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Mit CMF hat die neue Smartphone-Marke Nothing nun ein Label für preiswerte Gadgets. Wir haben die CMF Watch Pro im Praxistest. Dabei handelt es sich um eine ordentlich ausgestattete Smartwatch für 70€. Zur Ausstattung zählen ein 1,96 Zoll großes und helles AMOLED-Display, eigenständiges GPS und ein 340mAh großer Akku, der fast zwei Wochen Laufzeit bieten soll.
Das Nothing Phone 2 konnte im Praxistest mit toller Software überzeugen – Hat man die auch bei der Smartwatch angepasst? Hart ausgedrückt, aber die CMF Watch Pro ist gewissermaßen „Modeschmuck“: günstig, schick, erfüllt seinen Zweck, ist aber nicht besonders hochwertig.
Update 23.01: Die Verbindungsabbrüche wurden per Update gelöst. Wir haben zudem vom Hersteller ein PDF erhalten und hier angehängt, welche Berechtigungen, die CMF Watch App benötigt.
Design, Verarbeitung & Tragekomfort
Drei Farbvarianten sind verfügbar. Die Variante mit schwarzem und silbernem Silikonband haben ein mattes dunkelgraues Gehäuse. Die farbenfrohe Version mit orangefarbenem Band bekommt ein silberglänzendes Gehäuse. Für die Smartwatch nutzt man Aluminium, mit einem Kunststoffboden und einem flexiblen Silikonband samt klassischer Dornschließe. Die CMF Watch Pro misst 46,9 x 39,8 x 12,9mm und wiegt 47 Gramm inklusive des Armbands bzw. 30,4g ohne. Zum Schutz vor Wasser und Staub ist die Smartwatch nach IP68 zertifiziert und könnte auch zum Duschen anbehalten werden. Unter den Sportmodi findet Schwimmen allerdings nicht.
Die Verarbeitung insgesamt ist gut und die CMF Watch Pro sieht auch ziemlich modern aus. Am Design stören eigentlich nur die unnötig dicken schwarzen Displayränder um das Panel. Am Metallrahmen sind rechts der Button, Lautsprecher und Mikrofon untergebracht. Der Rahmen es recht eckig, aber das Armband geht nahtlos über.
Der Tragekomfort ist gut, aber nicht super. Das Silikonband ist schön flexibel, aber die Dicke des Metallgehäuses stört etwas. Das Silikonband kann über den klassischen 2-Pin Konnektor gegen ein 22mm breites Armband ausgetauscht werden. Der Lieferumfang beinhaltet lediglich die Smartwatch, mit USB-A Ladekabel und Zettelwerk.
Display
Zum Einsatz kommt ein 1,96 Zoll großes eckiges AMOLED, das mit 410 x 502 Pixel auflöst und so eine hohe Bildpunktdichte von 332 Pixel pro Zoll erreicht. Die Bildwiederholungsfrequenz liegt bei 59 Hertz. Die maximale Helligkeit liegt bei 600 Lux, womit man auch in der Sonne kein Problem hat. Leider ist kein Lichtsensor verbaut, sodass man in den Schnelleinstellungen per Tippen durch die fünf Stufen wechseln muss. Ein Always-on-Display mit der Uhrzeit kann man sich bedarf dauerhaft oder im bestimmten Zeitraum anzeigen lassen.
Das Display kann nicht per Tippen aktiviert werden. Hier muss man sich auf das Anheben bzw. Drehen des Handgelenks verlassen oder auf den physischen Button an der Seite drücken. In der CMF Watch App gibt es einige Zifferblätter zur Wahl. Diese sind im Stile von Nothing OS gehalten, aber die wenigsten stellen mehr Informationen als Uhrzeit und Datum dar.
Das AMOLED an sich ist gut und lässt angesichts des Preises auch nicht viel Raum für Kritik: Es ist hell und der Touchscreen funktioniert präzise. Beim Display stören die Displayränder am meisten! Nicht nur, dass sie sehr dick sind, auch sind die Rundungen unnatürlich ausgeschnitten – Das hätte Nothing definitiv besser hinbekommen.
Spezifikationen: Konnektivität & Sensoren
Mit dem Smartphone koppelt sich die CMF Watch Pro über Bluetooth 5.3. Dafür braucht es die CMF Watch App – hier im Google Play Store und auch für iPhones im App Store. Verbaut sind lediglich ein Beschleunigungssensor und der Puls- & SpO²-Sensor unten. Dazu hat die CMF Watch Pro eigenständige Standortbestimmung über GPS. Funktionen wie mobiles Bezahlen über NFC, das Koppeln von Kopfhörern oder externen Pulsmessern oder ein eigener App-Store sind nicht an Bord.
Smartwatch-System
Die CMF Watch Pro ist vorrangig für Benachrichtigungen, die Musiksteuerung des Handys, Anrufe, Sport- und Gesundheitstracking gedacht. Updates kamen im Testzeitraum von drei Wochen gleich zwei: eines zu Beginn und Anfang 2024 mit Bugfixes und einem Kalender.
Update 23.01: Die Verbindungsabbrüche wurden gelöst! Es kamen weiterhin mehrere Updates und nun hält die Uhr zuverlässig die Verbindung zum Smartphone. Getestet haben wir die mit dem Nothing Phone 2 und dem Samsung S24 Ultra. Es ist wichtig, der CMF Watch App die Berechtigungen zu erteilen. Der Hersteller hat sich mit uns in Verbindung gesetzt und uns ein PDF mit Anleitung für Android und iPhone zukommen lassen:
How to enable the notification permission on your CMF Watch Pro
Das Smartwatch-System geht keine Experimente ein und bedient sich ähnlich wie Amazfit oder Wear OS. Streicht man nach unten, kommt man zu den Schnelleinstellungen. Auf der anderen Seite sind die Benachrichtigungen. Diese werden nur zur Uhr hin synchronisiert: Löscht man sie auf dem Smartphone, verbleiben sie auf der Uhr und müssen dort auch einzeln oder alle auf einmal ebenfalls gelöscht werden. Die Widgets, durch die man nach links und rechts streicht, sind leider nicht reaktiv. Folgende sind implementiert: heutige Aktivität, Herzfrequenz, Wetter, Schlaf und Telefonieren. Beim letzten kann man dann schnell einen Anruf tätigen, direkt über die Uhr.
Das größte Feature der günstigen Uhr ist die Telefonfunktion. Verbaut sind ein Mikrofon und Lautsprecher. Anrufe kann man direkt auf der Smartwatch annehmen oder einen Anruf starten (letzten Nummern der Anrufliste, Favoriten oder Nummer selbst wählen). Für kurze Telefonate ist die Qualität in Ordnung. Das Mikrofon macht einen besseren Job als der Lautsprecher, welcher recht schrill ist und viel an die Umwelt abgibt.
Über die CMF Watch Pro kann man auch den Sprachassistenten des Smartphones bedienen. Ob das aber schneller geht, als einfach schnell zum Handy zu greifen? Gleiches gilt für die Musiksteuerung über die Uhr.
Smartphone-App: CMF Watch
Genutzt habe ich die CMF Watch 2 Pro mit dem Nothing Phone 2, also beide Geräte aus dem Unternehmen. Vorteile hierdurch ergeben sich allerdings nicht. Man bekommt die gleiche Nutzererfahrung, mit jedem Smartphone und der „CMF Watch App“.
Die CMF App hat die typische Ansicht mit vier Reitern. Die Hauptseite zeigt schnell alle Gesundheitsstatistiken. Unter „Training“ kann man über die App ein Workout starten. Der dritte Reiter bietet alle Individualisierungs- und Einstellungsmöglichkeiten der Smartwatch. Beim letzten Tab findet man Konto- und Appeinstellungen.
Gesundheits- & Sporttracking
Die Smartwatch zeichnet auf Wunsch die Herzfrequenz und dauerhaft auf. Auf Wunsch bekommt man eine Warnung bei zu hohem Puls. Dazu wird der Ruhepuls ermittelt. Auch die Blutsauerstoffsättigung wird gemessen. Zum Gesundheitstracking werden die Schritte gezählt, die zurückgelegte Distanz bestimmt, Kalorien berechnet und der Schlaf aufgezeichnet. Hier fehlt in der App eine Verarbeitung der Daten. Man kann sich lediglich die Statistiken anschauen und versuchen, seine täglichen Aktivitätsziele zu erreichen. Ein umfassendes Gesundheitsmanagement wie bei Huawei, Apple oder Amazfit findet nicht statt.
Das Schlaftracking ist eher eine Tendenz. Nervig beim Tracking: sobald man liegt, aber noch wach am Handy daddelt, startet der Schlaf, und wird auch erst mit dem tatsächlichen Aufstehen beendet.
Workout: Gesundheitswerte & GPS
Die CMF Watch Pro kann über 110 Sportmodi aufzeichnen, wovon viele einfach nur den Puls aufzeichnen. Die wichtigsten Sportarten sind natürlich dabei. In der App wählt man die Favoriten aus, sodass man auf der Smartwatch nicht durch eine ellenlange Liste scrollen muss.
Das Sporttracking funktioniert einfach und zuverlässig. Beim Training werden schnell die wichtigsten Daten angezeigt. Aber bis zum Ende ist das nicht durchdacht: Am meisten hat mich in der App gestört, dass der durchschnittliche Puls nicht angezeigt wird, nur die minimale und maximale Herzfrequenz und in welchen Bereichen man prozentual unterwegs war. Auf der Uhr kann man den durchschnittlichen Puls nachschlagen. Auch Trainingsdetails beim Joggen wie die Schrittlänge und -Frequenz oder Tempi werden nicht zum Handy übertragen.
Die CMF Watch Pro hat eine eigenständige Standortbestimmung per GPS, GLONASS, Galileo, QZSS und BeiDou. Das funktioniert in der Praxis auch zuverlässig und präzise. Etwas nervig: Startet man das entsprechende Training, wird das Standortsignal gesucht, nur kommt keine Bestätigung – der Standort ist dennoch nach etwa 15 Sekunden bestimmt.
Im Vergleich mit der Amazfit Active, die ebenfalls das eigene GPS nutzt, hat die CMF Watch Pro über 10 Kilometer Strecke 200 Meter verloren. In dem Zuge ist auch die Pulsabweichung interessant: Die Amazfit Active gibt 4 BPM weniger durchschnittlichen Puls an. Die Abweichung im Vergleich zum Smartphone beträgt etwa 10m pro Kilometer.
Akkulaufzeit
Der Akku misst 340mAh und soll 13 Tage bei durchschnittlicher und 11 Tage bei intensiver Nutzung durchhalten. Das hängt natürlich stark davon ab, wie stark die Uhr genutzt wird, denn gerade GPS benötigt viel Akku. In meinem Testszenario mit möglichst maximaler Nutzung war die CMF Watch Pro nach 8 Tagen leer. Geladen wird die CMF Watch Pro über das magnetisch-haftende Ladekabel mit USB-A Port. In knapp einer Stunde ist der Akku wieder voll.
Testergebnis
„Modeschmuck“ hört sich zwar hart an als Urteil, aber dafür kostet die CMF Watch Pro auch nur ~70€. Es ist auch ganz gut so, dass die preiswerten Gadgets als „CMF“ gemarkt sind, denn der Qualität der Nothing Smartphones und TWS-InEars werden sie nicht gerecht. Das Design der CMF Watch Pro ist schick, das AMOLED gut und die Akkulaufzeit lang. Aber bei den Funktionen gibt es nur das Standardrepertoire und die Software – sowohl auf der Uhr und noch mehr die Smartphone-App – benötigt mehr Aufmerksamkeit.
Die CMF Watch Pro würde es schon stark aufwerten, wenn man die gesammelten Daten exportieren könnte, z.B. über das neue Health Connect von Google. Denn so kann die CMF Watch Pro nicht mehr als Xiaomi Mi Band 8 (zum Test), bis auf GPS. So kann man die CMF Smartwatch nur Fans von Nothing empfehlen oder wer eine modische Uhr mit langer Akkulaufzeit sucht. Besser macht es definitiv Amazfit, die ein ausgezeichnetes Betriebssystem entwickelt haben. Der kleine Aufpreis zur Amazfit Bip 5 (zum Test) und der Amazfit Active (zum Test) lohnt sich aber unserer Meinung nach.
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Ich werde die Uhr Mal ausprobieren. Die Messwerte können auch nicht viel falscher sein, als bei den anderen Herstellern.
Meine viel zu teure Honor Watch 4 ist auch nicht gerade Gut. Hat mich letzte Nacht 2 Mal geweckt, weil mein Puls angeblich unter 50 war. Die neuen Honor und Huawei Uhren messen generell den Puls viel zu niedrig.Die alten waren da besser.
Der Link zu dem PDF mit den erforderlichen Berechtigungen scheint irgendwie nicht mehr zu funktionieren?
Interessant… Ich kann nur feststellen, dass sämtliche Smartwatches, die meinen ein WearOS an Board haben zu müssen, grottenschlechte Laufzeiten haben. Die CMF ist jetzt Smartwatch #6. Ich kann nur feststellen, dass die ersten Samsung Uhren mit Tizen sehr gut waren, das ist mit WearOS vorbei. Skagen sehen auch nur gut aus, der Akku hält mit Workout etc. keine 2h durch, genau genommen der letzte Dreck und scheiße teuer. Fitbit sind nicht schlecht, zum Schwimmen taugen aber auch die nicht. Von der Sorte sind inzwischen auch zwei Exemplare durch. Ich kann auch nur aus eigener Erfahrung sagen, NFC braucht kein Mensch,… Weiterlesen »
Ich habe die Uhr gekauft un wieder zurück geschickt. Nach dreimaligen Gebrauch war das GPS defekt. Ansonsten fand ich die nicht so doll. Die Watchfaces sind super langweilig, der Funktionsumfang eher schmal. Jede preiswertere Amazfit leistet mehr. Sehr schade.