
Mit dem Smartphone, Tablet oder auch PC koppelt man die TWS-In-Ears per Bluetooth 5.3. Zum schnellen Koppeln werden Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair unterstützt. Die Nothing Ear können auch die Verbindung zu zwei Geräten gleichzeitig halten. Zur Nutzung braucht es die Nothing X App – hier im Google Play Store oder für iOS im App Store. Die App ist intuitiv aufgebaut und bietet einige nützliche Funktionen.
In Kombination mit einem Nothing Phone hat man zwei Vorteile: Die In-Ear-Funktionen können schnell über die Schnelleinstellungen oder ein Widget aufgerufen werden und man kann als Sprachassistenten ChatGPT einrichten.
Sprachassistent:
Zum Beispiel kann man den Sprachassistenten aufrufen, indem man die Taste gedrückt hält. Und wenn man ein Nothing Phone hat, muss es nicht „OK Google“ sein, sondern man kann auch ChatGPT einstellen. So kann man über das Headset der künstlichen Intelligenz tiefgründige Fragen stellen. Für mich ist das eher ein Gimmick, aber der neue Ansatz passt zum jungen Hersteller.
Bedienung:
Bedient werden die Nothing Ear neben der App einfach über drucksensitive Tasten an den Stielen. So braucht es stets zwei Finger, um eine Aktion auszulösen, was Fehleingaben super vorbeugt. „Einmal drücken“ kann nicht verändert werden, aber bei „zweimal /dreimal drücken“, „gedrückt halten“ und „zweimal drücken und halten“ hat man freie Wahl jeweils am linken und rechten Ohrhörer.
Equalizer:
Als Besonderheit haben die Nothing Ear einen extrem umfangreichen Equalizer. Entweder nutzt man den „Einfachen“, um einfach z.B. Mitten oder Tiefen zu verstärken. Ein Assistent mit einem Hörprogramm fertigt bei Bedarf auch einen persönlichen Equalizer an. „Fortgeschritten“ erlaubt nicht nur die einzelnen Frequenzbereiche zu verstärken oder abzuschwächen, sondern auch die Frequenz an sich zu verändern und den Q-Faktor, also den Bereich neben der Frequenz. Damit lassen sich dann richtig „wilde Frequenzkurven“ ganz nach Geschmack erstellen. Die Presets können sogar mit Freunden geteilt und von anderen importiert werden. Dazu kommt eine separate Bassverstärkung in fünf Leveln, die sich live an die Musik anpasst.
Sprachqualität der Nothing Ear
Bis zu drei Mikrofone werden für das ANC und zur Aufnahme der Sprache genutzt. Die „Clear Voice“ Technologie filtert beim Telefonieren Umgebungsgeräusche heraus: Dadurch entsteht in lauter Umgebung ein etwas dumpfer Klang, aber zumindest ist man verständlich. In ruhiger Umgebung wird die Stimme klar und neutral aufgenommen und die Nothing Ear kann man auch als Headset nutzen.
Akkulaufzeit
Die einzelnen Ohrhörer haben je einen 46mAh Akku verbaut und das Ladecase bietet 500mAh. Etwa fünfmal lädt man die Ohrhörer damit wieder auf. Nothing gibt eine Laufzeit von bis zu 8,5 Stunden alleine und 40,5 Stunden in Kombination mit dem Ladecase an. Mit aktiviertem ANC sind es immerhin noch 5,2 Stunden und kombiniert 24 Stunden.
Dies erreichen die Nothing Ear in der Praxis allerdings nicht, wenn man dann noch einen hochwertigen Audiocodec nutzt und etwas lauter, ca. 60-70% Lautstärke, hört. Nach etwa 4,5 Stunden schalteten sie sich aus. Die Akkulaufzeit ist damit für den Alltag gut, aber im Vergleich zu den besten TWS-In-Ears nur durchschnittlich.
Die Ohrhörer werden im Ladecase gerade in den ersten Minuten rasch geladen, sodass sie schnell wieder einsatzbereit sind. Über USB-C lädt das Case mit 5 Watt in etwa anderthalb Stunden wieder auf. Kabellos geladen wird mit bis zu 2,5 Watt.
Testergebnis
Wie bei den meisten Nothing Produkten, muss zunächst das Design gefallen. Hiermit stehen die Nothing Ear aus der Masse hervor. Auch, dass man gleich zwei hochwertige Audiocodecs hat und dazu eine ausgezeichnete App, ist nicht bei allen Herstellern der Fall. Für 150€ begeistert der Klang nicht ab der ersten Minute. Das liegt vor allem daran, dass die In-Ears ziemlich neutral abgestimmt sind. Viel Potenzial ist mit dem umfangreichen Equalizer gegeben. Positiv hervorheben muss man zudem das vielfältige Klangbild mit der genauen Detailwiedergabe – Das kann man anderen Ohrhörern nicht antrainieren. Das ANC und die Akkulaufzeit sind hingegen nur durchschnittlich.
Insgesamt würde ich persönlich festhalten, dass sich der Aufpreis im Vergleich zu den Nothing Ear (a) (zum Test) nur bedingt lohnt: Der neutralere Klang ist Geschmackssache, das Active Noise Cancelling und das coole Design hingegen auf gleichem Level. Letztlich bieten die Nothing Ear für 150€ nur LHDC und den umfangreichen Equalizer, wovon erst die „Profis“ profitieren. Ein Upgrade von den Nothing Ear 2 (zum Test) zum neuen Modell lohnt sich auch nicht. Eventuell kann man mit dem Vorgängermodell im Angebot auch etwas sparen, wenn es das besondere Design sein soll.
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