Der E-Bike-Hersteller Engwe konnte mich letztes Jahr schon mit einem Klapprad mit Fettreifen begeistern. Im März erreicht mich dann ein 30 Kilogramm schweres Paket und der Inhalt war das eher alltagstaugliche Engwe P26 E-Bike. Für 1000 Euro bekommt man die gewohnte Grundausstattung bestehend aus 7 Gang Shimano Tourney Schaltung, einen 250 Watt Nabenmotor und ein Bordcomputer mit Daumenschaltung samt 5 Unterstützungsstufen. Highlights im Vergleich mit Konkurrenten wie Eskute sind zunächst das umfangreiche Zubehör mit Schutzblechen, Gepäckträger und Lichter. Und auch der 612 Wh Akku ist bei vielen anderen Herstellern bei knapp 1000€ eher kleiner bemessen. Die letzten Monate habe ich und auch meine Verwandtschaft knapp 300 Kilometer mit dem Engwe P26 E-Bike zurückgelegt und in diesem Testbericht teile ich mit euch meine Erfahrungen.
Lieferung und Aufbau
Das Engwe E-Bike wurde gut gesichert mit DPD bis zur Haustür geliefert. Der verwendete Schaumstoff zur Transportsicherung entspricht etwa einem gelben Sack an Material. Bis auf den Vorderreifen, die Lenkstange und das vordere Schutzblech ist auch schon alles vormontiert. Das mitgelieferte Werkzeug ist für den einmaligen Aufbau von ausreichender Qualität. Ansonsten wird noch eine kurze Anleitung und das 84 Watt starke Ladegerät für den Akku mitgeliefert. Folgende Aufgaben sind vor der ersten Fahrt mit dem Engwe P26 zu erledigen:
- Der Lenker selbst muss mittels 4 Inbusschrauben angebracht werden.
- Das Vorderrad muss angebracht werden und das Schutzblech.
- Das Vorderlicht muss mit dem Schutzblech zusammen verschraubt werden.
- Die Pedale müssen entsprechend der Markierung L und R angebracht werden.
Wie der Aufbau genau funktioniert, wird in der Anleitung auch noch mal beschrieben. Die vordere Bremse solltet ihr wie immer mit diesem Video so einstellen, dass sie nicht mehr schleift. Am meisten Zeit kostet dabei das Einstellen der Bremse und nach etwa 30 Minuten war ich bereit für die erste Testfahrt.
Gerade die Metallschutzbleche und der hochwertige Gepäckträger vermitteln beim Zusammenbau einen hochwertigen Eindruck. Das leichte Klappern des Schutzblechs bei voller Fahrt ist da leichter zu verzeihen. Auch das blauschwarze Design gefällt mir richtig gut und es gab in der Nachbarschaft einige neidische Blicke zu verzeichnen. Alternativ bietet Engwe das P26 aber auch in einer grauen Version an.
Sicherheit und Zulassung
Kommen wir zu einem notwendigen Abschnitt. Zunächst darf das Engwe P26 auch in Deutschland auf der Straße genutzt werden, da der Motor die 250 Watt Grenze nicht überschreitet und nur bis 25 km/h unterstützt. Damit zählt es als normales Fahrrad, muss aber dennoch zur Teilnahme am Straßenverkehr die Anforderungen der StVO erfüllen. Da wären zunächst zwei unabhängige Bremsen, die auch die Stromzufuhr umgehend unterbrechen. Das Engwe P26 hat auch eine Klingel, billiger geht es aber nicht mehr als dieses Teil. Ein weißer Scheinwerfer vorn mit weißem Rückstrahler und ein rotes Rücklicht mit rotem Rückstrahler sind auch verbaut. Diese werden sogar direkt vom Stromkreislauf des Fahrrads versorgt und beim Bremsen wird das rückseitige Licht nochmals verstärkt und blinkt auch auf. Die Pedalstrahler sind auch vorhanden und nur ein Katzenauge im Rad muss nachgerüstet werden. Denn beim Engwe P26 ist nur ein Rückstrahler pro Reifen verbaut. Ebenso wichtig wie die hier aufgezählten Punkte ist natürlich der Helm, der eigenartigerweise keine Pflicht im Straßenverkehr ist ….
Videotest des Engwe P26
Das Video wurde mit einem Xiaomi Mi 11 Ultra (4K / 30 FPS) in einem Zhiyun Smooth X Gimbal und dem Saramonic Blink 500 Pro Mikrofon aufgezeichnet.
Praxistest und Fahrverhalten
Beginnen wir an dieser Stelle wie üblich mit den Spezifikationen des Engwe P26. Das Fahrrad wiegt mit Akku knapp 26 Kilogramm und ist für Personen mit bis zu 100 Kilogramm zugelassen. Die Reifen sind 26 Zoll groß und die Rahmenhöhe beträgt 43 Zentimeter. In Kombination mit der maximalen Sattelhöhe von 96 Zentimeter (zum Boden) ist das Fahrrad höchstens für Personen bis 1,80 Meter geeignet. Mit meinen 1,87 kann ich den Sattel schon nicht mehr auf die richtige Höhe einstellen und musste mit stets leicht gebeugten Beinen Fahrradfahren. Der Lenker lässt sich in der Höhe bzw. gleichzeitig auch im Abstand zum Fahrer verstellen. Für mich war eine Höhe zum Boden hin von 107 Zentimeter ideal und das könnte ich auch mit einer längeren Sattelstütze kombinieren. Positiv seien an dieser Stelle auch noch die vielen Anbauteile des Engwe P26 E-Bike erwähnt. Schutzbleche aus Metall, ein Gepäckträger, Beleuchtung und ein Ständer sind heutzutage alles andere als selbstverständlich.
Der 250 Watt Motor liefert eine Unterstützung von 40 Nm Drehmoment und selbst Steigungen mit 12% trug das Engwe P26 meine 85 Kilogramm Gewicht noch hoch. Wer steile Anstiege komplett hochgetragen werden will, der könnte etwas enttäuscht sein. Ein Engwe Engine X schiebt schon anders an als das Engwe P26. Ein Motorgeräusch ist natürlich wahrnehmbar. Die Unterstützung orientiert sich nur an der Tretbewegung und wie in dieser Preisklasse üblich fehlt also ein Drehmomentsensor. Bei teuren E-Bikes wird die Unterstützung entsprechend euerer Trittintensität gesteuert. Beim Engwe P26 arbeitet der Motor je nach Unterstützungsstufe bis zu einer gewissen Geschwindigkeit und orientiert sich nur daran, ob ihr die Pedale im Kreis bewegt. Ihr könnt also die Pedale etwa auf der höchsten Unterstützungsstufe im ersten Gang einfach nur im Kreis drehen und der Motor beschleunigt euch auf 25 km/h. Das ist dann wie eine rein elektrische Fortbewegung und die ist theoretisch durch den verbauten Gas-Griff auch möglich. Im Auslieferungszustand ist der Gasgriff allerdings deaktiviert und wenn ihr auf Nummer sicher gehen wollt, dann baut ihr ihn am besten auch komplett ab. Erlaubt ist das rein elektrische Fahren mit dem Gasgriff nämlich in Deutschland definitiv nicht. Die Unterstützungsstufen unterstützen euch wie folgt:
- Stufe 1-3 (sehr geringe Unterstützung bis 10 km/h)
- Stufe 4 (spürbare Unterstützung bis 15 km/h)
- Stufe 5 (deutliche Unterstützung bis 25 km/h
Die Abstufungen hätte ich etwas anders gewählt, vielleicht können die auch nachträglich noch angepasst werden. In Zuge dessen habe ich schon Kontakt mit dem Hersteller aufgenommen und die Stufen sind anpassbar. Ich probiere das in den nächsten Wochen noch aus und veröffentliche an dieser Stelle dann eine entsprechende Anleitung mit meinen Modifikationen. Gesteuert wird die Unterstützung mithilfe einer Daumensteuerung über das große zentrale Display.
Einstellungen des Displays des Engwe P26
Das Display ist in meinen Augen eines der Highlights am Engwe P26 und auch im direkten Sonnenlicht noch gut ablesbar. Auch in der Dunkelheit hat man durch die Beleuchtung keinerlei Probleme. Oben im Display ist in 5 Stufen die Akkuanzeige untergebracht und reagiert auf euer aktuelles Fahrverhalten. Also, sobald ihr euch an einem Anstieg befindet, sinkt die Anzeige plötzlich ab. Sobald ihr hingegen bergab fahrt, bekommt ihr wieder Balken hinzu. Darunter befindet sich dann die Geschwindigkeitsanzeige, die aktuelle Unterstützungsstufe (auch 0 – also keine Unterstützung ist möglich) und den Kilometerzähler.
Mit dem linken Daumen steuert man beim Engwe P26 mit “Plus” und “Minus” die jeweiligen Unterstützungsstufen. Zum Fahrer hin ausgerichtet ist der Power-Button zum Ein- und Ausschalten. Rechts außen befindet sich die Taste für die Beleuchtung und für den Wechsel der Anzeige.
Fahrverhalten in der Praxis
Starten wir gleich mit etwas sehr Positivem. Einer meiner häufigsten Kritikpunkte bei den bisher getesteten E-Bikes war, dass man nur maximal 23 km/h treten konnte. Danach war ein Mittreten mit Widerstand auch im siebten Gang der 7-Gang-Schaltung nicht mehr möglich. Erfreulich ist, dass sich Engwe hier für eine größere Übersetzung entscheidet und man kann sogar bei 28 km/h noch in die Pedale treten. Der Dämpfer vorn kann komplett gesperrt, aber nicht in der Stärke verstellt werden. Eine gefederte Sattelstütze gibt es keine. Angesichts des vielen mitgelieferten Zubehörs kann man sich beim Preis wohl kaum beschweren. Wie zu Beginn bereits erwähnt, klappert es durch die Metall-Schutzbleche bei tiefen Schlaglöchern etwas, aber insgesamt fährt man recht leise mit dem Engwe P26.
Mit der Schaltung hatte ich gar keine Probleme und auch die Bremswirkung vorn und hinten ist exzellent. Auch wenn die Unterstützung nicht mit einem Drehmomentsensor gesteuert wird, empfand ich es dennoch als ansprechend und die Zeit des Hinterherziehens mit 1-2 Sekunden erträglich. Damit meine ich einfach, dass der Motor nach Aktivierung durch die Tretbewegung erst mal eine gewisse Zeit unterstützt. Es sei denn, ihr betätigt die Bremse, dann ist sofort Schluss. Durch die sehr zurückhaltenden ersten 3 Unterstützungsstufen ist das Anfahren mit dem E-Bike auch für Anfänger problemlos möglich.
Den Fahrkomfort und das Fahrverhalten des Engwe P26 ist auch im Vergleich zu einem Eskute Polluno wirklich hervorragend. Dass man schneller als 25km/h fahren kann, ist schon positiv, aber auch die Unterstützung ist wirklich nachvollziehbar angenehm, obwohl ein moderner Sensor fehlt. Der Bordcomputer ist während der Fahrt auch für Neueinsteiger sicher und problemlos mit beiden Händen am Lenker zu bedienen. Und die Reichweite des E-Bikes für mehr als nur in der Stadt geeignet, aber dazu jetzt mehr im nächsten Abschnitt.
Reichweite und Laden mit dem Engwe P26
Gerade bei der Reichweite kann das Engwe P26 voll überzeugen. Daran ist der ziemlich große 612 Wh Akku nicht unschuldig. Der will aber auch gute 5-6 Stunden am Ladekabel hängen, bevor es wieder auf die Straße geht. Die Reichweite hängt sehr stark von der Nutzung des E-Bikes ab. Wenn ihr lediglich mit Stufe 1-3 unterstützt, dann sind locker 150 km drin. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ihr nur am Berg unterstützt werdet. Realistisch betrachtet sind im normalen Betrieb sehr ordentlich 80-90 Kilometer möglich, wenn man auch mal streckenweise über 25 km/h fährt und eben selbst in die Pedale tritt. Wer sogenanntes Pseudo-Radfahren betreibt, also einfach in einem niedrigen Gang die Pedale kreist, der erreicht etwa 50-60km, aber das entspricht eben einem vollelektrischen Modus.
Testergebnis
Das Engwe P26 ist ein astrein verarbeitetes E-Bike für die Stadtnutzung, aber ist aufgrund der hohen Reichweite und dem guten Fahrkomfort auch für längere Touren gut geeignet. Hier sollte man aber eine gefederte Sattelstütze für mehr Komfort nachrüsten. Zu beachten gilt eure Körpergröße, denn Personen über 1,80 würde ich das E-Bike definitiv nicht empfehlen. Die gute Übersetzung der Schaltung sorgt für Geschwindigkeiten auch über 25 km/h, was ich bei vielen anderen günstigen E-Bikes stets vermisst habe. Wer ein funktionsfähiges und gut ausgestattetes E-Bike ohne viel Schnickschnack sucht, ist mit dem Engwe P26 jedenfalls bestens beraten. Auch bei der Sicherheit gibt es nichts zu bemängeln und bis auf ein leichtes Klappern der Schutzbleche ist auch nichts weiter negativ aufgefallen. Etwas mehr Power bei der Unterstützung wäre noch gut gewesen und die Abstufungen hätte ich auch etwas anders gewählt. Angesichts des Preises von 1000€ ist das aber wirklich Meckern auf hohem Niveau.
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> für Personen über 1,80m ungeeignet
Also schlanke 50% der deutschen Männer. Uff.
Hallo Jonas Danke für den Test Bericht. Schade das es das E-Bike nur in diese kleinen Größen gibt. Ich habe eine Frage zu deinen Tests. Hast du es schon mal geschafft bei einer Radtour ohne Motorunterstützung auszukommen und ist es bei diesen E-Bike auch möglich? Ich meine damit ich fahre einen Bestimmten Gang in einer besonderen Trittfrequenz und bei einer gewissen Geschwindigkeit und der Motor schaltet sich dann aus was man auch im Display sehen kann. Bei mir sind es der 5-7 Gang bei einer Geschwindigkeit von 19-21Km/h sobald ich jedoch nur leicht die Trittfrequenz ändere nach oben oder unten… Weiterlesen »
Hi liebes team, ihr solltet mal endlich eure seite umbenennen, was ihr hier treibt, hat mittlerweile sehr wenig mit handys zu tun!
Hey! Smartphones sind ja nach wie vor der Fokus unserer Website. Und inzwischen ist “Chinahandys” auch ein bisschen wie eine Marke geworden, mit der wir uns gerne identifizieren. Wenn Dir der Content nicht gefällt, musst Du ihn Dir auch nicht anschauen. Du kannst bei uns in der App beispielweise wählen, dass Du Dich nur für Smartphone-Tests interessierst.
Nein nein, ich liebe euch und eure seite. Ja die seite ist ziemlich anhand seines names bekannt 😁aber http://www.chinatechnik.net wäre optimaler 🙂
Und siehe da ein neuer Name ist im Anflug
Du hattest so was von Recht!