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Mit dem Grid TIE Inverter GMI700 gesellt sich bereits der zweite Budget-Wechselrichter im Kleinstformat zu uns ins Testlabor. Mit dem GMI120 (Zum Test) hat der Hersteller aufgezeigt, wie man einen Wechselrichter möglichst nicht konstruieren sollte. Nichtsdestotrotz erfreut sich auch der GMI700 großer Beliebtheit bei zahlreichen DIY-Solarlösungen und wird sogar für seine Reparaturfreundlichkeit gelobt.
Für nur 75€ erhaltet ihr mit dem GMI700 einen Wechselrichter, der eine Leistung von bis zu 700W bereitstellen kann und laut Hersteller für einzelne Solarmodule bis 700W geeignet ist. Der GMI700 ist wie das kleinere Schwestermodell (GMI120) unter verschiedenen Marken wie Y&H, BuyWeek, Ailao oder Yuangang erhältlich. Technisch unterscheiden sich die verschiedenen Hersteller nicht. Es spielt daher keine Rolle, unter welchem Markennamen ihr den GMI700 kauft. Wie sich der Grid TIE Inverter GMI700 im Test geschlagen hat, lest ihr im Folgenden.
Lieferumfang des Grid TIE Inverter GMI700
Der Lieferumfang gestaltet sich sehr übersichtlich. Neben dem Wechselrichter liegt lediglich ein 20 Zentimeter langes Anschlusskabel ohne Schuko-Stecker bei. Auf eine Bedienungsanleitung wird komplett verzichtet. Immerhin finden sich die wichtigsten technischen Daten direkt auf dem Aufkleber auf dem Wechselrichter. Benötigt ihr ein längeres Anschlusskabel mit Schuko Stecker, so könnt ihr dieses für 19 Euro über Amazon kaufen. Wir haben euch ein entsprechendes Angebot verlinkt.
GMI-120 Anschlusskabel 5 Meter
Design und Verarbeitung
Quadratisch, praktisch gut. Der GMI700 präsentiert sich schlicht und unauffällig. Das Gehäuse besteht aus Aluminium und ist gut verarbeitet. Die aufgeschraubten Seitenbleche passen allerdings nicht so ganz in das Erscheinungsbild eines IP55 zertifizierten Wechselrichters.
Auf der linken Seite befindet sich die Status-LED, die euch über den Betriebsstatus des Wechselrichters informiert. Der Wechselrichter ermöglicht, ein Solarmodul mittels Standard MC-4 Stecker anzuschließen. Für den Anschluss an das heimische Stromnetz kommt ein nicht näher spezifizierter AC-Stecker zum Einsatz, der mittels integrierter Dichtung eine wasserdichte Verbindung garantiert.
Mit einem Gewicht von 825 Gramm inkl. Anschlusskabel gehört der Wechselrichter zu den Leichtgewichten in dieser Leistungsklasse. Im Vergleich dazu bringt der Growatt Neo 800 (zum Test) ein Gewicht von 3,1 Kilogramm bei 800W auf die Waage. Auch die Abmessungen von 282 x 106 x 41 Millimeter werden von den meisten 400W-Wechselrichtern bereits überschritten.
Technische Daten des Grid TIE Inverters GMI700
Anders, als es der Name vermuten lässt, bietet der GMI700 nur eine Ausgangsleistung von 650W. Die IP55 Zertifizierung gehört ins Reich der Mythen und Fabeln, doch dazu im weiteren Verlauf mehr. Eine offizielle Anmeldung des GMI700 für den Einsatz als Balkonkraftwerkwechselrichter ist in Deutschland nicht möglich, da der Hersteller kein entsprechendes Zertifikat mitliefert. Der Wirkungsgrad liegt laut Hersteller bei bis zu 92% und somit rund 5-7% unter den Angaben der Markenhersteller wie Hoymiles oder Growatt. Die komplette GMI-Reihe verfügt weder über Bluetooth noch WLAN und daher über keine App-Anbindung. Für die Überwachung des Ertrages empfiehlt sich daher der Einsatz einer smarten Steckdose mit Strommessfunktion.
Anschluss und Inbetriebnahme
Der Grid TIE Inverter GMI700 verfügt über keinerlei Dichtungen zwischen den Gehäuseteilen, die ein Eindringen von Feuchtigkeit oder Schmutz verhindern könnten. Somit ist der IP55 Schutz, den der Hersteller vorgibt, leider nur auf dem Papier vorhanden. Wer sich an den Test des GMI120 erinnert, hat sicherlich noch im Hinterkopf, dass bei der GMI-Modellreihe ab Werk die Schutzfolien der Wärmeleitpads nicht entfernt werden. Dadurch wird der Wärmetransport der Transistoren/Dioden zum Kühlkörper behindert und die Haltbarkeit der Hardware herabgesetzt.
Diese Tatsache gilt auch für den GMI700. Ihr solltet daher vor Inbetriebnahme den Wechselrichter zerlegen und die Schutzfolien entfernen. Zum Schutz der eigenen Sicherheit müssen wir aber darauf hinweisen, dass Geräte, die mit 230V betrieben werden, nicht von Laien geöffnet werden sollten.
Bei dieser Gelegenheit haben wir das 20 Zentimeter lange Anschlusskabel gegen eine 2 Meter lange Anschlussleitung mit Schuko Stecker getauscht und den Wechselrichter wieder vollständig zusammengesetzt.
Der Grid TIE Inverter GMI700 im Testaufbau
Für eine vergleichbare Messung von Leistung, Start-Spannung und Temperaturverhalten versorgen wir den Eingang des Wechselrichters mit einem Labornetzteil 60V/20A.
Der GMI700 benötigt für den Betrieb eine Start-Spannung von 17,5V und erreicht sein Leistungsmaximum laut Strommessgerät bei 35V. Dieses liegt bei 630W. Dieser Wert ist allerdings nicht korrekt. Der aufmerksame Leser erkennt auf dem Labornetzteil, dass der Wechselrichter nur mit 550W versorgt wird, während er 630W einspeist. Das wäre ein Wirkungsgrad von 114% und würde die Gesetze der Physik aushebeln. Unser Leistungsmessgerät misst nur den Strom und Spannung, die der Wechselrichter ausgibt, und ermittelt so die Blindleistung des Gerätes. Aufgrund des extrem schlechten Leistungsfaktors liegt die tatsächliche Wirkleistung weit unterhalb der hier angezeigten Werte. Der Zusammenhang von Wirkleistung/Blindleistung/Scheinleistung und Phasenverschiebung würde allerdings den Rahmen dieses Artikels sprengen. Wichtig für den Nutzer ist die Tatsache, dass das Strommessgerät bei 35V 630W anzeigt und tatsächlich nur 490W in das heimische Stromnetz eingespeist werden. Interessanterweise tritt dieses Phänomen erst bei hohen Betriebsspannungen auf. Ich habe euch hier mal die Einspeiseleistung im Vergleich zum Spannungsverlauf aufgelistet:
Eingangs- spannung |
Einspeise- leistung |
Leistung Labornetzteil |
Eingangs- spannung |
Einspeise- leistung |
Leistung Labornetzteil |
18V | 67W | 80,67W | 31V | 523W | 496W |
19V | 82W | 99,37W | 32V | 593W | 512W |
20V | 101W | 121,2W | 33V | 609W | 520W |
21V | 124W | 148,05W | 34V | 619W | 533W |
22V | 136W | 160,6W | 35V | 634W | 562W |
23V | 166W | 194,5W | 36V | 613W | 570W |
24V | 197W | 230,2W | 37V | 621W | 581W |
25V | 209W | 242,2W | 38V | 621W | 582W |
26V | 247W | 283,92W | 39V | 622W | 593W |
27V | 277W | 315W | 40V | 624W | 602W |
28V | 317W | 350W | 45V | 639W | 654W |
29V | 338W | 383W | 50V | 617W | 668W |
30V | 428W | 450W |
Wie man sehen kann, liegt ab 30V die abgegebene Leistung des Wechselrichters höher als die zugeführte Leistung. Wäre das tatsächlich so, wäre das Energieproblem unseres Planeten gelöst. Die tatsächliche maximale Leistung wird bei rund 45V erreicht und sollte sich im Bereich 550-580W bewegen. Für den normalen Nutzer ist es somit nicht möglich, zu erfassen, wie hoch die tatsächliche Einspeiseleistung liegt, da die Strommessgeräte lediglich die Blindleistung ermitteln. Den Wirkungsgrad konnten wir aufgrund der hohen Blindleistung nicht ermitteln. Die uns zur Verfügung stehenden Leistungsdaten entsprechen leider nicht der Realität und eine Messung der realen Wirkleistung ist mit unseren Messmethoden zu ungenau. Legt man die niedrigen Spannungen bis 29V zugrunde, liegt der Wirkungsgrad im Bereich von rund 82-86% und damit weit unterhalb von hochwertigen Markenherstellern. Passend zum schlechten Wirkungsgrad macht der Wechselrichter zusätzlich durch einen hohen Stand-By-Verbrauch von 1,7W auf sich aufmerksam. Auch das ist trauriger Spitzenplatz auf dem Negativtreppchen. Als wenn das noch nicht genügt, gibt der Wechselrichter einen Brumm- und Rasselton von sich, der je nach abgegebener Leistung variiert.
Temperaturverhalten des GMI700
Normalerweise wird für diesen Test der Wechselrichter für 3 Stunden mit voller Leistung belastet und im Anschluss die Temperaturen mittels Wärmebildkamera erfasst. Die Raumtemperatur betrug zum Testzeitpunkt 18°C.
Der GMI700 erreicht bereits nach 15 Minuten seine kritische Oberflächentemperatur von 75°C und drosselt die Leistung erst auf 490W, um dann nach weiteren 5 Minuten die Leistung auf 240W zu reduzieren. Gelegentlich steigt die Leistung nochmals für einen kurzen Zeitraum auf 490W, um dann wenige Minuten später wieder auf 240W abzufallen. Das Temperaturverhalten ist eine Katastrophe, und das Gehäuse ist für diese Leistungsklasse völlig unterdimensioniert.
Testergebnis
Schlechter Wirkungsgrad, hohe Betriebstemperaturen, hoher Stand-By-Verbrauch, hohe Blindleistung, kein IP-Schutz und nicht entfernte Schutzfolien auf den Wärmeleitpads sprechen eine deutliche Sprache. Genau genommen gibt es keinen Grund, den GMI700 Grid TIE Inverter zu empfehlen. Der günstige Preis von 75€ ist aufgrund der unterirdischen Performance noch deutlich zu teuer. Wir sprechen für den Wechselrichter daher absolut keine Kaufempfehlung aus, verzichten auf einen Preisvergleich und würden euch für nur 25€ mehr den Growatt Neo 800M-X (zum Test) empfehlen. Dieses Modell überzeugt durch hohe Leistung und ein exzellentes Preis-Leistungs-Verhältnis.
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Ok, Flex-ATX-Netzteil mal anders? Erster Eindruck jedenfalls 😀
cu, w0lf.
Checkt mal den: “ABSAAR AB800A 800W Wechselrichter | PV WiFi Wechselrichter für Balkonkraftwerk” den es bei Amazon für €85,- gibt. Der hat 2 400W Eingänge, W-LAN & ist angeblich nach DIN VDE V 0124-100 und VDE-AR-N 4105 freigegeben.