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Joyor C10E E-Scooter im Test – Der Allrounder für Stadt und Land

Getestet von Michael am
Vorteile
  • exzellente Verarbeitung
  • optisch einfach ein schöner E-Scooter
  • gute Reichweite (30km)
  • sehr gute Bremsen
  • sicheres Fahrverhalten
Nachteile
  • Display viel zu dunkel
  • Motorabstimmung nicht optimal
  • Tacho und Kilometeranzeige weichen um 10% ab
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Der Hersteller Joyor konnte uns in diesem Jahr schon mit zwei E-Scootern der besonderen Art überraschen. Während der Joyor Y8-S (zum Test) für die Langstrecke konzipiert wurde, begeistert der Joyor S5 (zum Test) durch Offroad-Fähigkeiten, die in dieser Fahrzeugklasse bisher auf dem deutschen Markt nicht zu finden waren. Mit dem neuen Joyor C10E bietet der Hersteller einen Kompromiss aus beiden Welten.

Joyor C10E Einleitung

Ein großer Akku mit 500Wh, Federung an der Vorderachse und ein leistungsstarker 500W-Motor klingen auf dem Papier recht ordentlich. Somit soll sowohl ein entspanntes Fahren in der Stadt ermöglicht werden als auch gelegentliche Geländefahrten problemlos möglich sein. Ob der 680€ teure Joyor C10E diese Versprechen einhalten kann, erfahrt ihr in unserem umfangreichen Test.

Lieferumfang und Aufbau des Joyor C10E

Geliefert wird der Joyor C10E in einem 24 Kilogramm schweren Paket, welches folgenden Lieferumfang enthält:

  • Joyor C10E E-Scooter
  • Ladegerät 54,2V/2A
  • Bedienungsanleitung
  • ABE P505
  • Ersatzschlauch
  • 5 x Madenschraube
  • Zentrierscheibe Lenker
  • verschiedene Inbusschlüssel
  • 2 Schlüssel, um den Akku zu sichern

Der E-Scooter kommt bis auf den Lenker komplett vormontiert zu euch. Alles, was ihr für den Aufbau benötigt, wird selbstverständlich mitgeliefert.

Für die Montage des Lenkers müsst ihr lediglich die silberne Zentrierung aufstecken, den Lenker in das Rahmenrohr einführen und die vier Befestigungsschrauben einschrauben. Dazu liefert der Hersteller die passenden Inbusschlüssel mit. Im Anschluss solltet ihr euch die Position der Bremsen, des Displays und der Beleuchtung passend einstellen, nochmals alle Schrauben kontrollieren und den Akku einmal vollladen. Zudem solltet ihr den Reifendruck kontrollieren und für eure Gewichtsklasse korrigieren. Ich habe für meine 90 Kilogramm rund 3 Bar angesetzt. Für die Straßenzulassung benötigt ihr selbstverständlich noch eine Haftpflichtversicherung. Einen guten Vergleich könnt ihr bei Check24 (zum Versicherungsvergleich) durchführen. Normalerweise wird die Plakette innerhalb von 2-3 Tagen zugestellt.

Design und Verarbeitung

Das mattschwarze, geschwungene Design des Joyor C10E konnte uns im Test sofort überzeugen. Die Optik wirkt sehr massiv und gefällig. Der Übergang von der breiten Trittfläche zum Schutzblech kommt dabei völlig ohne Verschraubungen aus und besteht aus einem durchgängigen Gehäuserahmen. Somit gehört der C10E zu den optisch schönsten E-Scootern, die mir bisher begegnet sind. Die raue Oberfläche macht den Scooter in Verbindung mit der mattschwarzen Farbe leider zu einem echten Magneten für Staub und Schmutz.

Mit einem Gewicht von 19,5 Kilogramm gehört der C10E nicht zu den Leichtgewichten, was unter anderem dem ausladenden Design und dem großen Akku (500Wh) geschuldet ist. Selbstverständlich ist der Joyor C10E mit entsprechender Beleuchtung und Reflektoren ausgestattet, die für eine Zulassung im Straßenverkehr notwendig sind. Durch die tiefe Anordnung des vorderen Scheinwerfers ist dieser eher dafür geeignet, um gesehen zu werden, als weitflächig auszuleuchten. Auch wenn die hinteren Reflektoren den Anschein machen, dass hier Blinker verbaut sein könnten, so müssen wir euch an dieser Stelle enttäuschen.

Die Abmessungen betragen 1190 x 590 x 1300 Millimeter im ausgeklappten Zustand. Die Höhe reduziert sich auf 560 Millimeter, wenn der Scooter zusammengefaltet wird. Aufgrund des breiten Lenkers (60 Zentimeter) welcher nicht eingeklappt werden kann, lässt sich der Joyor C10 nicht unbedingt platzsparend verstauen. Um den E-Scooter zusammenzufalten, muss lediglich der Sicherungshebel an der Lenkstange gelöst und anschließend der Lenker am hinteren Schutzblech eingehängt werden. Für die Mitnahme im Kofferraum oder den öffentlichen Verkehrsmitteln ist das Gewicht von 19,5 Kilogramm gerade so noch akzeptabel.

Ausgestattet mit breiten 10 Zoll Luftreifen und Scheibenbremsen an Vorder- und Hinterachse soll ein sicheres Fahrverhalten und erstklassige Bremsleistungen garantiert werden. Zusätzlich zu den beiden Scheibenbremsen verfügt der Joyor auch über eine Motorbremse, die selbstständig mitbremst, sobald einer der beiden Bremshebel betätigt wird.

Die gefederte Vorderradgabel in Verbindung mit der Luftbereifung erlaubt auch einen Einsatz in unwegsamen Gelände. Die Trittfläche ist gummiert und bietet selbst mit nassen Füßen einen sicheren Stand.

Diese hat eine Breite von 19 Zentimetern und ermöglicht es selbst bei einer Schuhgröße 46, die Füße während der Fahrt noch nebeneinanderzustellen. Dies ist vor allem auf langen Fahrten ein nicht zu unterschätzender Vorteil, da ansonsten die einseitige Belastung der Beine als unangenehm empfunden werden kann.

Bedienung des Joyor C10E

Wie schon bei den anderen von uns getesteten Joyor E-Scootern verfügt der C10E über keinerlei App-Anbindung. Dies empfinden wir nicht unbedingt als Nachteil, da die meisten Apps keinen wirklichen Mehrwert bieten und eher als nette Spielerei zu betrachten sind. Alle wichtigen Funktionen können direkt am Scooter selbst konfiguriert werden.

Die Steuerung erfolgt über die drei Taster auf der linken Seite. Die beiden Scheibenbremsen werden entsprechend über die Bremshebel bedient. Der linke Bremshebel beherbergt zudem eine Klingel für die Warnung anderer Verkehrsteilnehmer. Für die Geschwindigkeitsregulierung kommt auf der rechten Seite ein Daumengas zum Einsatz.  Das stark spiegelnde Display informiert euch über die aktuelle Geschwindigkeit, Akkustand, Tageskilometer, Fehlermeldungen und den ausgewählten Gang. Die Ablesbarkeit ist bereits bei bewölktem Himmel grenzwertig. Bei direktem Sonnenlicht könnt ihr so gut wie nichts mehr erkennen. Mittels der Plus- und Minustasten kann die jeweilige Fahrstufe (0-3) gewählt werden. Diese reguliert neben der Leistung auch die Endgeschwindigkeit (10/15/20km/h). Im Untermenü könnt ihr noch diverse Parameter des Scooters konfigurieren. Neben der Antriebsleistung lässt sich die Endgeschwindigkeit, Anzeige in Kilometern/Meilen und die automatische Abschaltzeit bei Nichtnutzung einstellen. Die Leistungswerte lassen sich lediglich reduzieren, nicht aber über die gesetzlichen Regularien hinaus erhöhen.

Fahreigenschaften des Joyor C10E

Nach dem Aktivieren des Scooters muss als Erstes die Fahrstufe gewählt werden. Diese befindet sich nach dem Einschalten immer auf Stufe 0 (ohne Motorunterstützung). Aufgrund der Tatsache, dass die meisten Nutzer wohl lediglich in der Fahrstufe 3 (20km/h) unterwegs sein werden, nervt diese Einstellung im Alltag enorm. Dafür entschädigt der Joyor C10E durch einen gewissen Wohlfühlfaktor von der ersten Sekunde an. Der stabile Aufbau mit breiter Trittfläche und dem breiten Lenker (60 Zentimeter) vermittelt ein ausgezeichnetes Sicherheitsgefühl und erlaubt es auch mal, eine Hand vom Lenker zu nehmen. Man hat hier das Gefühl, ein sehr hochwertiges Produkt erworben zu haben. Die Höhe des Lenkers kann nicht verstellt werden und ist gemessen von der Trittfläche rund 105 Zentimeter hoch. Somit können selbst größere Personen bequem längere Strecken zurücklegen. Sowohl ich (185 Zentimeter) als auch meine bessere Hälfte (170 Zentimeter) empfanden diese Höhe als sehr angenehm.

Die Abstimmung des 500W-Motors ist sehr konservativ ausgelegt. Nach dem Anrollen beschleunigt der Scooter in der Fahrstufe 3 sanft auf ungefähr 10km/h und verstärkt dann den Durchzug bis zum Erreichen der Endgeschwindigkeit. Diese wird laut Display mit 21km/h beziffert. Laut GPS beträgt die tatsächliche Höchstgeschwindigkeit 19,5km/h. Steigungen bis 10% absolviert der Joyor C10E ohne Geschwindigkeitsverlust. Die Leistungsabstimmung ist für unseren Geschmack allerdings nicht optimal ausgelegt. Reduziert ihr die Geschwindigkeit und möchtet aus einer Kurve herausbeschleunigen, dauert es rund 2-3 Sekunden, bis der Antrieb reagiert und die Geschwindigkeit wieder erhöht. Bei starkem Gefälle hält der Joyor die gesetzlich vorgeschriebenen 20km/h problemlos ein, reduziert aber im Anschluss die Geschwindigkeit auf 15-17km/h, um dann nach 2-3 Sekunden wieder auf 20km/h zu beschleunigen. Dieses Verhalten tritt aber nur gelegentlich auf und konnte nicht gezielt reproduziert werden. Hier hat man das Gefühl, dass Joyor die Drosselung nicht optimal umgesetzt hat und der Controller einige Gedenksekunden benötigt, um die passende Geschwindigkeit umzusetzen.

Für die Schwächen bei der Motorabstimmung entschädigt die hervorragende Fahrwerksabstimmung des E-Scooters. Dank der Federung an der Vorderachse und den breiten Reifen seid ihr sowohl in der Stadt als auch auf Feldwegen und Sandpisten sicher und komfortabel unterwegs. Gerade bei weichem Sand geraten Scooter mit kleiner Bereifung schnell an ihre Grenzen. Diese meistert der Joyor C10E souverän und muss sich lediglich bei Altstadtpflaster oder tiefen Schlaglöchern geschlagen geben. Wer sich ausschließlich im urbanen Gelände aufhält, sollte daher lieber zum vollgefederten Joyor S5 (zum Test) greifen.

Bremsleistung

Wie bereits erwähnt, verfügt der Joyor C10E über insgesamt drei Bremsen. Neben den zwei Scheibenbremsen bietet der Joyor auch eine Motorbremse, die selbstständig den Bremsvorgang unterstützt. Die Dosierung der Motorbremse ist gut abgestimmt und unterstützt die Scheibenbremsen recht kräftig. Das Bremsverhalten sollte im Vorfeld einige Male ohne direktes Hindernis getestet werden, da die Bremsleistung der Gesamtanlage wirklich bissig agiert. Wenn ihr es wirklich darauf anlegt, könnt ihr beide Räder problemlos zum Blockieren bringen.

Reichweite und Ladung

Der Akku des Joyor C10E ist mit 499Wh spezifiziert und soll laut Hersteller eine Reichweite von 30 bis 40 Kilometern ermöglichen. Diese ist selbstverständlich von verschiedenen Faktoren wie Gewicht des Fahrers, Wetterbedingungen und Reifendruck abhängig. Für unseren Test haben wir uns (90 Kilogramm Körpergewicht) größtenteils in flachem Gelände bewegt. Die Außentemperaturen lagen im Bereich von 15-20°C und der Reifendruck bei 3 Bar. Je mehr sich der Akku leert, desto schlechter werden auch die Fahrleistungen des Scooters. Auf den letzten 20% dauert der Beschleunigungsvorgang deutlich länger und Steigungen werden mit Geschwindigkeitsverlust quittiert. Wir konnten im Test eine Reichweite von 33 Kilometern erreichen. Allerdings ist die Berechnung aufgrund der Tachoabweichung (21km/h laut Tacho – 19,5km/h real) nicht ganz korrekt. Die tatsächlich zurückgelegte Strecke liegt mit 30 Kilometern rund 10% unter der Anzeige des Scooters. Trotz dieser Abweichung ist die Reichweite respektabel und entspricht dem unteren Bereich der Herstellerangabe.

Um den Akku mit neuer Energie zu versorgen, kann entweder der seitliche Ladeanschluss genutzt oder der gesamte Akku entnommen werden, um diesen in der Wohnung aufzuladen. Dazu liefert der Hersteller zwei Schlüssel mit, die den Akku freigeben. Auch eine Überwinterung des Akkus ist somit in einem beheizten Umfeld möglich.

Der Akku selbst bietet auf der Unterseite einen zweiten Ladeanschluss, der die Ladung in der Wohnung ermöglicht. Der Ladevorgang dauert ziemlich genau 5:30 Stunden und erfordert 550Wh an Energie aus eurer Steckdose. Somit benötigt der Joyor C10E rund 18Wh pro Kilometer oder umgerechnet 0,5 Cent/km bei einem Strompreis von 30 Cent/kWh.

Testergebnis

Getestet von
Michael

Erstklassige Verarbeitung, elegante Optik, sicheres Fahrverhalten und ein gutes Allroundverhalten zeichnen den Joyor C10E aus. Sowohl in der Stadt als auch im ländlichen Raum bietet der E-Scooter solide Leistungswerte und bringt seinen Fahrer sicher und komfortabel ans Ziel. Kritik muss sich der Hersteller in Bezug auf die Motorabstimmung gefallen lassen, welche noch deutliches Potenzial für Optimierungen bietet. Weiterhin ist das Display selbst bei bewölktem Himmel zu dunkel und schlecht ablesbar. Trotz der Defizite können wir den Joyor C10E für alle empfehlen, die einen guten E-Scooter für die Stadt oder die ländliche Region suchen. Benötigt ihr noch mehr Reichweite bei ähnlichen Fahrleistungen, könnt ihr auch mal einen Blick auf den Joyor Y8-S (zum Test) werfen, der mit einem 1250Wh Akku auftrumpfen kann.

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