HiFi Corner: Großartiger Klang für wenig Geld – mit Vintage-Equipment sparen
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In der ChinaHandys.net HiFi Corner berichten wir regelmäßig von spannenden Lautsprechern und Kopfhörern. All diese Produkte bieten tollen Sound und eine mehr oder weniger starke Konnektivität, manchmal sogar mit integriertem Google Assistant. Ein ähnlich gutes Gesamtpaket für deutlich weniger Geld gibt es selten bis nie. Und damit sind wir auch schon beim Elefanten im Raum angekommen.
Der Beosound 2 von Bang & Olufsen ist ein wunderschöner Lautsprecher mit grandiosem Klang und hervorragender Konnektivität. Allerdings kostet er auch 2.000 Euro und ist damit für die allermeisten Interessenten schon allein wegen des Preises keine sonderlich gute Wahl. Wenn ihr auf das spannende Design und die gute Konnektivität verzichten könnt, gibt es aber eine zumindest klanglich ebenso gute oder sogar bessere Lösung: alte HiFi-Geräte, die ihr gebraucht auf Marktplätzen wie eBay Kleinanzeigen kaufen könnt.
Auch ich habe ein solides HiFi-Setup in meiner Wohnung, das einen Bruchteil des Beosound 2 kostet. Für wen diese Option geeignet ist und worauf ihr beim Kauf achten solltet, schauen wir uns in diesem Artikel gemeinsam an. Außerdem stelle ich euch mein eigenes Setup in aller Ausführlichkeit vor und berichte von den Stärken und Schwächen der Kombination.
Vintage-HiFi – Nur für Liebhaber mit viel Sachverstand?
Erst einmal müssen wir die Frage klären, für wen alte HiFi-Geräte überhaupt in Frage kommen. Das hängt erst einmal vom Gerät ab. Ein 20 Jahre altes Lautsprecherpaar klingt unter Umständen immer noch ausgezeichnet und bedarf kaum Wartung. Defekte sind überaus selten und auch wenn ihr vom Aufbau eines solchen Speakers keine Ahnung habt, müsst ihr vor dem Kauf nicht zurückschrecken. Meine Boxen sind seit fast 30 Jahren im Dauereinsatz und haben niemals aufgemuckt oder Probleme gemacht.
Anders sieht es bei Kassettendecks und Schallplattenspielern aus. Kassettendecks sind mir in den letzten Jahren am laufenden Band – Wortwitz – abgeschmiert und haben sich nicht als zuverlässig entpuppt. Teilweise waren die Defekte lösbar, teilweise wäre eine Reparatur teurer gewesen als der zugegeben eher niedrige Anschaffungspreis.
Bei Schallplattenspielern sieht es insgesamt besser aus, da sie zumeist modular aufgebaut sind und der Tonabnehmer selbst von einem Laien wir mir ohne größeren Aufwand ausgetauscht werden kann. Die vor allem in den 90er-Jahren beliebten Direct Drive-Motoren können aber durchaus mal kaputt gehen – dann reicht mein Sachverstand für eine Reparatur nicht mehr aus. Auch Verstärker leisten ihren Dienst oft für viele Jahrzehnte ohne dass Defekte auftreten. Wenn es dann aber doch einmal einen gibt, ist dieser quasi unlösbar, ohne Geld für eine externe Werkstatt auszugeben.
Ich habe eigentlich keine Ahnung von Audio…
Schon oft habe ich mir einen coolen Oldtimer gewünscht – Dinge aus vergangenen Zeiten reizen mich einfach. Ich habe mich immer dagegen entschieden, weil ich jede Reparatur von einem Drittanbieter ausführen lassen müsste. Von Audio-Equipment habe ich zwar mehr Ahnung als von Autos, aber wie genau ich einen diskret aufgebauten Verstärker ohne Einbußen wieder aufbereiten kann, weiß ich auch nicht.
Trotzdem ist HiFi zu einem Hobby von mir geworden. Ihr müsst kein Profi auf diesem Gebiet sein, um langfristig gutes Equipment zu kaufen und zu benutzen. Mit ein bisschen Pflege könnt ihr Defekte nahezu ausschließen oder zumindest minimieren. Und wenn dann doch einmal etwas kaputt ist, kostet die Reparatur natürlich nicht so viel, wie bei einem Auto. Damit ihr irgendwann bei den 2.000 Euro für einen Beosound 2 angekommen seid, müssen euch zig Paare an Lautsprechern verlassen. Ich bin der Meinung, dass es niemand während einer normalen Lebzeit schafft, so viel altes HiFi-Equipment zu zerstören.
Es schadet natürlich trotzdem nicht, wenn ihr euch ein gewisses Grundwissen über Impedanzen, Kabel und andere Bereiche zulegt. Das Gerücht, dass ihr Ingenieur sein müsst, um mit solcher Technik Spaß zu haben, ist aber eben das – ein Gerücht.
Mein HiFi-Setup im Überblick – inklusive aktueller Preise
Verstärker: Pioneer A-656 MK II
Der Pioneer A-656 MK II ist ein Stereo-Vollverstärker, der von 1990 bis 1992 in Japan gebaut wurde. Der Neupreis beträgt während dieser Zeit ungefähr 700 Deutsche Mark. Auf eBay Kleinanzeigen kriegt ihr das Modell in gutem Zustand für unter 200 Euro, der Vorgänger wird teilweise sogar für 100 Euro angeboten.
Ich habe den Verstärker von meinem Vater übernommen, der ihn 1990 zum damaligen Neupreis gekauft und seitdem entweder verwendet oder zumindest gepflegt hat. Seit über zehn Jahren ist der A-656 MK II bei mir im Einsatz und bisher hat es niemals einen Fehler oder Defekt gegeben. Einzig die mittlerweile leicht korrodierten Auswahlräder an der Vorderseite sind nervig, könnten aber für einen niedrigen Betrag bei einem entsprechenden Spezialisten aufbereitet werden.
Der Vollverstärker hat eine Leistungsaufnahme von 650 Watt und liefert bei 2 Ohm eine Dauerleistung von 160 Watt pro Kanal. Die meisten Hersteller von Bluetooth-Lautsprechern geben heutzutage einfach die dynamische Leistung an ohne das zu kennzeichnen – hier leistet der A-656 MK II 260 Watt bei 2 Ohm. Es gibt zudem einen integrierten Low Pass-Filter und einen sehr rudimentären Equalizer. An Anschlüssen bietet der Verstärker unter anderem Phono, CD, Tape, Tuner und mehrere Line-Eingänge. Bei Bedarf könnt ihr euer Smartphone direkt anschließen, dafür braucht ihr dann ein Kabel von Klinke auf Cinch.
Lautsprecher: JBL L 60
JBL kennen wir heute von Bluetooth-Speakern. Das Unternehmen ist seit 1969 Teil der Harman-Gruppe, die 2017 von Samsung gekauft wurde. Mein Lautsprecherpaar wurde zwischen 1995 und 1998 produziert und hat damals 3.400 Deutsche Mark gekostet. Auf eBay Kleinanzeigen könnt ihr ein Paar in tadellosem Zustand für unter 400 Euro erstehen.
Auch die Lautsprecher habe ich von meinem Vater übernommen, der 2008 auf die Heco Celan XT 901 (Stückpreis: 1.099 Euro) gewechselt hat. Die JBL L 60 bieten einen grandiosen Sound mit phänomenalen Höhen – beworben wurden sie unter anderem für Jazz und klassische Musik. Trotzdem haben sie unglaublich viel Kraft in den tiefen Frequenzen und eignen sich auch für andere Musikrichtungen. Da ich sowohl Jazz, als auch Pop, Rock und Reggae sehr gerne höre, bin ich komplett zufrieden mit dem vollen und warmen Klangbild.
Die JBL L 60 bestehen aus schwarzem Eschenholz und werden von braunen Zierleisten aus Mahagoni akzentuiert. Und das für derzeit 400 Euro – da können aktuelle Speaker kaum mithalten. Sie haben eine Impedanz von 4 Ohm und werden für Verstärker mit einer Leistung pro Kanal von 50 Watt bis 200 Watt empfohlen.
Schallplattenspieler: Technics SL-D202
Der Technics SL-D202 wurde zwischen 1981 und 1983 in Japan hergestellt. Der damalige Neupreis von rund 350 Deutsche Mark wird im Gebrauchtmarkt deutlich unterboten. Auf eBay Kleinanzeigen ergattert ihr ein entsprechendes Exemplar für unter 100 Euro.
Aufgrund der nach 40 Jahren verständlicherweise nicht mehr vollständig intakten Nadel habe ich mich entschieden, den Tonabnehmer gegen ein modernes Modell auszutauschen. Ich habe mich aus mehreren Gründen für das in Fachkreisen als grüne Biest bekannte AT-VM95E von Audio Technica entschieden. Einerseits ist es mit unter 50 Euro überaus günstig, andererseits ist es eher auf Popmusik ausgelegt und kann dadurch die potentiellen Schwächen meiner Lautsprecher ein wenig ausbügeln.
Sonstiges Equipment: Kassettendecks & Radios
Aus Platzgründen habe ich derzeit kein vorzeigbares Kassettendeck in meiner Wohnung, obwohl ich über eine Sammlung von rund 300 Hörspielen auf Kassette verfüge. Auch meinen geliebten Grundig T5000 habe ich leider nicht zur Hand – das vollkommen geniale Radio ist leider defekt und ich habe mich bisher nicht um eine Reparatur gekümmert. Zudem höre ich überhaupt kein Radio.
Aktuell bin ich auf der Suche nach einem guten DAC. Derzeit nutze ich gelegentlich Tidal auf meinem Fernseher, der via Cinch an den Verstärker angeschlossen ist. Das ist aus mehreren Gründen keine ideale Lösung. Der DAC-Bug des Google Pixel 6 Pro ist leider immer noch nicht gelöst, weswegen ich die Anschaffung eines entsprechenden Geräts vorerst auf Mitte des Jahres verschoben habe.
Kosten im Überblick
Würde ich das eben beschriebene Setup kaufen, würde ich dafür aktuell rund 700 Euro ausgeben. Rechnen wir mit 850 Euro inklusive Kabeln. Natürlich ist das viel Geld, aber dann habt ihr eben ein phänomenal klingendes HiFi-Setup in eurem Wohnzimmer stehen und zahlt dafür einen Drittel des Preises des Beosound 2. Trotz besseren Klangs. Ich finde, das ist ein durchaus guter Deal.
Statt eines alten Schallplattenspielers wie ich ihn besitze kann ich auch einige neue Modelle empfehlen. Im niedrigen Preisbereich um 300 Euro sind Marken wie REGA sehr beliebt – dank des fehlenden Direct Drive-Motors mit einem potentiellen Verschleißteil weniger und mit einem hochwertigen Tonabnehmer direkt nach dem Auspacken. Insgesamt zahlt ihr natürlich ein bisschen drauf, habt dann aber ein neues Gerät inklusive Garantie.
Die Vinyl-Schallplatte als HiFi-Medium
Tatsächlich höre ich lieber Schallplatten, als digitale Medien wie Streams. Das liegt einmal am objektiv oft besseren Klang und dem subjektiv schöneren Erlebnis.
Besserer Klang? Das resultiert aus dem sogenannten Loudness War, dessen Auswirkungen wir immer noch spüren. Nehmen wir das Album 24K Magic von Bruno Mars als Beispiel. Die Version im Stream hat einen durchschnittlichen Dynamikumfang von 7 dB, die Vinyl-Fassung kommt immerhin auf 12 dB. Und das Argument Ich höre aber kein Bruno Mars greift hier nicht – bis auf sehr, sehr wenige Ausnahmen im Jazz-Bereich gilt das für alle Musikrichtungen und Künstler.
Dynamisch abgemischte Musik klingt vor allem bei mittleren und hohen Lautstärken deutlich besser. Zudem mag ich die großen Cover von Schallplatten und das schon fast vergessene Gebaren, ein Musikalbum vollständig von Anfang bis Ende zu hören. Das entschleunigt deutlich mehr als die zig Reize, die mir ein Streamingdienst rund um die Uhr entgegen wirft. Die Kehrseite der Medaille sind natürlich die hohen Kosten. Ich höre seit rund sieben Jahren Musik auf Vinyl. Damals waren 20 Euro für ein Album teuer, heute haben sich viele Sammler an 30 Euro gewöhnt.
Schallplattenspieler & DAC – Wirklich notwendig für guten Sound?
Aber muss das denn sein? Nein, muss es nicht. Schallplatten sind ein tolles Medium, aber eben eines mit gewissen Nachteilen. Ihr braucht keinen Schallplattenspieler, um gut klingende Musik auf altem HiFi-Equipment zu genießen. Für die allermeisten reichen ein Smartphone, ein Kabel von Klinke auf Cinch und ein Abo bei einem Streamingdienst eurer Wahl. Das in Kombination mit zwei guten Standlautsprechern und einem soliden Stereo-Vollverstärker – das Setup ist komplett.
Natürlich könnt ihr auch für Verstärker, DACs, Endstufen und andere HiFi-Technik viel mehr Geld ausgeben als einen hohen dreistelligen Betrag. Ich bin aber ganz ehrlich – bisher habe ich nicht das Bedürfnis gehabt, mehr Geld auszugeben oder alte Geräte durch moderne Alternativen zu ersetzen. Natürlich kann mein Stereo-Verstärker keinen Receiver mit mehreren Kanälen und Surround Sound ersetzen. Damit habe ich aber einerseits kein Problem und andererseits spare ich so natürlich Geld – schon allein, weil ich nur genau zwei (gute) Lautsprecher brauche und nicht direkt zehn.
Mein Fazit: Mit Vintage-Equipment eine Menge Geld sparen
So, das war jetzt eine Menge Text. Was nehmen wir daraus mit? Um verdammt guten Klang zu genießen, müsst ihr nicht unbedingt mehrere Tausend Euro ausgeben. Allerdings müsst ihr bereit sein, euch zumindest ein wenig in ein riesiges und komplexes Thema einzuarbeiten, an dessen Oberfläche wir gerade nur gekratzt haben. Ihr habt darauf keine Lust und wollt ähnlich guten Klang ohne viele Kabel und große Geräte? Oder ihr könnt nicht auf AirPlay und Google Cast in eurem Lautsprecher verzichten? Dann tut es mir Leid, teure Smart Speaker wie der Beosound Balance sind leider die beste Wahl.
Wer aber jetzt Blut geleckt hat, sollte sich unbedingt auf eBay Kleinanzeigen umschauen. Neue (alte) Geräte zu kaufen, auszuprobieren und zu verkabeln macht Spaß und am Ende habt ihr ja immerhin auch etwas davon. Zudem empfehle ich euch den umfassenden HiFi Wiki und das HiFi Forum. Fragen könnt ihr gerne auch in den Kommentaren stellen – ich versuche sie zu beantworten, insofern mein Fachwissen dazu ausreicht. Ansonsten frage ich meinen Vater, der hat den ganzen Kram immerhin studiert.
Übrigens – trotz meines HiFi-Setups habe ich ein Abo beim Streamingdienst Tidal und mit den MW65 von Master & Dynamic ziemlich teure Bluetooth-Kopfhörer. Ich verzichte keineswegs auf moderne Methoden zum Musikhören. Ich genieße aber die Zeit, die ich mit dem alten Equipment noch habe.
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Hallo, schöner Bericht. Wie Winfried kombiniere ich alte, bzw. gebrauchte Komponenten mit neuen.
Beispielsweise als Lautsprecher die aktuellen Phonar Veritas M4 Next mit einem gebrauchten, aber revidierten Yamaha AX 496. Bluetooth beispielsweise lässt sich über Adapter problemlos nachrüsten, DAC ebenfalls. Falls gewünscht, sogar ein DSPeaker Anti-Mode X2, um Raum-Moden am Abhörplatz besser in den Griff zu bekommen.
Gruß, Hans
Hallo,
muss dann auch mal meinen Senf dazu geben….ich kombiniere seit einiger Zeit die alte mit der neuen Welt. Sowohl im Wohnzimmer (Verstärker Pioneer A616 mit Selbstbau-Standboxen) als auch im Arbeitszimmer (Sherwood AX-5030 mit Celestion5) habe ich einen Amazon Echo-Dot mit dem Verstärker verbunden. Vor kurzem habe ich mir wieder zwei Cassetten-Decks zugelegt (unglaublich günstig, da die Riemen verschlissenwaren) und der Plattenspieler hat eine neue Nadel bekommen….ich zitiere Van Halen: “Best of both worlds”….Klar, es geht natürlich besser, aber ich bin glücklich mit dem Sound und den Möglichkeiten in beiden Räumen…
Grüße!! (und gerne mehr solche Artikel)
Cooler Bericht, war schön zu lesen!
Ich habe selbst einen ähnlichen Weg gewählt und mir immer nur ältere gebrauchte Hifi zugelegt. Bin mittlerweile bei den Klipsch RF7 angekommen, welche vom T&R PA 1000 angefeuert werden.
Ich würde mich sonst beim Thema Streaming und DAC vielleicht Mal über den Bluesound Node informieren 🙂
Zitat: “Die Version im Stream hat einen durchschnittlichen Dynamikumfang von 7 dB, die Vinyl-Fassung kommt immerhin auf 12 dB.”
Da hast Du Dich entweder vertippt oder gewaltig einen Fachbegriff missverstanden. Diese Werte können unmöglich sein.
Schöner Bericht und schönes Setup!
Auf der Jagd nach einem guten DAC macht der Blick nach China Sinn…
Auch wenn man hochwertige Verstärker nach klassischer Bauart (Class A & A/B) sucht, findet man tolle Modelle in Fernost.
Zum Beispiel hier:
http://diyerzone.com/power-amplifier/finished-amp/
Weiß nicht ob solche Links hier erwünscht oder erlaubt sind.
Viele Grüße!