Der chinesische Online-Shop Linsoul hat uns einen Semi Closed Back Over Ear-Kopfhörer seiner Hausmarke HarmonicDyne zugeschickt. Genauer gesagt handelt es sich um eine Kollaboration mit dem YouTuber Z Reviews. Zeos wollte laut eigener Aussage einen Kopfhörer mit sehr basslastiger und spaßiger Abstimmung erschaffen. Dafür hat er sich mit Linsoul zusammengetan. Das Resultat hört auf den etwas sperrigen Namen HarmonicDyne x Z Reviews Eris und kostet momentan rund 300 Euro.
Ich habe den Kopfhörer jetzt für einige Wochen zusammen mit dem Kiwi Ears Allegro Mini ausprobiert und jeden Tag für mehrere Stunden beansprucht. Meine Eindrücke habe ich in den kommenden Absätzen niedergeschrieben. Inwiefern ihr hier mehr Sound für weniger Geld als bei hochpreisigen Alternativen mit Bluetooth bekommt, schauen wir uns jetzt gemeinsam an!
Willkommen in der SmartZone HiFi Corner! Ich bin Benjamin. Neben Smartphones ist Audio eine meiner größten Interessen und im Team bin ich der bekennende Snob, wenn es um hochwertige Kopfhörer geht. In der HiFi Corner schreibe ich über alle möglichen Audio-Produkte, die mir so in die Finger geraten.
Alle weiteren in dieser Artikelreihe erschienenen Testberichte findet ihr unter diesem Link.
Design & Verarbeitung
Lieferumfang
Vor einigen Wochen habe ich bei Linsoul den Moondrop Para angefragt. Den gab es leider gerade nicht und als Alternative wurde mir der Eris von HarmonicDyne angeboten. Trotz der sehr basslastigen Abstimmung, die eigentlich nicht meinen typischen Vorlieben entspricht, habe ich zugesagt und rund zwei Wochen später ein Paket von FedEx in der Hand.
In der lilafarbenen Verpackung befinden sich neben dem Kopfhörer selbst ein Kabel von 4,4 Millimeter-Klinke auf zweimal 3,5 Millimeter-Klinke, das Handbuch und eine rudimentäre Tragetasche. Das beiliegende Kabel macht einen überraschend hochwertigen Eindruck und ich habe während der letzten Wochen keinen Grund gesehen, es auszutauschen. Die Earpads sind am Kopfhörer vorinstalliert, können aber natürlich ebenfalls ausgetauscht werden.
Ich empfinde es als super, dass ich den Kopfhörer bei Bedarf mit neuen Earpads und einem anderen Kabel personalisieren oder bei einem Defekt austauschen kann. Die Präsentation ist nicht vergleichbar mit Premiummodellen aus dem Bluetooth-Bereich wie dem Beoplay H95 von Bang & Olufsen, was ich aber in Anbetracht des Preis- und Zielgruppenunterschiedes auch nicht erwartet habe.
Tragekomfort
Der HarmonicDyne x Z Reviews Eris misst 210 x 175 x 105 Millimeter und wiegt 320 Gramm ohne Kabel. Das Kabel ist 1,5 Meter lang. Der Kopfhörer ist nur in Schwarz erhältlich und besteht aus Kunststoff, Glas und Aluminium. Die Earpads und das Kopfband bestehen aus einem Mikrofaser-Stoff und einer veganen Lederalternative. Der Eris wirkt insgesamt sehr stabil und klappert nicht, ist die Haptik und Präsentation betreffend aber keine Offenbarung. Hier wurde eher auf Stabilität und Praktikabilität als auf eine besonders edel anmutende Aufmachung Wert gelegt.
Das Kabel besteht aus einkristallinen Kupferdrähten. Die 3,5 Millimeter-Klinkenstecker klicken in den Kopfhörer hinein und sitzen dann wirklich bombenfest. Durch das Kabel bedingte Störgeräusche sind mir in meinem Test nicht aufgefallen. Allerdings verknoten die beiden Enden gerne mal und müssen dann entwirrt werden, indem ihr den Kopfhörer um die eigene Achse dreht. Das andere Ende – also jenes mit dem 4,4 Millimeter-Klinkenstecker – habe ich in den DAC eingesteckt und seitdem nicht mehr herausgenommen.
Den Tragekomfort des HarmonicDyne x Z Reviews Eris habe ich als ausgesprochen gut empfunden. Die Ohrpolster sind groß genug um meine Ohren vollständig zu umschließen. Der Anpressdruck passt für meine Kopfform perfekt und die Polster sind sehr weich, sodass selbst ich als Brillenträger den Eris für mehrere Stunden tragen kann, ohne dass Schmerzen am Ohr oder an der Schläfe auftreten. Auch das verstellbare Kopfband drückt an keiner Stelle unangenehm gegen mein Haupt. In diesem Bereich hat sich der HarmonicDyne Eris eine fantastische Wertung verdient, denn es ist der bequemste Kopfhörer, den ich bisher ausprobieren durfte.
Sound & Abstimmung des HarmonicDyne x Z Reviews Eris
Kommen wir zum wichtigsten Thema in diesem Testbericht – dem Klang. Beim HarmonicDyne x Z Reviews Eris handelt es sich um einen Semi Closed Back-Kopfhörer mit vier Öffnungen, die sich im Rahmen der Ohrmuschel befinden.
Das soll gegenüber einem normalen Closed Back-Kopfhörer eine breitere Bühne und ein luftigeres Soundbild mit besser lokalisierbaren Instrumenten zur Folge haben. Es bedeutet aber auch, dass ihr so gut wie keine passive Abschirmung gegenüber den Geräuschen der Außenwelt erwarten dürft und Leute um euch herum die Musik hören können, die ihr gerade abspielt. Damit sind solche Kopfhörer – ähnlich wie bei Open Back-Alternativen – besser fürs Musikhören in den eigenen vier Wänden geeignet als für unterwegs.
Die dynamischen Treiber haben einen Durchmesser von 50 Millimeter.
- Treiber: dynamische Treiber mit 50 Millimeter Durchmesser
- Architektur: Semi Closed-Back (vier Öffnungen)
- Eingangsimpedanz: 32 Ohm
- Frequenzgang: 10 Hz – 70 KHz (Free Field)
- Effektivwert: 118 db / VRMS
- Oberschwingungsgesamtverzerrung: <0.2%
Standardabstimmung – unglaublich viel Bass, heftige Spitzen in den Höhen
Keine Sorge – gleich fangen wir endlich an mit Musikhören. Davor möchte ich noch kurz auf die Standardabstimmung eingehen. Der HarmonicDyne x Z Reviews Eris ist in erster Linie ein Spaßkopfhörer. Er bietet eine massiv übertriebene Basswiedergabe, die jeden mir bekannten Kopfhörer in den Schatten stellt.
Mir ist das deutlich zu viel – je nach Song wirkt der Bass beinahe übergriffig. Dieser wummernde Nebel aus tiefen Frequenzen wird von wenig präsenten Mitten begleitet und immer wieder von grellen Höhen wie Nadelstiche durchbrochen. Die Grundabstimmung des Eris ist sozusagen die Perversion der V-Kurve, mit der momentan nahezu alle Mainstream-Kopfhörer ausgestattet sind. Wenn euch das gefällt – perfekt! Für mich ist das nichts, und deswegen habe ich mich schon nach kurzer Zeit mit Equalizer-Apps beschäftigt und versucht, der Grundabstimmung entgegenzuwirken.
Zumindest in Kombination mit dem Kiwi Ears Allegro Mini geht das nur in sehr beschränktem Maße. Korrigiere ich einzelne Frequenzen zu stark, nehme ich deutliche Verzerrungen in der Wiedergabe wahr. Den Bereich um 1 KHz kann ich zum Beispiel nicht um mehr als 4 dB verstärken, da sonst Verzerrungen auftreten. Selbst bei 4 dB sind diese Verzerrungen noch ganz leicht hörbar, klingen aber eher wie Vocal Fry und nicht wie Störgeräusche.
Rettung durch Equalizer
In meiner Abstimmung ist der Bass noch verhältnismäßig präsent und auch die Höhen wirken noch etwas schrill. Mit letzterem habe ich kein so großes Problem und an den weiterhin starken Bass gewöhnt man sich mit der Zeit. Mir war vor allem wichtig, die massiv unterrepräsentierten Mitten zwischen 500 Hz und 3,5 KHz zu korrigieren, damit Vocals und einige Instrumente nicht im Bass untergehen.
Das ist mir mithilfe der kostenlosen App Wavelet ganz gut gelungen – später habe ich dann, um das Resampling von Android zu umgehen, auf HiBy Music gewechselt. Unter Windows habe ich mich für FX Sound entschieden.
Wenn ihr – wie ich – eine eher neutrale Abstimmung gegenüber dem aktuellen Mainstream bevorzugt, werdet ihr euch mit Equalizern beschäftigen müssen. Das funktioniert, wie eben erwähnt, nur in beschränktem Maße. Unter dem Strich wäre es für mich wohl besser, direkt einen Kopfhörer mit näher an meinen Vorlieben liegender Abstimmung zu kaufen.
Wenn sehr viel Bass genau das ist, was ihr wollt, seid ihr beim Eris definitiv richtig aufgehoben. Selbst dann würde ich aber einen Equalizer verwenden, die Mitten zumindest leicht verstärken und den Bass vom oberen Bereich in den Tiefbassbereich verlagern, um ein runderes Gesamtbild zu erreichen.
Ein paar Beispielsongs…
Hören wir also Musik – mit dem HarmonicDyne x Z Reviews Eris und dem Kiwi Ears Allegro Mini, verbunden mit meinem Google Pixel 9 Pro. Wir hören in höchstmöglicher Qualität von Tidal und umgehen das Resampling von Android mithilfe von HiBy Music. Die von mir verwendeten EQ-Einstellungen mildern den Bass besonders im Oberbassbereich ab und pushen die Mitten so weit, wie es mit meinem Setup ohne Verzerrungen möglich ist. Die Höhen um 10 KHz habe ich minimal leiser gedreht.
Slowlife
Wir beginnen mit dem Song, den ich, seit ich Tidal verwende, mit Abstand am häufigsten gehört habe: Slowlife von Seeed. Bereits in den ersten 20 Sekunden fällt mir auf, dass der HarmonicDyne x Z Reviews Eris eine ganze Menge an Details wiedergibt. Die Glitch-Sounds im Hintergrund des Mixes wirken sehr präsent und der dann folgende Aufbau zum ersten Kick wirkt episch. Nach rund 40 Sekunden gibt es einen langgezogenen Synth-Sound, der ebenfalls unglaublich präsent wirkt. Ich kenne jeden Sound in diesem Lied in- und auswendig, habe das Ear Candy bisher aber nicht so deutlich wahrgenommen.
Die Vocals von Demba klingen für meinen Geschmack nicht warm genug – das ist aber meine persönliche Präferenz und soll nicht als Kritik verstanden werden. Die Horns verzerren mit meiner EQ-Einstellung und bei hoher Lautstärke, was natürlich schade ist. Besonders toll finde ich hingegen, dass der Eris einen für mich sehr angenehmen Kompromiss zwischen Separation und dem Erstellen eines Soundteppichs findet. Ich kann alle Elemente im Mix orten, aber das Gesamtkunstwerk wirkt dennoch wie aus einem Guss.
Me Gustas Tu
Seit Monaten warte ich auf Termine für Manu Chao in Europa – ein Flug nach Brasilien, wo derzeit eine Tour stattfindet, übersteigt dann doch mein Budget. Wir hören also Me Gustas Tu von Manu Chao.
Bereits im ersten Vers höre ich leichte Verzerrungen in den Vocals. Hierbei möchte ich noch einmal erwähnen, dass das nicht unbedingt die Schuld des HarmonicDyne x Z Reviews Eris sein muss. Meine EQ-Einstellung trägt vermutlich einen großen Teil dazu bei und ein Verstärker mit mehr Power als der kompakte Allegro Mini würde wahrscheinlich eine bessere Performance liefern. Die Wiedergabelautstärke spielt ebenfalls eine signifikante Rolle. Wenn ihr sowieso keine allzu präsenten Mitten haben und lieber im Bass baden wollt, trifft dieses Problem auf euch möglicherweise überhaupt nicht zu.
Für mich, für die Musik die ich höre und wie ich sie gerne höre ist der Eris nicht ideal geeignet – das wird mir spätestens jetzt klar.
RATATATA
Also wechseln wir das Genre und gucken, was Electric Callboy und Babymetal mir auf die Ohren zaubern.
Der Anfang macht direkt richtig Spaß – der elektronische Beat in Kombination mit dem Falsetto im ersten Vers klingt fantastisch. Dann setzen die E-Gitarren ein und es wird nur noch besser. Die Vocals sind präsent genug, die Gitarren nochmal ein Stück präsenter. Sie bringen eine wahrlich geniale, wummernde Basskomponente in den Mix und genau hier liegt eine große Stärke des Eris. Verzerrte E-Gitarren wirken voll und brachial – es hört sich einfach richtig geil an.
Allen Town Jail
Auch hier spielt der HarmonicDyne x Z Reviews Eris seine Stärken aus. Der Mix wirkt breit und dennoch greifbar, der Bass macht was er soll und und die luftige Abstimmung des Tracks sorgt für ein tolles Detailreichtum.
Wenn ihr besonders viel elektronische Musik und Metal hört, könnte für euch sogar die Grundabstimmung in Frage kommen. Dann treten die von mir beschriebenen Probleme in den Hintergrund und ihr könnt euch voll auf den krawalligen Bass einlassen.
Meine Einschätzung zum Klang des HarmonicDyne x Z Reviews Eris
Einige Aspekte des Klangs gefallen mir ausgesprochen gut. Der Detailreichtum und die Bühne sind meinen Vorlieben entsprechend und der Eris klingt allemal besser als jeder Bluetooth-Kopfhörer den ich kenne. Wenn ihr also von einem Kopfhörer mit Mainstream-Abstimmung auf einen ähnlich abgestimmten, aber insgesamt besser klingenden Kopfhörer wechseln wollt, seid ihr hier sehr gut aufgehoben.
Mir persönlich gefällt das Tuning überhaupt nicht. Ich bevorzuge deutlich weniger Tiefbass, präsente Mitten mit einer leicht warmen Kolorierung und etwas weniger stechende Höhen. Mit dem mir vorliegenden Equipment und dem Equalizer in der HiBy Music-App kann ich die Abstimmung nicht ohne Verzerrungen in das Klangbild hinzuzufügen an meine Bedürfnisse anpassen. Das ist schade, aber nicht unbedingt nur dem Kopfhörer vorzuwerfen.
Mir wurde dennoch eine komplett neue Welt der Audiowiedergabe eröffnet und ich hätte nicht gedacht, dass bereits ein günstiger HiFi-Kopfhörer die mir bekannten Closed Back-Alternativen von Sony, Bose und anderen Herstellern so deutlich übertreffen würde. Ich habe Blut geleckt und werde in den kommenden Wochen versuchen, andere Kopfhörer mit besser zu mir passender Grundabstimmung in die Finger zu bekommen.
Testergebnis
Ich hatte die letzten Wochen sehr viel Freude am HarmonicDyne x Z Reviews Eris. Einerseits, weil es sich um einen wirklich guten Kopfhörer mit fantastischem Tragekomfort, guter Verarbeitung und sattem Sound handelt. Andererseits, weil ich jetzt am Haken hänge und in den kommenden Monaten mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit weitere kabelgebundene Kopfhörer und DACs ausprobieren möchte.
Klanglich ist der Eris der richtige Kopfhörer für euch, wenn ihr auf eine spaßige Abstimmung mit Fokus auf Basswiedergabe und Kicks steht. Meins ist das ehrlich gesagt nicht, aber es entspricht dem aktuellen Mainstream und dürfte daher viele Fans finden. Nach einigen Stunden Trial and Error in einer Equalizer-App habe ich die Abstimmung besser an meine Bedürfnisse anpassen können. Dennoch möchte ich in Zukunft unbedingt noch einen Kopfhörer ausprobieren, der bereits von Haus aus ein Tuning bietet, das eher meinen eigenen Hörgewohnheiten entspricht.
Bluetooth-Kopfhörer im selben Preisbereich übertrifft der HarmonicDyne x Z Reviews Eris einerseits klanglich und andererseits den Tragekomfort betreffend um Welten. Durch die Semi Closed Back-Bauweise eignet sich der Kopfhörer aber nur bedingt für unterwegs. Im ICE-Ruhebereich würde ich mit dem Eris keine Musik hören, da das halbe Großraumabteil dann im Takt mitwippen könnte.
Fürs Musikhören in den eigenen vier Wänden ist es aber regelrecht perfekt, denn die entweichende Musik ist bereits im Nebenraum nicht mehr hörbar. Ein weiterer Vor- oder Nachteil der Bauweise – je nachdem, wie ihr das bewertet – ist die beinahe nicht vorhandene passive Abschirmung. Wenn neben mir jemand steht und mit mir spricht, höre ich die Person, als hätte ich keinen Kopfhörer auf.
Unter dem Strich sehe ich den HarmonicDyne x Z Reviews Eris bei euch, wenn ihr auf spaßig abgestimmte Kopfhörer mit sehr guter Auflösung, starker Detailwiedergabe und mittlerer bis breiter Bühne steht. Ihr müsst Bock auf Bass haben. Wenn ihr zuvor nur Erfahrungen mit Bluetooth-Kopfhörern gemacht habt und für Zuhause eine nicht allzu teure, kabelgebundene Alternative ausprobieren möchtet, werdet ihr vom Klang begeistert sein.
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