Der Google Assistant stirbt – lang lebe Gemini!
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Seit Sommer 2017 gibt es bei uns in Deutschland den Google Assistant als Nachfolger von Google Now. Nun wird der in die Jahre gekommene Sprachassistent zu Grabe getragen. Das zu Beginn als Bard vorgestellte KI-Sprachmodell Google Gemini ist ab sofort in einer kostenlosen Standard- und einer kostenpflichtigen Premiumvariante verfügbar. Gemini soll in den kommenden Wochen und Monaten den Google Assistant vollständig ersetzen – in den USA ist diese Option sogar schon verfügbar.
Ich habe das neue KI-Modell im Browser ausprobiert. Was der neue Assistent so kann und warum es die Android-App bisher nicht nach Deutschland geschafft hat, schauen wir uns in dieser kurzen Meldung gemeinsam an.
Das Ende des Google Assistant ist besiegelt
Einschlägige Medien vermuten schon seit einigen Wochen, dass Google den Assistant zu Grabe tragen möchte. So wurde der Button für die Spracheingabe im Pixel Launcher in einem kürzlichen Update neu belegt – vorher war es der Google Assistant, nun ist es die gute alte Sprachsuche, die wir auch aus der Browser-Version der Google Suche kennen. Zudem wurden Features von diversen Smart Home-Geräten durch ein Update ersatzlos gestrichen. Auf dem Nest Hub gibt es jetzt zum Beispiel keine schicke Anzeige von Rezepten mehr. Kurzum: Der Google Assistant hat seinen Zenit erreicht.
Schon vor vielen Monaten hat Google als Reaktion auf den enormen Erfolg von ChatGPT das eigene KI-Sprachmodell Bard der Öffentlichkeit vorgestellt. Seitdem hat es einige mehr oder weniger öffentliche Testdurchläufe gegeben. Nun wurde Bard ganz offiziell zu Gemini umbenannt und der Rollout der Android-App beginnt, erst einmal nur in den Vereinigten Staaten. Diese App soll explizit die Option bieten, den Assistant durch Gemini zu ersetzen.
Gemini und Gemini Advanced starten auch in Deutschland
Hierzulande wurde zeitgleich die Umbenennung von Bard zu Gemini vorgenommen. Allerdings sind viele Funktionen und ganz besonders die Integration in das Android-Betriebssystem vorerst nur auf Englisch und in den USA verfügbar. In Deutschland können wir zumindest die Browser-Variante schon ausprobieren und sogar bereits ein Abo für Gemini Advanced abschließen.
Gemini Advanced bietet laut Google einige Vorteile gegenüber der kostenlosen Version:
- Erhebliche Verbesserungen beim Schlussfolgern, Ausführen von Anweisungen, Programmieren und kreativen Zusammenarbeiten
- Kann hochwertigen Code in zahlreichen Programmiersprachen verstehen, erklären und generieren
- Kann verschiedene Arten von Eingaben (inklusive Text, Bilder und Code) verstehen und darauf antworten
Zudem sollen bald Integrationen in andere Google Apps erfolgen:
- Gmail & Google Docs: Lass dir beim Schreiben von Einladungen, Lebensläufen und anderen Texten helfen – von der ersten Idee bis zum letzten Schliff
- Google Docs Präsentationen: Du brauchst nur ein paar Wörter einzugeben, um mühelos passende Bilder für deine Präsentationen zu erstellen
- Google Meet: Verbessere auf magische Weise die Qualität deines Videos durch reduziertes Bildrauschen, ein schärferes Bild und eine bessere Belichtung
Das Premium-Abo wird über Google One angeboten
Inwiefern Gemini Advanced auch mit den hierzulande verfügbaren Features und Integrationen sein Geld wert ist, kann derzeit wohl noch niemand beurteilen. Ich persönlich habe kaum einen Einsatz für KI-Sprachmodelle, freue mich aber, wenn Gemini als verbesserte Variante des Google Assistant fungieren wird. Wer schon jetzt das Premium-Abo ausprobieren will, kann jenes über Google One buchen.
Dazu wurde das neue Abo “AI Premium” geschaffen. Es kostet 21,99 Euro im Monat und ist nur mit monatlicher Abrechnung erhältlich. Es beinhaltet alle Vorteile des “Premium”-Abos, das mit 9,99 Euro zu Buche schlägt. Demnach kostet Gemini Advanced also 12 Euro im Monat – zumindest wenn man das “Premium”-Abo ohnehin abgeschlossen hätte. Ein zweimonatiger Testzeitraum kann ab sofort kostenlos abgeschlossen werden. 10% Guthaben für Google Store-Käufe gibt es übrigens auch im AI-Abo, es hat nur irgendjemand bei Google vergessen, die entsprechenden Banner einzufügen.
Was kann Gemini jetzt schon?
Hierzulande ist Gemini nur im Browser über diesen Link erreichbar. Es öffnet sich eine durchaus typisch aussehende Oberfläche. Unten kann ich einen sogenannten Prompt eingeben und dann werden oben im Chat-Stil meine Anfragen und die Antworten des Sprachmodells angezeigt. Aktuell scheinen nur kontextbezogene Anfragen möglich zu sein. Ich habe es eben einmal mit “Schalte das Licht im Arbeitszimmer an” probiert – das funktioniert bisher nicht.
Was hingegen ausgezeichnet funktioniert, sind Zusammenfassungen langer Texte, Hilfe bei der Recherche und simple Anfragen nach dem Wetter, der Uhrzeit oder dem Datum. Als ich gefragt habe, warum es jetzt schon dunkel wird, habe ich eine ausführliche Erklärung zugeschnitten auf meinen aktuellen Standort und das derzeitige Datum erhalten. Die Antworten werden in ausgezeichneter Sprache ausgegeben und sind weitaus angenehmer formuliert als die paar vorgefertigten Textbausteine des Google Assistant. Zudem kann ich mir Updates – zum Beispiel zum Wetter – direkt an meine Assistant-App auf dem Handy schicken lassen.
Der Funktionsumfang von Gemini ist in Deutschland also ähnlich zu ChatGPT – es fehlt die Integration in das Ökosystem von Google. Diese wurde mit der vollständigen Veröffentlichung in den USA hinzugefügt und soll bald auch in anderen Ländern ausgerollt werden. Erst dann wird die Android-App auch für andere Länder freigeschaltet.
Mehr Features in den Vereinigten Staaten
In den USA wird jetzt auch die Gemini-App angeboten. Diese deckt einen ähnlichen Funktionsumfang wie zuvor der Google Assistant ab. Sogar das klassische “Hey Google” wird bereits unterstützt. Derzeit scheint das Steuern smarter Geräte allerdings noch nicht möglich zu sein und auch die Integration von Features wie das Stellen eines Weckers ist aktuell laut einiger Beschreibungen noch nicht erfolgt. Auf Reddit wird zudem bemängelt, dass selbst nach einem Sprachkommando erst noch ein Button gedrückt werden muss, damit der Prompt verarbeitet wird.
Früher oder später wird es diese App auch zu uns schaffen und dann nach und nach den Google Assistant ersetzen. Ob und wann das auch auf Smart Speakern und Smart Displays geschehen soll, wurde bisher nicht kommuniziert.
Unsere Einschätzung zu Gemini
Mit der Veröffentlichung von Gemini beginnt bei Google ein neues Zeitalter der smarten Assistenten. Schon jetzt ist die Qualität der Antworten im Web Front-End selbst in deutscher Sprache ausgezeichnet. Nun muss nur der Funktionsumfang mit dem des Google Assistant gleichziehen und es muss eine Integration von Gemini in andere Google Apps erfolgen. Diese Prozesse werden sicherlich noch einige Monate dauern.
Aktuell halte ich deswegen das Premium-Abo nur für eine nette Spielerei für Early Adopter. Ich habe es bisher nicht ausprobiert – mein laufendes Google One-Abo ist immerhin schon für ein Jahr im Voraus bezahlt. Sobald der volle Start des neuen Sprachmodells auch außerhalb der USA erfolgt, werde ich aber zumindest der zweimonatigen Testphase eine Chance geben.
Was haltet ihr von den aktuellen Entwicklungen bei Google und dem baldigen Ende des Google Assistant? Schreibt eure Meinung gerne in die Kommentare!
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Achtung: wenn jemand ein Google One-Abo mit Family und Freunden teilt (evtl. aus dem Ausland aus Gründen…), kann nur die Person, welche das Abo abgeschlossen hat, von Gemini Advanced profitieren. Die anderen User leider nicht. Wer Gemini Advanced nutzen will, muss es selbst abonnieren. Google rät auch dazu, das Family-Abo zu verlassen und selbst eins abzuschliessen. Das wäre es mir zumindest nicht wert.
Hi Mike,
das ist ein toller Hinweis, danke dir. Ich hab deinen Kommentar mal angepinnt, falls noch weitere Leser hier kommentieren sollten und damit das nicht untergeht.
Viele Grüße
Benjamin