Mobvoi ist ein erst 2012 gegründetes chinesisches Unternehmen, das sich mit der TicWatch bereits einen Namen in der Smartwatch-Welt gemacht hat. Mit interessanten Kickstarter-Projekten konnten mehrere Millionen Dollar generiert werden, um die Entwicklung der eigenen Produkte voranzutreiben. Das aktuelle Flaggschiff von Mobvoi ist die TicWatch Pro, die wir für euch ausführlich getestet haben.
Spezifikationen
Da die TicWatch Pro mit Wear OS läuft, kam als Prozessor nur der Qualcomm Snapdragon Wear 2100 in Frage. Gepaart mit 512 MB RAM und 4 GB ROM sorgt er für genug Power um die gängigen Smartwatch-Funktionen schnell und flüssig nutzen zu können. Mit an Board sind natürlich auch die Pulsmessung am Handgelenk, GPS sowie ein Beschleunigungssensor, ein Gyroskop und ein geomagnetischer Sensor. Die Ticwatch Pro verfügt zudem auch über NFC, womit das kontaktlose Bezahlen an entsprechenden Terminals möglich ist. Beim Display geht Mobvoi mit ihrem Flagschiff einen nicht völlig neuen aber bisher sehr seltenen Weg: Verbaut ist ein “klassisches” 1,39 Zoll großes AMOLED-Display sowie ein zusätzliches FSTN-Display. Diese Hybrid-Technik soll zu deutlich längeren Akkulaufzeiten führen. Des Weiteren wird mit Bluetooth 4.2 gearbeitet und auch WLAN ist natürlich verfügbar. Der Akku hat eine Kapazität von 415 mAh und wird per magnetischer Ladeschale mit neuer Energie versorgt. Wie es sich für eine hochwertige Smartwatch gehört, ist die TicWatch zudem mit der Schutzklasse IP 68 ausgestattet und somit staub- und wasserdicht.
Beim Lesen des Datenblattes wird also schnell deutlich: die TicWatch Pro ist keine “gewöhnliche” China-Smartwatch, sondern eher ein direkter Konkurrent zur Samsung Gear S3/Galaxy Watch oder den Wear OS Modellen von Huawei, Fossil, Diesel, Casio und Co.
Design und Verarbeitung
Mobvoi setzt bei allen TicWatch-Modellen auf eine runde Hauptform. So ist auch die Pro-Variante rund mit einem Durchmesser von 45 mm und einer Höhe von 14,6 mm. Der Uhrenkörper ist aus Kunststoff und endet auf der Oberseite in einer grau glänzenden Metall-Lünette und auf der Unterseite in einer Edelstahlplatte, in der die Ladepins sowie der Pulsmesser integriert sind. Auf der rechten Seite der Uhr sind zwei Knöpfe vorhanden, die einen angenehmen Druckpunkt haben und gleichzeitig nicht zu weit herausragen. Mit dem Lederarmband, das auf der Unterseite mit einem geriffelten Silikonstreifen versehen ist, sitzt die Uhr angenehm am Handgelenk. Durch die Struktur auf der Unterseite wird ein zu starkes Schwitzen wirkungsvoll vermieden. Die klassische Dornschließe sorgt für sicheren Halt und dank Easy Click-Armbändern können diese auch leicht getauscht werden.
Insgesamt überzeugt die TicWatch Pro mit einen klassichen Armbanduhren-Look und einer tadellosen Verarbeitung. Sie kann gleichermaßen zum Anzug oder zum Sport-Outfit getragen werden, denn vor allem das Armband macht sowohl angenehmen Tragekomfort im Alltag, als auch Sportbeständigkeit möglich.
Display
Das Display ist sicherlich eines der Highlights der TicWatch Pro. Es handelt sich nämlich im Grunde nicht nur um ein Display sondern um zwei. Das klassische Smartwatch-Display ist ein 1.39 Zoll AMOLED-Touchdisplay, das mit 400 x 400 Pixeln auflöst. Die Inhalte haben eine tolle Schärfe und auch die Farbwiedergabe ist richtig gut – Pixelalarm oder ähnliches sucht man hier vergebens. Die Helligkeit lässt sich in fünf Stufen anpassen, wobei Stufe 5 wirklich sehr hell ist. Wir haben die Helligkeit automatisch regeln lassen und kamen damit auch bei schwierigen Lichtverhältnissen gut zurecht. Über dem AMOLED-Display befindet sich zusätzlich noch eine FSTN-Display, was ein wenig an die alten Casio-Uhren erinnert. Auf diesem Display werden nur die Uhrzeit, das Datum, die Schritte, die Herzfrequenz sowie der Akkustand angezeigt und das Ganze ist nicht weiter konfigurierbar. Allerdings ist das Display tatsächlich auch in direktem Sonnenlicht gut ablesbar und soll vor allem dafür sorgen, die Akkukapazität zu schonen.
Im Hybrid-Modus sind beide Displays aktiv und das FSTN-Display schaltet sich nach einer konfigurierbaren Zeitspanne immer automatisch ein. Erhält man dann z.B. eine Benachrichtigung oder einen Anruf, wird sofort das AMOLED-Display aktiv und die entsprechenden Inhalte werden ganz normal angezeigt. Viele anderen Uhren verbrauchen im Standby-Modus deutlich mehr Akkuleistung und deshalb stellen die User den Screen am Ende ganz aus und haben somit nicht mal mehr die Basic-Funktion einer Uhr am Arm. Mit der TicWatch Pro ist das nicht nötig und man erreicht trotzdem akzeptable Laufzeiten (siehe weiter unten). Im Dunklen ist das FSTN-Display allerdings auch nicht mehr lesbar, da es eben nicht beleuchtet ist.
Konnektivität
Auch in Sachen Konnektivität bringt die TicWatch Pro alles mit, was es heutzutage als gute Smartwatch braucht. Die Verbindung zum Handy wird über Bluetooth 4.2 hergestellt. Auf dem Smartphone wird dazu die Wear OS App und die Mobvoi App benötigt – beide sind über den Playstore erhältlich. Sobald sich das Smartphone im Wlan (allerdings nur 2,4 Ghz möglich) befindet, ist es möglich, auch die TicWatch damit zu verbinden und nun können auch Updates etc. direkt auf der Uhr ausgeführt werden.
Die Benachrichtigungen auf der Uhr in Verbindung mit dem Smartphone funktionieren wirklich gut. Gerade bei Whatsapp ist das Ganze sehr intuitiv. So kann eine erhaltene Nachricht nicht nur angezeigt (Smileys und Bilder werden korrekt dargestellt) sondern auch direkt über die Uhr beantwortet werden. Dazu kann entweder die gut funktionierende Spracheingabe oder aber die virtuelle Tastatur der Uhr genutzt werden. Hier wird es, wie so oft bei Smartwatches, aber etwas fummelig.
Auf dem Smartphone-Markt wird NFC in den letzten Monaten immer beliebter und auch bei der TicWatch Pro muss man auf dieses Feature nicht verzichten. Leider sind noch nicht alle Banken auf den NFC-Zug aufgesprungen und daher konnten wir das Bezahlen via NFC leider nicht testen. Laut verschiedener Berichte im Netz funktioniert es aber tadellos.
Betriebssystem
Die Einrichtung der Smartwatch über Wear OS funktioniert wirklich super. Man muss lediglich den gewünschten Google-Account auswählen und die Synchronisation der Geräte und Konten klappt einwandfrei (auch unter MIUI). Wir haben nun schon einige proprietäre Betriebssysteme sowie normales Android 5.1 auf Smartwatches gesehen, aber nie war die Einrichtung und Bedienung so einfach wie mit Wear OS. Die Uhr ist natürlich komplett in deutscher Sprache nutzbar und Apps wie der Play Store, Google Pay und Google Fit sind bereits vorinstalliert.
Viele Einstellungsmöglichkeiten kennt man als Google-Nutzer bereits und auch die zusätzlichen Optionen von Mobvoi sind gut integriert und runden das Paket gekonnt ab. Die Gesundheitsdaten wie Schritte, zurückgelegte Entfernung, Aktivitätsminuten oder verbrauchte Kalorien lassen sich gut in der entsprechenden App Gesundheit nachvollziehen. Man kann sie außerdem in der Mobvoi App einsehen und natürlich auch nach Synchronisation in Google Fit darauf zugreifen.
Das Zusammenspiel von Uhr und Smartphone ist unter Wear OS insgesamt einfach deutlich besser gelöst als bei vollwertigem Android oder den meisten speziell entwickelten Betriebssystemen. Die Bedienbarkeit der einzelnen Apps ist zudem deutlich besser und so machen auch Spotify und Co. endlich einen Sinn auf der Uhr.
Über die Fitness-App gelangt man in das Menü zur Aufzeichnung von sportlichen Aktivitäten. Angeboten wird hier Laufen, Wandern, Laufbandtraining, Radfahren und Free Style. Wir hatten die TicWatch Pro bei einigen Laufeinheiten dabei und können die aufgezeichneten Werte mit denen einer Garmin Fenix 3 samt HF-Brustgurt vergleichen. Die per GPS aufgezeichnete Strecke weicht bei unserem Lauf gerade mal 120 m (auf 12 km) von den Werten der Garmin ab, was durchaus zu vernachlässigen ist. Auch die gemessenen Herzfrequenzwerte können sich sehen lassen. Die durchschnittliche Herzfrequenz liegt bei beiden Geräten bei 145 Schlägen und der Maximalwert weicht bei der TicWatch Pro nur um 4 Schläge von dem mit der Garmin samt Brustgurt ermittelten Wert ab. Wenn man bedenkt, dass die optische Pulsmessung am Handgelenk normalerweise genau in diesen extremen Pulsbereichen ihre Schwächen hat, kann man dem Sensor der TicWatch also durchaus eine sehr gute Funktionalität und Genauigkeit attestieren. Die Uhr ist also definitiv auch zum Sport-Tracking geeignet und sorgt dabei für gute Messwerte.
Akku
Die Akkukapazität wird vom Hersteller mit 415 mAh angegeben und damit sollen 2 Tage Laufzeit im Smartwatch-Modus, 5-30 Tage Laufzeit im Hybrid-Modus und 30 Tage Laufzeit im Essential Modus möglich sein. Wir haben die Uhr im Hybrid-Modus mit den gängigen Benachrichtigungen und einer Sportaufzeichnung von mindestens einer Stunde (mit aktivem Pulsmesser und GPS) genutzt und sind damit auf eine Laufzeit von mindestens 2 Tagen gekommen. Die beworbenen 5 Tage sind mit diesem Modus wohl nur zu schaffen, wenn man sehr wenige Benachrichtigungen bekommt und das GPS sowie die Pulsmessung nicht nutzt. Trotzdem sind zwei volle Tage ein wirklich guter Wert, den keine der klassischen Android-Smartwatches in unseren bisherigen Tests erreichen konnte.
Geladen wird mit einer magnetischen Ladeschale. Die Uhr ist hier kinderleicht einzulegen und wird gut festgehalten. Ein kompletter Ladevorgang dauert ca. 90 Minuten.
Testergebnis
Die TicWatch Pro ist mit ihrer Ausstattung und einem aktuellen Verkaufspreis von 250 EUR eigentlich keine klassische günstige China-Smartwatch. Ausgerüstet mit Wear OS und vielen gut funktionierenden Features ist sie eher ein direkter Konkurrent für Samsung oder Huawei. Die Uhr überzeugt mit Hard- und Software und macht einfach Spaß am Arm. Mit technischen Raffinessen wie dem Hybrid-Display und nützliche Features wie NFC, sticht sie zudem deutlich auf dem Smartwatchmarkt hervor. In Sachen China-Smartwatches ist sie definitv eine der besten Geräte auf dem Markt, wenngleich der Vergleich zu Uhren von Xiaomi, Zeblaze, DT No.1 oder LEMFO etwas hinkt. Wer eine klassische Smartwatch mit Wear OS sucht, ist bei der TicWach Pro auf jeden Fall sehr gut aufgehoben.
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Moin.
Klasse Test, wie immer! Passen die Armbänder der Gear S3 auch hier?
lg
Hallo,
ja – beide Armbänder sind 22 mm breit.
Grüße,
Jens
Hallo Jens,
Danke für den Test. Wenn ich das richtig sehe, ist kein System so gut zum Lesen und Benantworten von Nachrichten geeignet wie Wear OS.
Aber ich habe Mal eine Verständnisfrage:
Wie wichtig sind Euch Bilder bei den Tests? Wenn man eine SmartWatch testet, die als Alleinstellungsmerkmal ein Dualdisplay hat, hatte ich allerwenigstens ein Foto erwartet, in dem man das auch erkennt.
Dann noch was inhaltliches:
Stört das andere Display unter bestimmten Bedingungen. Winkel oder Refkektion? Bei meiner alten Lieblingsuhr Casio mit Twincept war es immer deutlich zu erkennen.
Servus,
das mit dem Foto vom Display wird es in Zukunft hoffentlich geben – das hatten wir intern auch auf der Agenda. Die Produktbilder von Mobvoi zeigen aber tatsächlich schon recht gut, wie das Ganze aussieht.
Stört das zweite Display? Nein, definitiv nicht. Man muss die Uhr in einen ganz bestimmten Winkel mit dann korrekter Lichteinstrahlung halten, um das obere Display überhaupt sehen zu können wenn es nicht aktiv ist. Das hat Mobvoi wirklich sehr gut gelöst.
Ich hoffe ich konnte dir weiterhelfen.
Grüße
Danke für die Antwort.
Klar kann man im Netz schon Bilder finden, aber ich finde es wichtig dass Ihr oder auch andere Tester selbst welche machen. gerade Herstellerbilder können auch heftig gephotoshoped sein.