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Das erste Produkt von Nothing waren True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer. Fünf Jahre später folgen die ersten Over-Ear-Kopfhörer. Wir hatten die Nothing Headphone (1) jetzt gut drei Wochen im Praxistest und klären, ob sie ihren hohen Preis wert sind. Wie für das Unternehmen üblich, sticht das halbdurchsichtige Design aus der Masse heraus. Auch die Experimentierfreude mit neuen Bedienkonzepten ist wiederzufinden, unter anderem das Lautstärke-Rad, die Wippe und der Channel-Button.
Am wichtigsten bei Kopfhörern ist aber der Sound. Hierfür wurde eine Partnerschaft mit „KEF“ eingegangen, einem Unternehmen, das für seine (zugegebenermaßen sehr schicken) Lautsprecher bekannt ist. Die Nothing Headphone (1) haken natürlich auch die wichtigsten Punkte moderner Kopfhörer ab: wirkungsvolles Active Noise Cancelling, eine lange Akkulaufzeit, ein hochwertiger Audiocodec (LDAC) und App-Steuerung.
- Die Nothing Headphone 1 im Test:
- “nur” für Nutzer der Smartphones?
Die Nothing Headphone (1) positionieren sich mit einem Preis von 299€ klar im Premium-Segment. Sind sie eher für Nutzer von Nothing-Smartphones zu empfehlen? Etwas für Design-Liebhaber? Solltet Ihr auf das erste gute Angebot warten? Diese Fragen klären wir im Praxistest.
Design & Verarbeitung
Die Nothing Headphone (1) sind in den Farben Schwarz und Weiß/Silber verfügbar. Die schwarze Variante ist recht unauffällig, aber die durchsichtigen Muscheln kommen dennoch zur Geltung. Unsere weiße Version ist schon etwas gewagter. Aber da geht noch mehr: Werft gerne mal einen Blick in das Sortiment der Lautsprecher von KEF – da ist noch Potenzial für eine Sonderedition der Nothing Headphone (1) vorhanden!
Das durchsichtige Design dient, wie bei den Nothing-Smartphones, hauptsächlich der Zierde. Die beiden runden Kreise sind allerdings tatsächlich Teil der Soundtreiber. Der rechte und der linke Ohrhörer sind innen am Bügel gekennzeichnet. Alle Bedienungselemente und Anschlüsse befinden sich auf der rechten Seite. Da sie sich hinten an der Ohrmuschel befinden, sind sie nicht direkt von vorn sichtbar und einfach mit dem rechten Daumen zu bedienen. Eine kleine Status-LED unten bei den Anschlüssen informiert über den Akkustand.
Nothing verwendet stabile und hochwertige Materialien. Die Kopfhörer sind mit 329g nicht besonders leicht, aber auch nicht störend schwer. Die Verbindungsgelenke und die äußeren Ohrmuscheln sind aus Aluminium. Die Nothing Headphone (1) sind nach IP52 gegen Staub und Wasser zertifiziert. Verarbeitungstechnisch sehe ich sie vor der Konkurrenz, wie den Sennheiser Momentum 4 oder den Sony WH-1000XM5.
Lieferumfang der Nothing Headphone (1)
Die Kopfhörer werden direkt im Transportcase geliefert. Dieses ist außen aus Filz, was ein gewagtes Material ist. Die Kopfhörer werden im Case durch Drehen der Ohrmuscheln platziert. Die beiden Kabel (USB-C- und 3,5mm-Klinkenkabel) haben in einem separaten Fach Platz. Das Case misst 220 x 200 x 52 Millimeter und wiegt 264g.
Tragekomfort
Die Nothing Headphone (1) könnt Ihr auch problemlos mehrere Stunden lang tragen, ohne dass sie drücken. Die Bügel sind stufenlos ausziehbar. Zum Verstauen im Ladecase müssen sie jedoch wieder eingefahren werden.
Unter den Elementen aus Kunstleder kommt Memory-Foam zum Einsatz. Dieser Schaumstoff fühlt sich etwas härter an, behält aber seine Form auf dem Kopf. Nach dem Aufsetzen genügt ein kurzes Andrücken, damit die Polster exzellent von der Außenwelt abdichten. Bis zum Lautsprechergitter wurde genügend Platz gelassen, sodass auch große Ohren nirgends anstoßen.
Wer eine Brille trägt, sollte ein dünnes Gestell haben. Die recht harten Polster drücken sonst. Da sind die weicheren Polster der Sennheiser Momentum 4 noch besser. Jetzt im Sommer wird es unter dem Polster natürlich schön warm, aber das ist bei allen Over-Ear-Kopfhörern der Fall.
App und Funktion
Die Nothing Headphone (1) lassen sich schnell per Google Fast Pair und Microsoft Swift Pair koppeln. Bei Android sind sie dann auch im Google-Konto hinterlegt und andere Android-Geräte erkennen sie sofort. Zur Nutzung, also für Einstellungen, Feintuning und alle Funktionen, wird die Nothing X App benötigt, die im Google Play Store (für Android) bzw. im App Store (für Apple iOS) erhältlich ist. Für Android steht ein Schnellzugriff-Widget für den Homescreen bereit. Bei Nothing- und CMF-Smartphones sind die Kopfhörer direkt in das System integriert.
- Nothing X App: Startseite
- Einstellungen
- bei Nothing Phones direkt ins System integriert
In der App habt Ihr auf der Startseite direkten Zugriff auf die wichtigsten Funktionen: Modi der Geräuschunterdrückung (ANC, Transparenz, Aus), räumliches Audio (Headtracking, Behoben, Aus), Bass-Enhance (5 Stufen oder Aus), Equalizer (4 Presets, 1 anpassbares Preset oder zig Profile im fortgeschrittenen Modus), Channel-Hop, Bedienelemente (Anpassung der Tasten), Geräteeinstellungen und „Über” (Updates).
Die Nothing-Kopfhörer werden per Bluetooth 5.3 gekoppelt und unterstützen die Audio-Codecs SBC, AAC und LDAC. Auf Qualcomm aptX wurde zugunsten des Preises verzichtet. Es wäre also gut, wenn Euer Smartphone LDAC unterstützt, um einen Codec mit hoher Bitrate nutzen zu können. Die Nothing Headphone (1) können auf Wunsch auch mit zwei Geräten gleichzeitig gekoppelt werden, um schnell zwischen den Audioquellen umzuschalten.
Bedienung
Das Steuerungskonzept der Nothing Headphone (1) verdient großes Lob! Es gibt nur eine kleine Sache auszusetzen: Das Lautstärkerad kann auch gedrückt werden, beispielsweise um die Wiedergabe zu pausieren. Hier kommt es jedoch schnell mal vor, dass sich beim Drücken die Lautstärke verändert. Ansonsten wurde sich bei den Buttons wirklich etwas gedacht und auf Doppelbelegung verzichtet. Ein Beispiel ist der klassische Schieber zum Ein- und Ausschalten – super einfach und effizient. Er ist auch noch rot hinterlegt und daneben befindet sich eine Status-LED für den Akkustand.
Die Nothing Headphone (1) haben auch eine Trageerkennung: Nehmt Ihr die Kopfhörer ab, pausiert die Wiedergabe und startet wieder, wenn Ihr sie aufsetzt. Alle Bedienelemente befinden sich am rechten Ohrhörer, sodass sie leicht zu finden sind. Die Belegung kann größtenteils auch in der Nothing X App angepasst werden.
- Gummierte Rolle: Rollen zum Ändern der Lautstärke, Drücken für Start / Stopp, Gedrückt halten für die ANC-Modi
- Schmale Wippe um einen Titel vor- / zurückzuspringen, gedrückt halten zum Spulen
- Bluetooth-Taste (innen versteckt): um ein neues Gerät zu koppeln oder die Kopfhörer zurückzusetzen
- Neue „Channel Hop“-Taste außen für den Zeigefinger
- der Button kann auch neu belegt werden
- bisher nur zwei Apps für Channel Hop
- einfach Playlists hinterlegen
Mit dem Essential Space hat Nothing zuletzt ein neues Bedienkonzept bei Smartphones gezeigt. Die Nothing Headphone (1) verfügen über eine „Channel Hop“-Taste. In der App können bestimmte Kanäle hinterlegt werden, zu denen dann schnell gewechselt werden kann. Der Button ist auch zum schnellen Starten der Wiedergabe toll: Per Schieber einschalten, die Verbindung zum Smartphone wird automatisch aufgebaut und über die „Channel Hop“-Taste startet Ihr direkt eine Wiedergabeliste der Favoriten.
Bei mir ist unter anderem die Spotify-Playlist „Lieblingssongs“ hinterlegt. In Zukunft dürften noch mehr Apps unterstützt werden, denn bisher sind es nur Spotify und Apple Music. Der Button lässt sich aber auch neu belegen, um den Sprachassistenten des Smartphones aufzurufen, zu Spatial Audio zu wechseln oder den Equalizer zu ändern.
Klangqualität der Nothing Headphone (1)
Die ersten Over-Ear-Kopfhörer von Nothing haken in der Checkliste für hochwertigen Sound alle Punkte ab, zumindest vor dem Soundcheck: LDAC als hochwertiger Codec, ein 40mm großer Treiber aus PU mit 16Ω Widerstand, wirkungsvolles Active Noise Cancelling für ungestörtes Musikhören und natürlich die Partnerschaft mit einem namhaften Audiohersteller. „Tuning by KEF“: Die Treiber und Komponenten stammen von Nothing, für die Optimierung von Klang und ANC wird die Partnerschaft mit KEF genutzt.
Das größte „Problem“ der Nothing Headphones (1) lässt sich zwar leicht per Equalizer beheben, ist dadurch aber nicht komplett beseitigt. Die Kopfhörer sind von Haus aus derart neutral abgestimmt, dass sie wenig Begeisterung auslösen. So sind die Nothing Headphone (1) ab Werk weder besonders dynamisch bzw. tiefenbetont noch wird der „HiFi“-Faktor hervorgehoben. Glücklicherweise stehen ein voll anpassbarer Equalizer und die Funktion „Bass-Enhance“ bereit.
In den Nothing Headphone (1) steckt jedoch viel mehr Potenzial, als man zunächst vermutet. Zum einen sind sie aufgrund der neutralen Abstimmung hervorragend für die Detailwiedergabe geeignet. Ich habe sie auch direkt beim Gaming an der PS5 und am PC genutzt, denn Feinheiten werden präzise wiedergegeben und die (Stereo-)Ortung funktioniert einwandfrei. Für Serien und Filme sind sie daher ebenso gut geeignet.
- Die Sennheiser Momentum 4
- sehen im Vergleich so langweilig aus
Noch wichtiger ist die Audiowiedergabe. Die Nothing Headphone (1) bilden die Klangbühne im vollen Umfang ab, wodurch eine tolle Dynamik entsteht. Freunden elektronischer Musik ist „Bass Enhance” zu empfehlen und auch am fortgeschrittenen Equalizer solltet Ihr etwas schrauben. Gegenüber den Sony WH-1000XM5 machen sich die größeren 40mm-Treiber bemerkbar, denn der Bass kann wirklich Druck aufbauen. Für Rock darf Bass Enhance beispielsweise wieder deaktiviert und die Höhen verstärkt werden. Die Sennheiser Momentum 4 klingen allerdings noch feiner.
Jetzt folgt ein ziemlich kleinliches Erbsenzählen, aber ich bin mir sicher, dass viele Nutzer vom Sound der Nothing Headphones (1) ab Werk schon begeistert sind. Insgesamt betrachtet wird der Klang dem Preis gerecht. Optimal ist der Klang allerdings nur durch den Einsatz des Equalizers, und den möchte man nicht jedes Mal je nach Musikgenre ändern bzw. ein anderes Preset wählen.
Equalizer
Der Klang lässt sich ausgiebig anpassen. So konnte ich den etwas langweiligen Klang der Nothing Headphones (1) leicht austreiben. Im Modus „Einfach“ stehen vier Presets zur Wahl (Balance, mehr Bass, mehr Höhen, Stimme) und beim anpassbaren Preset können Höhen, Mitten oder Bass einfach verstärkt oder abgeschwächt werden. Sound-Fanatiker können sich dann im Modus „Fortgeschritten“ voll austoben. Hier lassen sich zahlreiche Presets anlegen: Acht Frequenzbereiche können angepasst werden, ebenso der Frequenzbereich (F- und Q-Faktor). Mit der Funktion „Bass Enhance“ (dynamische Verstärkung der Tiefen) kann der Bass zusätzlich jederzeit verstärkt werden, wobei fünf Stufen zur Wahl stehen.
- Bass Enhance
- Profile werden auf den Kopfhörern gespeichert
- einfache Equalizer
- Fortgeschrittene
Am besten gefallen mir die Nothing Headphone (1) mit Bass +2 und einem Equalizer, der etwas subbassbetonter ist. Der Sound gewinnt dann deutlich an Dynamik. Empfehlenswert ist zudem ein zweites Preset, das den Fokus mehr auf HiFi legt.
Spatial Audio
„Spatial Audio“ ist das neue Klangfeature der Oberklasse-Kopfhörer. Mithilfe von Headtracking und einem Gyrosensor merken die Kopfhörer, wenn Ihr den Kopf dreht, und geben die Musik entsprechend aus der linken oder rechten Ohrmuschel wieder. Das Ziel besteht darin, dass die Klangbühne vor einem steht. Bei Nothing heißt dieser Modus „Headtracking“. Falls Ihr Spatial Audio schon kennt und super findet, freut mich das – ich kann damit allerdings nichts anfangen. Wenn Ihr Euch ein Konzert auf dem Display anschaut, ist es vielleicht ganz cool. Es gibt auch den Modus „Behoben“, der sich auf besonders räumlichen Klang fokussiert. Der Raumklang kommt in Filmen und Serien gut zur Geltung. Auch dieser Modus gefällt mir persönlich z. B. beim Netflix-Streaming nicht. Zudem ist der Equalizer deaktiviert, wenn „Headtracking” oder „Behoben” eingeschaltet ist.
Geräuschunterdrückung (ANC) und Transparenzmodus
Wie gewohnt stehen drei ANC-Modi bereit: „Aus”, „Transparenz” (bei der Geräusche gezielt durchgegeben werden) und „Geräuschunterdrückung” (in vier Stufen: Niedrig, Mittel, Hoch oder Adaptiv). Dafür sind vier Mikrofone an Bord.
Beim Transparenz-Modus hätte ich mir noch Unterstufen gewünscht, beispielsweise mit Fokus auf Stimmen, da ansonsten alles aus der Umgebung mitbekommt wird, auch störender Lärm oder Wind. Der Modus macht aber genau das, was von ihm erwartet wird: Ihr könnt problemlos ein Gespräch führen, wenn die Nothing Headphone (1) aufgesetzt sind.
Die aktive Geräuschunterdrückung ist gut, aber nicht auf dem gleichen Level von z.B. Sony. Das Active Noise Cancelling arbeitet in Echtzeit und passt sich souverän dem Lärmpegel an. Plötzliche Geräusche werden noch immer gedämpft wahrgenommen, aber ansonsten habt Ihr Eure Ruhe. Im Flieger und im Auto wurden monotone Geräusche komplett gefiltert.
Zwei Mikrofone nehmen die eigene Stimme auf. Die vier Mikrofone für das ANC werden auch beim Telefonieren genutzt, um Störgeräusche von außen zu filtern. In unseren Meetings gab es bislang keinerlei Beschwerden und auch unterwegs kommt meist nur die eigene Stimme beim Gesprächspartner an. Natürlich wurden das ANC und diese „Clear Voice Technology“ mit KI trainiert 😉.
Akkulaufzeit
Die Nothing Headphones (1) haben eine Akkukapazität von insgesamt 1.040mAh. Das ist ein durchschnittlicher Wert. Wie schon bei den Smartphones des Herstellers wird eine beeindruckende Effizienz erreicht. Die angegebenen Laufzeiten lesen sich erstaunlich gut: von 80 Stunden bei Verwendung des AAC-Codecs und deaktiviertem ANC bis zu 30 Stunden bei Verwendung des LDAC-Codecs und aktiviertem ANC.
Eine Arbeitswoche mit Pendeln solltet Ihr ebenfalls mit einer Akkuladung schaffen. Bei mir haben die Nothing Headphones (1) fast schon ewig gehalten. Gerade daheim am PC musste ich sie erst nach sehr langer Zeit zum ersten Mal aufladen. Das Aufladen erledigt Ihr einfach per USB-C und in zwei Stunden ist der Akku wieder voll. Die Kopfhörer können während des Aufladens genutzt werden.
Testergebnis
Bei den ersten großen Over-Ear-Kopfhörern wurde vieles richtig gemacht. Das Design ist schick, aber natürlich Geschmackssache. Die Materialien sind jedoch erstklassig und auch die Bedienung sowie die Steuerung per App überzeugen. Die Akkulaufzeit ist hervorragend. Auch der Sound weiß zu überzeugen: KEF hin oder her, die Nothing Headphone (1) klingen toll! Der Klang könnte etwas dynamischer sein, ist aber auch so bereits auf sehr hohem Niveau. Das ANC arbeitet souverän und schirmt die Umwelt gut ab.
Kritik gibt es aber auch: Spatial Audio ist überbewertet, das Nothing-Design muss Euch natürlich gefallen, die Kopfhörer entfalten ihr volles Klangpotenzial erst durch den Einsatz von Equalizern und der Preis ist (zu) hoch. 300€ ist schon ein ziemlicher Wucherpreis.
Die Nothing Headphone (1) sind eine klare Kaufempfehlung, wenn Ihr auf der Suche nach hochwertigen bzw. besonderen Over-Ear-Kopfhörern seid, Euch das Design gut gefällt oder Ihr bereits Nothing-Nutzer seid. Und natürlich sollte Euch der Preis egal sein. Gäbe es ein Bundle-Angebot, beispielsweise bestehend aus dem neuen Nothing Phone 3 und den Nothing Headphone (1) als Zugabe, würde ich mir das als Nothing-Fan nicht entgehen lassen. Ansonsten könnt Ihr auch bequem zu den Sony WH-1000XM5 (zum Test) greifen, die derzeit im Angebot für unter 200€ erhältlich sind.
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Erster Absatz: Nothing ist ein chinesisches Unternehmen? Der Sitz ist aber Großbritannien.
Ja du hast Recht, das ist unangebracht. Beste Grüsse