Chinesische Elektroautos in Deutschland: Überblick und Ausblick
Chinesische Autohersteller sind seit einigen Monaten auf dem Vormarsch. Marken wie MG und Aiways verkaufen einige Modelle bereits offiziell in Deutschland. Weitere Hersteller werden folgen. Welche E-Autos hier bei uns erhältlich sind und auf welche Stromer wir uns demnächst freuen können, fassen wir in diesem Artikel kurz und kompakt für euch zusammen. Dabei verweisen wir natürlich auch auf unsere Testberichte.
Chinesische E-Autos in Deutschland – der Markt im Überblick
Aiways
Der erst 2017 gegründete chinesische Hersteller Aiways ist aktuell mit zwei Modellen in Deutschland vertreten. Die europäische Niederlassung befindet sich in München, als Verkaufspartner fungiert der Elektronikhändler Euronics. Wartung und Ersatzteile übernimmt ATU. Der Name Aiways leitet sich übrigens vom chinesischen Ai (Liebe) und dem englischen Ways (Wege, Straßen) ab.
Das erste Modell des jungen Herstellers hört auf den Namen Aiways U5. Der Elektro-SUV ist seit Dezember 2019 in China erhältlich. In Deutschland wird das Modell seit August 2020 angeboten und seit Dezember 2020 ausgeliefert. Die Eckdaten lesen sich wie folgt: 150 kW Motorleistung, gut 400 Kilometer Reichweite nach WLTP, 35 Minuten Ladezeit von 20 Prozent auf 80 Prozent und vor allem ganz viel Platz. Für alle weiteren Infos empfehlen wir einen Blick in unseren Testbericht. Preislich geht es bei 35.993 Euro exklusive Förderung los.
Der Aiways U6 baut auf derselben Plattform wie der U5 auf, hat aber eine abfallende Dachlinie und gilt somit als SUV-Coupé. Das Modell soll im vierten Quartal 2022 in Europa an den Start gehen. Bisher kennen wir noch nicht alle Details, einzig die Studie Aiways U6 Ion wurde bereits in voller Pracht präsentiert. Technisch dürften sich die Unterschiede in Grenzen halten, wobei der U6 etwas mehr kosten dürfte. Sobald das Fahrzeug erhältlich ist, kümmern wir uns natürlich um einen Testwagen!
Lynk & Co
Lynk & Co gehört zum chinesischen Autokonzern Geely, der mit Marken wie Volvo und Polestar bereits eine breite Kundschaft im Westen anspricht. Im Gegensatz zum eher konservativen Volvo und dem sportlichen Polestar soll Lynk & Co mit neuartigen Verkaufsstrategien eine junge Kundschaft begeistern. In Deutschland bedeutet das ein sogenanntes Auto-Abo, bei dem ihr flexibel zu einem monatlichen Betrag ein Fahrzeug erhaltet und es jederzeit zurückgeben könnt. Klassisches Leasing und Kauf sind ebenfalls möglich. Beim Auto-Abo übernimmt Lynk & Co die Versicherung und alle Wartungskosten.
In Deutschland ist derzeit nur der Lynk & Co 01 erhältlich, der auf dem Volvo XC40 aufbaut, aber nicht als Elektroauto erhältlich ist. Mit dem Lynk & Co Zero Concept wurde ein batterieelektrisches Fahrzeug angekündigt, das dann allerdings als Zeekr 001 erschienen ist. Da die Marke Zeekr in Europa keine Rolle spielt, könnte dieses Modell im Westen unter der Flagge von Lynk & Co erscheinen. Das ist allerdings reine Spekulation, auch wenn eine gewisse Wahrscheinlichkeit durchaus gegeben ist. Wir bleiben an der Sache dran!
MG Motor
MG war einst eine britische Automarke, die seit 2007 vom chinesischen Hersteller SAIC Motor verwendet wird. Mit der ursprünglichen MG Rover Group hat das neue MG nichts am Hut, es wurden ausschließlich die Markenrechte und Werkseinrichtungen veräußert. In China hat MG Motor ein breites Portfolio mit grob einem Dutzend Modellen. Hierzulande sind vier Modelle erhältlich, von denen drei elektrisch sind.
Den Startschuss in Deutschland hat MG Motor mit dem ZS EV gezündet, der mittlerweile sogar in einer überarbeiteten Version erhältlich ist. Das kompakte SUV ist ab 30.420 Euro exklusive Förderung erhältlich. Je nach gewähltem Akku bietet es 320 Kilometer oder 440 Kilometer Reichweite nach WLTP, je nach Ausstattung gibt es ein Schiebedach und eine 360°-Einparkhilfe. Anders als bei Aiways gibt es für den MG ZS EV günstige Leasing-Angebote. Alle weiteren Infos findet ihr in unserem ausführlichen Testbericht zum alten Modell.
Ferner gibt es noch den MG Marvel R und den MG 5. Der Marvel R ist ebenfalls ein SUV, allerdings mit größeren Abmessungen und einem höheren Preis. Zudem ist der Akku in diesem Modell immer knapp 70 kWh groß, was je nach Konfiguration 370 Kilometer bis 402 Kilometer Reichweite (WLTP) ermöglicht. Der MG 5 – nicht zu verwechseln mit dem MG5 von Heckler & Koch 😉 – ist hingegen ein klassischer Kombi. Er kommt mit 320 Kilometer bis 400 Kilometer Reichweite nach WLTP. Im Handel ist der Kombi seit März 2022 – wir kümmern uns um einen Testwagen.
Nio
Nio wurde 2014 in Shanghai gegründet und soll noch in diesem Jahr auf dem deutschen Markt starten. In Norwegen ist der Hersteller bereits vertreten. Die bekannteste Technik des Start-Ups ist Battery Swap. Das bedeutet, dass Akkus an Stationen in wenigen Minuten ausgebaut und durch einen vollen Akku ersetzt werden. Das soll die Ladezeiten drücken und ein Erlebnis nahe eines Verbrenners ermöglichen.
Das spannendste Modell ist die Limousine Nio ET7, die auch hierzulande eingeführt werden soll. Über 1.000 Kilometer Reichweite bei 648 PS Systemleistung sind ein vollmundiges Versprechen, das aber Ende des Jahres bereits auf seinen Wahrheitsgehalt überprüft werden kann. Dann soll der Nio ET7 nämlich an den Start gehen. Der Preis ist entsprechend der Ausstattung ziemlich hoch.
Ebenfalls in Deutschland geplant ist die Veröffentlichung weiterer Modelle. Auf der Webseite gelistet sind derzeit der ES6, ES7, ES8, ET5 und EC6. Starttermine sind bisher nicht bekannt – da müssen wir uns wohl noch für einige Monate gedulden. Insgesamt sind Informationen noch sehr rar gesät, obwohl es schon in wenigen Monaten losgehen soll. Wir halten euch auf dem Laufenden und kümmern uns auch hier um Testfahrzeuge.
Ora
Ora ist eine Marke von Great Wall Motor. Das Modell Cat ist ein Kompaktwagen für den Stadtverkehr, der bereits 2022 in Deutschland an den Start gehen soll. Die Reichweite des Flitzers soll bis zu 400 Kilometer betragen, wobei auch ein kleinerer Akku mit bis zu 300 Kilometer Reichweite angeboten werden soll. Viele Sensoren und eine Rückfahrkamera gehören zur Serienausstattung, ein Glasdach hingegen nicht. Preislich erscheinen uns knapp 30.000 Euro als realistisch, vor allem in Anbetracht der ausufernden Serienausstattung. Offizielle Infos stehen bisher noch aus.
Ebenfalls von Great Wall Motor ist die Marke Wey, die aktuell aber kein elektrisches Fahrzeug in Deutschland anbietet und das ist nach derzeitigem Stand auch nicht plant.
Unsere Einschätzung
Aiways und MG haben vorgelegt, Nio und Ora werden demnächst folgen. Chinesische Autohersteller wollen den westlichen Markt erobern und expandieren mit Hochdruck. Die bisher von uns getesteten Modelle haben vor allem mit ihrem Preis überzeugt, sind aber nicht besser als die teureren Alternativen europäischer Marken. Vor allem die Premiummodelle von Nio könnten Mercedes, Audi und BMW ordentlich in Bedrängnis bringen. 1.000 Kilometer versprochene Reichweite liegen weit über dem WLTP-Wert des Mercedes-Benz EQS, der laut Prüfverfahren maximal 784 Kilometer schafft.
Leider haben wir selten spezifische Infos zum Marktstart oder zu den technischen Details. Diese müssen von den Herstellern alsbald nachgeliefert werden. Sobald das geschieht, informieren wir euch natürlich in einer kurzen Meldung darüber. Außerdem fragen wir zu allen neuen Modellen Testwagen an und hoffen, euch bald nach Marktstart ausführliche Testberichte und Videos präsentieren zu können. Wenn euch chinesische Elektroautos interessieren, lohnt sich der gelegentliche Blick in unseren Newsticker oder in die dafür vorgesehene Kategorie.
Erwähnenswert sind überdies die Marken Xpeng und Voyah. Beide Hersteller wollen mit Elektroautos in Europa starten, konzentrieren sich aber vorerst auf Norwegen.
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Warum fehlt in eurer Übersicht die Modellpalette von Elaris? Die haben zwei für Selbstmörder sehr interessante Fahrzeuge (Pio und Finn) sowie einen spannenden SUV (Beo).
Die Reichweiten sind ähnlich NEFZ, also noch viel unrealistischer. Man kann also gerne 50% abziehen.
Wer mit dem ganzen Chinagedöns nun auch noch ein Auto Made in China kauft, hat nichts verstanden. Schwächen wir doch weiter die deutsche Wirtschaft…..weiter so.
Es ist natürlich sehr viel klüger, die deutschen Hersteller all ihre Teile in China produzieren und uns zu mittlerweile krankhaft überhöhten Preisen verkaufen zu lassen.
Na dann, rette doch die arme deutsche Wirtschaft statt hier zu labern.
Spätestens wenn dir das 6. Kofferraumschloss, der Dritte Keilriehmen, das 2. Getriebe durch ist, dir nach 3 Monaten die Tür vom Geschirrspüler kaputtgeht – und überall Bosch draufsteht, und überall klar Sollbruchstellen “Made in Germany” klar erkennbar sind weist du wer die eigentlichen Blutsauger sind und du bist geheilt von “Deutschen”-Autos, Fahrrädern, Spülmaschinen, …
Moin Simon, zu dieser ganzen Thematik wollte ich auch irgendwann mal einen Artikel schreiben, aber weiß noch nicht genau wie. Letztlich sind das nämlich immer sehr persönliche Erfahrungen. Wir haben einen Gefrierschrank von Bosch, der seit Jahren durch Probleme, Fehler und Pannen glänzt. Gleichzeitig werde ich nie wieder eine Waschmaschine kaufen, die nicht von Miele oder Bosch hergestellt wurde. Einmal Whirlpool hat mich von jeglichen Billig-Alternativen in diesem Bereich geheilt. Was ich damit sagen will – Pauschalisieren kann man weder in die eine, noch in die andere Richtung. Und das macht es für Magazine und Blogs, die sich primär mit… Weiterlesen »