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Die Bluetti AC70 trumpft im Praxistest mit 768Wh Kapazität, neuer Technik, guter Ausstattung und starker Ladeleistung auf. Der Markt für Powerstationen ist in den letzten Monaten sehr unübersichtlich geworden. Zahlreiche Hersteller sprießen wie Pilze aus dem Boden und versuchen die Kundschaft mit immer höheren Kapazitäten oder wahren Preisschlachten für sich zu gewinnen. Auch Bluetti startet seine neue Generation von Powerstationen mit der Bluetti AC70.
Dabei spielt der Preiskampf hier eher eine untergeordnete Rolle. Bluetti versucht, mit technischem Vorsprung und Qualität der Konkurrenz einen Schritt voraus zu sein. Während das grundsätzliche Design bleibt, hat sich technisch einiges getan. Neue Displays, eine höhere Kapazität von 768Wh und enorm hohe Lade- und Ausgangsleistungen von bis zu 1000W sprechen eine deutliche Sprache. Zudem wurde das Lüfter- und Temperaturmanagement auf den Prüfstand gestellt. Ob Bluetti hier der große Wurf gelungen ist, klären wir in unserem umfangreichen Testbericht.
Design und Verarbeitung der Bluetti AC70
Bluetti bleibt bei der AC70 seiner bisherigen Designlinie treu, und orientiert sich an den großen Schwestermodellen AC180 und AC200. Die Powerstation kommt mit den Abmessungen von 30,5 x 20,8 x 25,6 Zentimeter daher und besteht komplett aus einem schwarz-grauen Kunststoff. Dabei wirkt das Gerät keinesfalls billig.
Das Material fühlt sich hochwertig an und die Verarbeitung ist erstklassig. Auf der Oberseite befindet sich ein integrierter Tragegriff, der den Transport des 10,2 Kilogramm schweren Gerätes vereinfacht. Generell kann man die Powerstation gerade so noch als kompakt bezeichnen, was sie zu einem guten Begleiter für den Campingausflug oder das Festival macht. Bis auf den AC-Ladeanschluss und die Buchse zur Erdung befinden sich alle Anschlüsse auf der Vorderseite. Während die KFZ Buchse und der XT60 Ladeanschluss durch Gummikappen vor Staub und Wasser geschützt werden, wurde bei den AC-Steckdosen darauf verzichtet. Auf der linken Seite befinden sich zwei Lüfter hinter den Lufteinlässen. Die warme Luft wird auf der rechten Seite entsprechend wieder hinaus befördert.
Lieferumfang
Der Lieferumfang der Bluetti AC70 gestaltet sich sehr übersichtlich. Hier eine Zusammenfassung:
- Bluetti AC70 Powerstation
- Bedienungsanleitung
- XT60 auf MC4 Adapterkabel 150 Zentimeter
- XT60 auf KFZ Stecker Adapter 80 Zentimeter
- AC-Ladekabel 180 Zentimeter
Das KFZ-Ladekabel ist mit 80 Zentimetern sehr kurz gehalten. Eine Ladung der Powerstation auf der Rücksitzbank ist daher in den meisten Fällen nicht möglich.
Anschlüsse der Bluetti AC70
Die Powerstation bietet insgesamt 7 Anschlüsse, um eure Geräte mit neuer Energie zu versorgen. Diese teilen sich wie folgt auf:
- 2 x AC-Schuko Steckdose 1000W Dauerleistung / 2000W Peak
- 2 x USB-C Power Delivery 100W
- 2 x USB-A mit 12W
- 1 x KFZ-Buchse 12V/10A
Weiterhin bietet die Bluetti zwei Eingänge, um die Powerstation selbst wieder aufzuladen. Für die Ladung über die normale Haushaltssteckdose finden wir auf der rechten Seite eine Kaltgerätebuchse, die Ladeleistungen bis 750W ermöglicht. Der XT60 Eingang für Solar befindet sich auf der Vorderseite und wird durch eine Gummikappe geschützt. Neben den AC Steckdosen sind die beiden USB-C Ports mit Power Delivery das Highlight der Powerstation.
Selbst eine Last von 2 x 100W an USB-C, 1 x 120W an der KFZ Buchse, 2 x 10W über USB-A und die gleichzeitige Belastung der Powerstation mit 1000W über die AC-Steckdosen bringen die Bluetti AC70 nicht aus der Ruhe.
Display und Bedienung der Bluetti AC70
Das 4 Zoll große Display thront mittig auf der Vorderseite der Powerstation. Die Ablesbarkeit ist von allen Seiten ausgezeichnet. Es bietet euch zahlreiche Informationen wie Eingangsleistung AC/DC, Ausgangsleistung AC/DC, Restlaufzeit, Akkustand in Prozent, Fehlermeldungen, angeschlossene Geräte und ob der Eco-Modus aktiv ist.
Selbst bei direkter Sonneneinstrahlung lässt sich alles noch klar erkennen. Das Display der Bluetti AC70 gehört somit mit zu den Besten, die wir bisher bei einer Powerstation testen durften.
Steuerung der Bluetti AC70
Die Steuerung der Powerstation erfolgt ganz klassisch über drei Taster auf der Vorderseite. Wird der mittlere Taster etwa 2 Sekunden gedrückt, schaltet sich die Powerstation ein. Um die DC oder AC Ausgänge zu aktivieren, genügt ein kurzer Tastendruck und die jeweiligen Ausgänge sind aktiv. Dies wird euch auch durch eine grüne Hintergrundbeleuchtung des jeweiligen Tasters signalisiert. Das Deaktivieren der Ausgänge funktioniert auf dieselbe Weise. Viele Powerstationen lassen sich nicht vollständig ausschalten. Bei Bluetti ist das anders. Ein längeres Drücken des AN/AUS Tasters deaktiviert die Powerstation vollständig. Somit wird der Akkuverbrauch auf ein Minimum reduziert.
Steuerung per App
Dank des eingebauten Bluetooth-Moduls ist es möglich, dass die Powerstation auch mittels der hauseigenen Bluetti App gesteuert werden kann. Nach erfolgreicher Installation der App ist es notwendig, ein Nutzerkonto anzulegen. Dafür genügt die Angabe einer Mailadresse und eines Kennwortes.
Habt ihr die Powerstation erfolgreich hinzugefügt, stehen euch auf dem Startbildschirm wieder die grundlegenden Informationen über Eingangsleistung, Ausgangsleistung und Akkustand zur Verfügung. Die AC und DC Ausgänge können per Schalter aktiviert/deaktiviert werden. Natürlich dürfen auch Informationen über PV Erzeugung und CO₂ Einsparung nicht fehlen. Die Funktion “Leistungssteigerung” ermöglicht es, Verbraucher mit weit mehr als 1000W zu versorgen. Die Powerstation schaltet somit bei Überlast nicht ab, sondern drosselt die Leistung auf 1000W und versucht so das Gerät weiter zu versorgen. Im Einstellungsmenü könnt ihr neben dem Handbuch auch Funktionen wie Firmwareupdates durchführen, die Zeit einstellen, bis sich der Bildschirm abschaltet oder den Namen der Powerstation ändern.
Die Ladegeschwindigkeit über die Haushaltssteckdose lässt sich in 3 Stufen regeln. Hier gibt es den Ruhemodus (290W), den Standardmodus (450W) und den Schnelllademoduls (750W). In den ECO-Einstellungen könnt ihr festlegen, nach welcher Zeit die AC und DC Ausgänge abgeschaltet werden, wenn eine bestimmte Last unterschritten wird. Ihr könnt selbst festlegen, wie hoch diese Mindestlast sein soll. Für den DC-Bereich könnt ihr diese im Bereich von 5-10W festlegen und für den AC-Bereich können 10-30W konfiguriert werden. Das erweiterte Einstellungsmenü ermöglicht euch noch, die Ausgangsfrequenz von 50 auf 60Hz zu ändern oder die Powerstation selbstständig entscheiden zu lassen, welche Netzfrequenz sie verwendet. Insgesamt bietet die App ein sehr gutes Funktionsspektrum, welches die Nutzung der Powerstation optimiert. Leider ist die Steuerung aber nur über Bluetooth möglich. Ein WLAN-Modul verbaut Bluetti unverständlicherweise nicht. Somit bleibt zwar der erweiterte Funktionsumfang, aber die Steuerung der AC und DC Ausgänge ist ohne WLAN nicht sinnvoll nutzbar.
Akkutechnik und USV-Funktion
Bluetti setzt bei seinen neuen Modellen komplett auf Akkuzellen vom Typ Lithium Eisen Phosphat (LiFePo4). Somit garantiert man ein höchstes Maß an Sicherheit und geht kein Risiko von Bränden oder Explosionen ein. Auch die Anzahl der möglichen Ladezyklen liegt mit 3000 sehr hoch. Selbst nach dieser hohen Zahl von Ladungen ist der Akku noch nicht verschlissen. Er hat dann immer noch 80% seiner Ursprungskapazität. Dass der Hersteller selbst größtes Vertrauen in seine Produkte hat, wird auch durch die 5-jährige Garantie deutlich.
Im Falle eines Stromausfalls bietet die Bluetti AC70 die Möglichkeit, als unterbrechungsfreie Stromversorgung zu agieren. Dabei schaltet sie blitzschnell auf Akkubetrieb um, sollte das Netz ausfallen. Die Umschaltzeit liegt bei 20 Millisekunden. Bei einem Test mit Fernseher, Computer, Lampe und Radio gab sich die Powerstation keine Blöße. Alle Geräte liefen problemlos weiter. Lediglich die Lampe gab ein kurzes Flackern von sich.
Leistung der Bluetti AC70
Inzwischen ist es gute Tradition geworden, dass wir uns vor Testbeginn das Sinussignal der Wechselstromsteckdosen etwas genauer ansehen. Das Signal gleicht einem perfekten Sinus. Somit sollte sich selbst empfindliche Elektronik problemlos versorgen lassen.
Um die Leistungsfähigkeit der Bluetti AC70 auf die Probe zu stellen, haben wir verschiedenste Elektrogeräte ausprobiert, um die Powerstation an ihre Abschaltgrenze zu bringen. Geschafft haben wir es interessanterweise nicht, obwohl die Powerstation eigentlich nur 1000W Dauerleistung bereitstellen kann.
Aktivieren wir in den Einstellungen die »Leistungssteigerung« wird jedes Gerät anstandslos versorgt. Der 1000W Glühweinkocher, kocht seinen Glühwein, der 2200W Trennschleifer startet und läuft mit 1000W etwas zäher beim Steine Schneiden, die 2000W Heißluftpistole läuft mit 1000W und wird etwas weniger warm und auch der 2000W Wasserkocher kocht das Wasser mit 1000W. Keines unserer Elektrogeräte schaffte es, die Powerstation zum Abschalten zu bewegen. Deaktivieren wir die »Leistungssteigerung«, schaltet die Powerstation allerdings nach wenigen Sekunden ab, wenn wir mehr als 1000W Dauerleistung von ihr verlangen. Insgesamt präsentiert sich die Bluetti AC70 als echtes Kraftpaket und hat und in dieser Disziplin wirklich überzeugt.
Leistungsausbeute über AC
Um die tatsächlich nutzbare Kapazität im Wechselstrombetrieb zu ermitteln, haben wir für euch einen Low-Watt-Test und einen High-Watt-Test durchgeführt. Für den Low-Watt Test haben wir einen Halogenscheinwerfer mit 160W Leistung verwendet. Dieser leerte den Akku in 4:44 Stunden und genehmigte sich dabei 676Wh an Energie. Für den High-Watt Test haben wir die Station an der Lastgrenze mit 1000W betrieben. Dafür kam ein Heizgerät zum Einsatz, welches 679Wh aus dem Akku zog. Somit ergibt sich ein Mittelwert von 678Wh tatsächlich nutzbarer Kapazität, was 88% der Werkskapazität entspricht. Damit liegt die Powerstation auf einem einwandfreien Niveau.
Leistungsausbeute über DC
Natürlich interessiert uns auch die Kapazität bei der Nutzung der Gleichspannungsausgänge wie USB oder 12V KFZ Buchse. Für die Messung der USB-Ports kommt unser allseits bekanntes USB-Multimeter mit der dazugehörigen elektronischen Last zum Einsatz. Die Powerstation wird kontinuierlich mit 13 W bis zur Abschaltgrenze entladen.
Nach rund 41 Stunden war der Test beendet und 539Wh standen als Ergebnis auf dem Zähler. Das entspricht 70 % der Werkskapazität von 768 Wh und stellt einen unterdurchschnittlichen Wert dar.
Für einen Test der 12V Ausgänge kam unsere große elektronische Last zum Einsatz. Diese wurde an die KFZ Buchse angeschlossen und entlud die Powerstation mit kontinuierlich 120W.
Hier liefert die Powerstation mit 634 Wh ein sehr gutes Ergebnis ab. Das entspricht 83 % der Herstellerangabe von 768 Wh.
Messungen im Vergleich
In der folgenden Tabelle seht Ihr die Daten der Powerstation im Vergleich mit der Konkurrenz. Ihr seht die Kapazität der Akkuzellen (Rot), sowie die effektiv nutzbare Kapazität über USB/DC (Blau) und die AC-Steckdose (Orange).
Kapazität und nutzbare EnergieTemperaturen und Lautstärke
Die Bluetti AC70 überzeugte uns im Test mit einem sehr leisen Betrieb und ausgezeichneten Temperaturwerten. Die Messung wurde bei 20°Celsius Raumtemperatur durchgeführt. Trotz einer kompletten Akkuladung bei Vollast blieb die Gehäusetemperatur unter 30°C. Lediglich an den Luftauslässen konnten wir Temperaturen bis 36°C messen.
Dabei machte sich die Powerstation kaum bemerkbar. Die Lüfter sind sowohl Last- als auch Temperatur geregelt. Bei wenig Last bis 250W säuseln die Lüfter mit 40 dB(A) vor sich hin. Wird mehr Leistung benötigt, drehen die Lüfter entsprechend weiter hoch. Bei 1000W Leistung konnten wir bis zu 46 dB(A) messen. Wird der Akku geladen, ist das Geräuschverhalten ebenfalls vorbildlich. Bei den drei Lademodi (Ruhemodus, Standardladung, Schnellladung) wurden jeweils 40, 43, 46 dB(A) gemessen.
Ladung der Bluetti AC70
Bluetti bietet euch insgesamt drei Möglichkeiten, die Powerstation wieder mit neuer Energie zu versorgen. Es ist auch möglich, jeweils zwei der Ladearten miteinander zu kombinieren, um die Gesamtladeleistung zu erhöhen.
Ganz klassisch kann die Ladung über die heimische Steckdose erfolgen. Dabei lädt die Powerstation mit bis zu 750W, wodurch eine komplette Akkuladung 1:30 Stunden dauert und 931Wh Energie benötigt. Somit liegen die Ladeverluste der Bluetti AC70 bei etwa 21%. Wer die Powerstation unterwegs im Auto aufladen möchte, kann dies mit bis zu 120W über die KFZ-Buchse tun. Eine komplette Akkuladung dauert hier rund 9 Stunden.
Natürlich könnt ihr auch die Kraft der Sonne nutzen, indem ihr ein oder mehrere Solarpaneele an den XT60 Eingang der Powerstation anschließt. Der Eingangsspannungsbereich liegt bei 12-58V und die maximale Ladeleistung bei 500W. Kombiniert ihr die Solarladung mit der Ladung über AC, lädt die Powerstation mit maximal 850W auf. Dabei wird dem Solareingang immer Vorrang gegeben. Das bedeutet, wenn 500W über Solar geladen werden, werden nur noch 350W aus dem Stromnetz bezogen.
Um die Ladeleistung des XT60 Eingangs zu überprüfen, haben wir unser Labornetzteil (60V/20A) angeschlossen und die Powerstation mit verschiedenen Spannungen getestet.
Bei einer Spannung von 12V beginnt der integrierte MPPT Laderegler seine Arbeit und lädt die Powerstation. Dabei ist der Strom auf 8,5 Ampere begrenzt, um bei einer Ladung im KFZ die Buchse nicht zu überlasten. Diese Strombegrenzung ist unverständlicherweise bis zu einer Spannung von 32V aktiv. Erst ab 33V wird mit den vollen 10,5 Ampere geladen. Das bedeutet, dass ein faltbares Solarpanel mit 20-22V eine maximale Leistung von 170-187W an die Powerstation abgeben kann. Dementsprechend empfiehlt es sich, mehrere Solarmodule in Reihe zu schalten, um eine möglichst hohe Spannung am Eingang zu erzeugen. Um die volle Ladeleistung von 500W zu erzielen, ist eine Eingangsspannung von mindestens 51V notwendig. Der verbaute MPPT Regler der Bluetti AC70 arbeitet extrem schnell und schafft es innerhalb weniger Sekunden die Ladeleistung an das Solarpanel anzupassen.
Testergebnis
Die Bluetti AC70 ist die Powerstation, die wir uns schon vor einem Jahr gewünscht hätten. Sie ist leise, leistungsstark, lädt mit einer sehr hohen Geschwindigkeit und bietet eine tolle App mit vielen sinnvollen Funktionen. Dabei zeigt sie im Betrieb kaum Schwächen und schafft es, fast jedes Gerät im Haushalt zu versorgen. Als größten Kritikpunkt würden wir hier das fehlende WLAN-Modul ankreiden. Leider lassen sich die Ausgänge somit nicht ohne Weiteres aus der Ferne steuern. Die Preise starten hierzulande bei rund 600 Euro. Für alle, die nicht warten wollen oder eine Alternative mit kompletter Steuerung über WLAN suchen, empfehlen wir einen Blick auf die Ugreen Powerroam 600 zu werfen.
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