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Huawei kann zumindest in China auf erfolgreiche Jahre zurückblicken, und das gilt sogar für den Endkundenmarkt. Entsprechend selbstbewusst bringt das Unternehmen weiterhin seine Smartphones und Wearables auf den deutschen und europäischen Markt. Während die Sanktionen gegen Huawei – etwa der Google-Bann – für Smartphones gravierend sind, sind sie bei Smartwatches und Kopfhörern weitgehend unbedeutend. Die Huawei Watch 5 erscheint in zwei Größen, mit unterschiedlichen Armbändern und bietet sogar wieder einige innovative Ansätze beim Funktionsumfang. Ich habe mehr oder weniger zeitgleich auch eine Amazfit-Smartwatch getestet, und Huawei liefert nach wie vor eine der besten Smartwatches auf dem Markt, ohne dass das Fehlen von Google wirklich auffällt. Auch wenn, wie letztes Jahr versprochen, mobiles Bezahlen via NFC wieder möglich ist, ist es dennoch ein sehr umständlicher Weg über eine Prepaid-Methode. Dazu aber gleich noch mehr im Test.
Gerade für Sportler, die auch Wert auf eine gewisse Wertigkeit legen, ist die Huawei Watch 5 genau das Richtige. Sie ist eine hochwertige Uhr mit umfangreichem Funktionsumfang und astreinem Sporttracking. Auch die Huawei Health App ist weiterhin eine der besten Smartwatch- und Tracking-Apps auf dem Markt.
Modellübersicht & Varianten
Das Selbstbewusstsein von Huawei ist bei der umfangreichen Auswahl an Armbändern und Materialien für die Watch-5-Serie spürbar. Grundsätzlich gibt es eine kleinere 42mm– und eine größere 46mm-Version der Huawei Watch 5, die sich entsprechend bei der Display- und Gehäusegröße sowie beim Gewicht unterscheiden.
- 42 mm: ca. 48–50 g, 42 mm × 42 mm × 10,5 mm.
- 46 mm: ca. 56–61 g, 46 mm × 46 mm × 11,3 mm.
Die größere Akkukapazität der größeren Uhr ist logisch und nachvollziehbar. Die kleinere Version ist zudem nur auf Wunsch mit einem Titanarmband erhältlich, während die größere Version gleich drei Varianten mit einem Gehäuse aus einer Titanlegierung bietet. Super kratzresistentes Saphirglas ist bei beiden Modellen vorhanden. Sonst gibt es keinerlei Unterschiede bei den Sensoren und der Funktionalität. Ich hatte die große Version mit 46mm und Titangehäuse und -armband die letzten beiden Wochen im Test.
Wenn ihr auf der Suche nach einem Schnäppchen seid, dann ist Huawei mit seiner Watch-Serie nicht der richtige Ansprechpartner. Die UVP-Preise starten bei 449€ für die einfachen Versionen und gipfeln bei 649€ für die hier getestete Titan-Version. Wenn ihr dennoch ein Schnäppchen machen wollt, schaut euch einfach das Vorgängermodell an.
Design, Verarbeitung & Lieferumfang der Huawei Watch 5
Geliefert wird die Huawei Watch 5 Titanium mit induktiver Ladestation (mit integriertem USB-A-Kabel), Schnellstartanleitung und vier zusätzlichen Elementen zur Verlängerung des Armbands. Ich musste ein Element aus der Uhr entfernen, was mit längeren Fingernägeln kein Problem darstellt, und nun sitzt die Uhr perfekt an meinem linken Handgelenk.
Das Highlight ist natürlich das gebogene und extrem kratzresistente Saphirglas. Die Uhr wiegt inklusive Armband und einem entfernten Element 103 Gramm und misst 46 x 46 x 11,3 Millimeter. Die von Huawei angegebene Dicke berücksichtigt allerdings nicht die Wölbung des Sensors unten und die des Displays. So sind es bei mir fast 15 mm, und die Huawei Watch 5 ist auch etwas dicker am Handgelenk. Nach wenigen Tagen gewöhnt man sich an das Gewicht und die Größe der Uhr. Die Materialwahl ist jedenfalls über jeden Zweifel erhaben. Zudem ist die Titanlegierung spürbar leichter als die Edelstahlvariante.
Die Verarbeitung wird durch die IP69-Zertifizierung unterstrichen, zudem ist die Watch 5 mit 5 ATM zum Schwimmen, Duschen und Tauchen geeignet. Man muss die Uhr also nie ablegen. Nach dem Schwimmen fordert die Uhr nach einer Vibration dazu auf, sie etwas zu schütteln, um die Lautsprecher auszuspülen.
Display & Bedienung
Das 1,5 Zoll große Display ist durch Saphirglas geschützt und löst mit scharfen 466 x 466 Pixeln auf. Damit ergeben sich solide 310 Pixel pro Zoll und eine angenehm große Anzeige, um Nachrichten aller Art zu lesen und zu verstehen. Weiterhin kann sogar direkt über die Uhr mit einer vollen Tastatur geantwortet werden, was jedoch die umständlichste Option ist. Vorgegebene Kurzantworten sind ebenso möglich, wie auch die Antwort per Smiley.
Es handelt sich um ein LTPO-AMOLED-Display, das stets flüssig und genau auf sämtliche Eingaben reagiert. Laut Huawei wurde die Helligkeit auf 3000 Lux gesteigert, wobei ich bei aktivierter Taschenlampe nur 900 Lux messen konnte. Die automatische Helligkeitsregulierung funktionierte im Test gut, sie kann aber auch deaktiviert werden, sodass die Helligkeit dann manuell gesteuert werden kann. Die 3000 Lux sind offensichtlich der Spitzenwert und auch im direkten Sonnenlicht bleibt die Huawei Watch 5 perfekt ablesbar. Neben der Bedienung per Finger und Touch ist auch eine dreh- und drückbare Krone am Uhrenkörper angebracht. Zudem gibt es noch einen Schnellstartbutton, den man mit einer Auswahl an Funktionen belegen kann. Ein Always-On-Display steht nach wie vor zur Verfügung, reduziert die Akkulaufzeit aber deutlich. Im Test reagierte die Uhr stets zuverlässig auf die Drehung des Handgelenks und entsprechend ist die AOD-Funktion wohl nur für Spezialfälle von Bedeutung.
Ein besseres Display kann man bei einer Smartwatch kaum erwarten. Das Display der Huawei Watch 5 ist groß, scharf und hell, das gewölbte Glas fühlt sich exzellent an und die Touchsteuerung funktioniert perfekt.
Sensorik & Konnektivität
In puncto Sensoren ist die Huawei Watch 5 ebenso wie ihre Vorgängermodelle bestens aufgestellt:
- Beschleunigungssensor
- Gyroskop
- Kompass
- Optischer Herzfrequenzsensor
- Umgebungslichtsensor
- Barometer
- Temperatursensor
- EKG-Sensor
- Tiefensensor
Neu ist der auffällige X-Tap-Sensor an der Seite der Uhr. Mit ihm kann man jederzeit einen schnellen Gesundheitscheck per Finger durchführen. Durch die oben genannten Sensoren werden zahlreiche Gesundheits- und Sport-Tracking-Funktionen realisiert, auf die ich nachher noch genauer eingehe. Für die Standortbestimmung ist selbstverständlich auch eine Dual-Band-Navigation mittels GPS, Glonass und Beidou an Bord, die innerhalb weniger Sekunden den Standort ermittelt, sodass das Outdoor-Training umgehend beginnen kann. Zur Kommunikation und Datenübertragung sind 2,4-GHz-WLAN und Bluetooth 5.2 unverzichtbar. Natürlich ist auf der Uhr auch ein Speicher für Musik vorgesehen, sodass man auch ohne Smartphone unterwegs Musik hören kann und nicht auf eine eSIM angewiesen ist. Eine eSIM wird natürlich auch von der Huawei Watch 5 unterstützt. Auch NFC ist mit an Bord, sodass nun sogar das Bezahlen möglich ist, wenn auch stark eingeschränkt. Während Xiaomi-Smartwatches ebenfalls ohne Google über direkte Zahlungspartner wie Curve funktionieren, entscheidet sich Huawei für Quicko Wallet. Dieses muss man zunächst aufladen, um dann damit bezahlen zu können. Während es mit Huawei-Smartphones mittels Curve völlig unproblematisch funktioniert, geht Huawei bei den Uhren einen seltsamen Weg. So ist die Bezahlfunktion eigentlich unbrauchbar, da das Aufladen des Wallets mit Gebühren verbunden ist. Dank Mikrofon und Lautsprecher kann man auch mit der Uhr telefonieren – wer das möchte. Jedenfalls ist in puncto Sensorik und Konnektivität alles vorhanden, was man sich wünschen könnte. Der zusätzliche X-Tap-Sensor an der Seite bietet zudem eine schnelle und genaue Möglichkeit, die wichtigsten Gesundheitswerte jederzeit über den Finger zu überprüfen. Das ist wirklich eine coole Idee.
Smartphone-Anbindung & App der Huawei Watch 5
Innerhalb weniger Sekunden ist die Uhr per QR-Code mit der App verbunden. Da die Huawei Health App allerdings nicht im Play Store verfügbar ist, muss man sie wahlweise über die Huawei App-Galerie oder direkt von der Huawei-Webseite beziehen. Xiaomis HyperOS stellte sich bei den Benachrichtigungen in keiner Weise quer; das war bei Color OS oder Googles Pixel-System schon anders. Jedenfalls muss man der App natürlich sämtliche Zugriffsrechte einräumen, wenn man Benachrichtigungen erhalten möchte. Bei einigen Systemen ist dafür eine besondere Sicherheitseinstellung notwendig, aber nach einmaliger Konfiguration klappt das problemlos und sämtliche ausgewählten Benachrichtigungen kamen zeitnah und zuverlässig an. Alle normalen Funktionen und aufbereiteten Daten sind kostenlos nutzbar. Wie alle anderen Hersteller auch bietet Huawei die Möglichkeit, für 60 € jährlich Premiumfunktionen wie etwa Workoutpläne von Pamela Reif zu erwerben. Auch Ernährungsprotokolle und -analysen sind enthalten.
Zusätzliche Funktionen über bekannte Google-Apps wie Maps gibt es nicht, aber Huawei hat eine alternative Navigations-App parat, die entsprechende Standortdaten auf der Uhr abbilden und verarbeiten kann. Letztendlich gibt es für die meisten Google-Funktionen bis auf das Bezahlen eine schnelle und einfache Alternative. Auch Spotify lässt sich einfach mit der „Für den Spotify Player“-App nutzen. Eine Kalender-Synchronisation von Google ist jedoch umständlich, aber auch dafür gibt es eine Lösung: den „G-Kalender”. Wenn man alles einmal eingerichtet hat, klappt es wirklich zuverlässig und gut. Auch beim Antworten auf Benachrichtigungen bietet die Huawei Watch 5 alle erdenklichen Möglichkeiten.
Die Huawei Health App überzeugt nach wie vor mit einem hervorragenden Funktionsumfang und sehr benutzerfreundlichen Einstellungsmöglichkeiten. Auch die Aufbereitung der Daten in Form eines Kleeblatts sowie die Schlafanalyse gehören zu den besten aller bekannten Tracking-Apps. Alle Darstellungen in der App sind ansehnlich, und die Synchronisation mit der Uhr ist stets schnell und zuverlässig.
Gesundheits- & Sportfunktionen
Mithilfe der oben genannten Sensoren ermöglicht die Huawei Watch 5 folgende Gesundheits- und Sportfunktionen:
- Intelligentes Herzfrequenz-Monitoring
- EKG
- Beobachtung der Schlafatmung
- Automatische SpO2-Messung
- Hauttemperaturmessung
- TruSleep™
- Stress-Monitoring
- Atemübungen
- Zykluskalender
- Höhenmesser
- Health-Kleeblätter
- Gesundheitsüberblick
- Zusammenfassung der Gesundheitsdaten
Die Anzahl der Sportarten ist mittlerweile ohnehin nahezu unendlich, sodass jeder seine Sportart finden sollte. Ich habe die Funktionen für Schwimmen und Radfahren getestet und wie gewohnt sind sämtliche Daten von Huawei auf höchstem Niveau.
Abweichungen beim Puls im Vergleich zu einem Brustgurt fallen erst in höheren Pulsbereichen ins Gewicht, der Durchschnittswert ist hingegen nahezu identisch. Im Vergleich mit der Amazfit Active 2 und dem Xiaomi 15 (zum Test) gab es bei der zurückgelegten Strecke nur minimale Abweichungen. Beim Beckenschwimmen kam mit GPS-Tracking fast der genaue Wert heraus. Gerade die Geschwindigkeit, mit der die Huawei Watch 5 den Standort bestimmt, ist exzellent. Hierfür benötigen viele Uhren manchmal 1–2 Minuten. Im Folgenden seht ihr zudem einen kurzen Health-Glance-Report über den X-Tap-Sensor an der Seite. Bis auf das EKG klappt das Ganze wirklich zuverlässig, aber letzteres wollte bei mir nie „eindeutig” funktionieren.
Was ich an dieser Stelle wirklich vermisst habe, ist die automatische Erkennung des Trainingsendes. Eigentlich müsste die Uhr das relativ problemlos am Abfall der Herzfrequenz – zumindest bei den meisten Sportarten – feststellen. Stattdessen bin ich aber auch mal sechs Stunden Fahrrad gefahren, ohne mich wirklich fortzubewegen, und die Uhr hat sich darüber nicht gewundert. Ansonsten sind die Schlafdaten wie gewohnt übersichtlich und die Erkennung ist astrein. Selbst ein Mittagsschlaf wurde problemlos erkannt und in die Daten eingearbeitet. Wenn euch zuverlässige und nachvollziehbare Gesundheits- und Sportdaten wichtig sind, dann ist die Huawei Watch 5 auf jeden Fall empfehlenswert.
Akkulaufzeit & Ladeverhalten der Huawei Watch 5
Huawei gibt für die große Watch 5 in 46 mm mit einem 867mAh großen Akku eine Laufzeit von 4,5 Tagen (Standard-Modus) bis 11 Tagen (Energiesparmodus) je nach Nutzung an. Natürlich spielen die häufige Nutzung von GPS beim Sporttracking oder die Nutzung der eSIM-Funktion eine entscheidende Rolle. Mit allen Benachrichtigungen, permanenter Pulsmessung und Gesundheitsdaten, einer Stunde GPS-Tracking alle zwei Tage und Schlafaufzeichnung kam ich auf eine Laufzeit von knapp fünf Tagen. Durch weniger Benachrichtigungen und Streckenaufzeichnungen lässt sich die Laufzeit noch deutlich verlängern. Im Vergleich zu Wear-OS-Uhren ist die Laufzeit nach wie vor bombastisch und die 4,5 Tage im Standardmodus von Huawei definitiv nachvollziehbar.
Huawei unterstützt auch das kabellose Laden nach dem Standard Qi, sodass man nicht mehr auf ein proprietäres Ladepad angewiesen ist. Dennoch liegt eine Ladeschale mit integriertem USB-A-Kabel bei, und die Watch 5 lädt in 30 Minuten knapp 40%, in einer Stunde 70% und in eineinhalb Stunden über 90% auf. Angesichts der nach wie vor starken Akkulaufzeit ist das angemessen.
Testergebnis
Die Huawei Watch 5 ist zwar keine günstige Smartwatch, dafür aber eine der komplettesten auf dem Markt. Verarbeitung, Display, Sensorik und Gesundheitsfunktionen überzeugen auf ganzer Linie. Wer bereit ist, etwas mehr zu investieren, erhält eine hochwertig verarbeitete Uhr mit exzellentem Tracking, einer der besten Apps auf dem Markt und einer guten Akkulaufzeit, auch bei starker Nutzung. Schwächen wie das umständliche mobile Bezahlen oder die fehlende automatische Trainingserkennung trüben das Gesamtbild nur leicht. Der neue X-Tap-Sensor an der Seite ist eine sinnvolle Ergänzung, um schnell einen Gesundheitscheck durchzuführen. Vor allem für sportlich Aktive, die Wert auf Design und Zuverlässigkeit legen, ist die Watch 5 daher eine klare Empfehlung.
Denn auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine normale Uhr. Huawei lässt sich das, gerade bei der Titan-Version, die wir getestet haben, auch anständig bezahlen. Wer an erweiterten Gesundheitswerten interessiert ist, für den ist nach wie vor die Huawei Watch D2 (zum Test) eine Alternative. Wer günstiger an Sport- und Gesundheitsdaten interessiert ist und auch mal mit der Uhr bezahlen möchte, kommt bei der Xiaomi Watch S4 (zum Test) hingegen deutlich günstiger weg. Auch die Huawei Watch GT4 (zum Test) ist zum aktuellen Preis eine exzellente Alternative, bei der man kaum auf etwas verzichten muss.
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