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Egal ob an der Scheibe, am Spiegel oder gar als Spiegel: Der Siegeszug der Dashcams setzt sich fort, auch in Deutschland. Rechtlich befinden sich die Videokameras immer noch in einer Grauzone, trotzdem wollen viele Autofahrer nicht darauf verzichten. Die AUTO-VOX X1 für 200 Euro ist ein Modell aus der gehobenen Klasse. Was sie kann und ob die Befestigung am Innenspiegel praktikabel ist, soll der Test zeigen.
Lieferumfang der Auto-Vox X1
Im peppigen Paket sind enthalten:
- AUTO-VOX X1
- Rückfahrkamera (Kabel 8,5 Meter)
- Kfz-Ladegerät (3,5 Meter)
- GPS-Modul
- Deutsche Bedienungsanleitung
- Gummibänder in zwei verschiedenen Härten
- Achtung: Eine SD-karte, Klasse 10 in FAT32, ist erforderlich, bis zu 128 GB laut Hersteller.
Befestigung
Die Montage der Dashcam ist eigentlich ganz leicht. Eigentlich deshalb, weil es nicht mehr braucht als die beiden Gummibänder, die um den Spiegel gewickelt und eingehakt werden. Je nach Dicke des Spiegels kann man zwischen zwei unterschiedlichen Härten/Zugkräften wählen. In jedem Fall ist garantiert: Die Dashcam hält bombenfest, sie wackelt nicht, sie klappert nicht. Wie es sich bei einem Demolition-Derby verhält, wurde nicht getestet.
Die hochwertig verarbeitete AUTO-VOX X1 sieht sehr elegant aus und fügt sich auch dank ihrer schlichten Optik in Schwarz/Silber gut in ihre Umgebung ein. Das ändert sich jedoch schlagartig, wenn die Kabel angestöpselt werden. Das sind: Stromversorgung, GPS-Empfänger und Rückfahrkamera. Wer darauf Wert legt, die Dashcam schnell zu installieren aber auch schnell wieder vom Rückspiegel zu entfernen, muss sich mit einem dicken Kabelbündel an der Frontscheibe abfinden.
Abhilfe verschafft nur ein aufwendiger (Fest-)Einbau. Das bedeutet: Die Kabel müssten oberhalb des Spiegels in den Dachhimmel verlegt werden und mittels Kabelklemmen an die Stromversorgung des KFZ angeschlossen werden. Die Stromversorgung und das GPS-Modul sind dabei noch die leichteste Aufgabe, knifflig wird es erst bei der Rückfahrkamera, die über den ganzen Dachhimmel nach hinten bis in die Heckklappe verlegt werden müsste. Für versierte Schrauber mag das an einem Abend erledigt sein, alle anderen sollten lieber die Finger davon lassen.
Zumal für eine perfekte Funktionsweise der Rückfahrkamera auch noch das entsprechende Kabel an z.B. die Rückscheinwerfer angepinnt werden muss. Die nach oben und unten schwenkbare und wasserdichte Kamera lässt sich entweder anschrauben (z.B. unter den Kennzeichenhalter) oder mit kräftigen 3M-Klebestreifen anpichen. Natürlich ließe sie sich auch irgendwo im Fond oder Kofferraum des Fahrzeuges installieren, um Kind oder Hund im Auge zu behalten.
Zusammenfassung: Eine schnelle Montage der AUTO-VOX X1 ist zwar prinzipiell möglich, macht aber nicht viel Sinn. Denn: Selbst bei mittelgroßen Autos wird es schon eng an der Windschutzscheibe. Bei ausgefahrener Kamera und drei angesteckten Kabeln ist es dahin mit der schlichten Eleganz. Problematisch ist vor allem die Montage bei modernen Autos, die oberhalb des Spiegels Regen- oder Lichtsensoren verbaut haben. Im blödsten Fall versperrt diese Sensorik der Dashcam die Sicht.
Verarbeitung und Design
In dieser Preisklasse ist es nicht zu viel verlangt, hohe Erwartungen zu haben. Und die werden von der AUTO-VOX X1 auch erfüllt. Der trapezförmige Plastikbody ist an seiner breitesten Stelle 27,7 cm breit, an der schmalsten 24,4 cm. In der Höhe misst er 7,5 cm und in der Tiefe 1,84 cm. Die Verarbeitung lässt keinen Raum für Kritik, sie ist sehr hochwertig.
An der Front sitzt das Prunkstück der X1: Das verspiegelte 9,88 Zoll Display, das gleichzeitig ein vollwertiger Rückspiegel und ein vollflächiger Bildschirm ist. Die Lesbarkeit ist selbst bei hellem Umgebungslicht ohne Einschränkungen gegeben. Das Display löst mit 720 Pixel gut auf, einzelne Pixel sind erst zu erkennen, wenn man die Nase an den Spiegel drückt – also ein für den Alltag absolut nicht relevantes Detail. Nettes Extra: Die Bildschirm-Helligkeit passt sich, je nach Einstellung, automatisch dem Umgebungslicht an.
Besonders schön gelöst: Von vorne betrachtet sind keine Knöpfe zu erkennen, was sehr edel wirkt. Noch schöner ist nur der Nachfolger, die X2, die auf den silbernen Rand verzichtet und stattdessen schlicht ganz in Schwarz daherkommt. Die Front-Kamera verschwindet entweder bündig im Gehäuse oder lässt sich wenige Zentimeter herausziehen. Das ist in der Regel bei fast allen Rückspiegeln nötig, außer vielleicht bei einem sehr kleinen Pkw.
Bedienung und Funktion
An der Unterseite ist der einzige Button verbaut, über den sich das Display aus- oder anschalten lässt. Ansonsten erfolgt die Bedienung selbsterklärend über den Touchscreen. Die Benutzung ist wirklich kinderleicht und – streng genommen – ist ein Eingriff in die Einstellungen gar nicht nötig: Dashcam montieren und loslegen.
Wer doch an den (wenigen) Stellschrauben drehen möchte, kann das mit einem Fingerdruck auf das Zahnrädchen machen, das erscheint, wenn man den Touchscreen berührt. Zur Auswahl stehen dann, auf deutsch, wichtige Funktionen, wie die Videolänge (1, 2 oder 3 Minuten) oder die manuelle Bildschirmhelligkeit. Sobald die MircoSD-Karte voll ist, wird automatisch die älteste Aufnahme überschrieben.
Auf Wunsch lässt sich der Park-Wächter aktivieren. Je nachdem, wie sensibel (niedrig, hoch oder aus) er eingestellt ist, startet die Aufnahme im geparkten Zustand (Zündung aus), sobald der G-Sensor eine Erschütterung, z.B. einen Parkrempler, registriert. In der Praxis ist dieses Extra aber für die Tonne, denn sobald die Zündung aus ist, wird die Dashcam nicht mehr mit Strom versorgt. Der 400 mAh-Akku hält ohne Stromzufuhr gerade einmal fünf Minuten durch.
Neben dem Zahnrädchen-Symbol befindet sich die Umschalttaste für Front- oder Rückkamera. Diese braucht man vor allem dann, wenn man auf einen aufwendigen Festeinbau verzichtet. Dass die Aufnahme nach dem Umdrehen des Zündschlüssels automatisch läuft, symbolisiert ein blinkender roter Kreis in der oberen linken Ecke des Displays. Natürlich lässt sich die Aufnahme auch manuell ausschalten in der Symbol-Leiste.
Nach rund 30 Sekunden schaltet sich das Display aus, die Aufnahme läuft weiter und der Fahr-Modus ist aktiv. Das bedeutet: Die Dashcam ist als Rückspiegel nutzbar, lediglich Uhrzeit, die Geschwindigkeit (GPS-Modul muss angesteckt sein), Kompass und der Lane-Assist werden eingeblendet. Der Spurwarner ist allerdings nicht mehr als eine schlecht funktionierende Spielerei. Manchmal warnt er, manchmal nicht. Meistens liegt er daneben.
Wer die eingeblendeten Funktionen als störend empfindet, der kann sie mittels der einzigen echten Taste an der Unterseite der Dashcam ganz ausschalten. Ein weiterer Druck auf die Taste (oder den Screen) zeigt, was die Dashcam gerade filmt. Aufgrund der enormen Breite und der geringen Höhe des Displays wird (in der Höhe) nur ein kleiner Bereich der Aufnahme gezeigt. Schön gelöst: Einfach mit dem Finger über das Display wischen und schon “scrollt” man im Bild rauf und runter.
Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass ein “Unfall-Modus” exisitiert. Im Fall eines Zusammenstoßes, einer großen Erschütterung, löst der G-Sensor aus und startet die Aufnahme (falls sie noch nicht laufen sollte). Fehlende Stuntmen und schmales Budget haben einen Test dieser Funktion nicht zugelassen.
Aufnahme-Qualität
Die “Live-View” im Display lässt erahnen, in welch guter Qualität die Dashcam abliefert. Die Videos lassen sich auch auf dem Display der Dash schon ansehen. Am Laptop deswegen keine große Überraschung: Die Weitwinkel-Aufnahmen (140 Grad) der Frontkamera sind flüssig, scharf, klar und die Farben kräftig. Sogar mit starkem Gegenlicht, beispielsweise tief stehender Sonne, kommt die AUTO-VOX X1 sehr gut zurecht. Zu starke Kontraste bereiten ihr aber Probleme, zum Beispiel in einem schattigen Waldstück mit hellem Himmel. Dann wirkt das Bild über die gesamte Fläche leicht überbelichtet. Im Video ist das sehr gut zu erkennen.
Es lassen sich zwei Auflösungen für die Frontkamera im Menü einstellen: 1920 x 1080 und 2304 x 1296. Letzere hat sich als Favorit heraus kristallisiert, weil die Videos noch einen Ticken schärfer sind. Allerdings sollte dann die SD-Karte groß sein, weil jeder Eine-Minuten-Schnipsel knapp 200 MB groß ist.
Ist die Rückkamera (140 Grad Weitwinkel) angeschlossen, legt die Dashcam ganz von alleine ein Video mit dem Zusatz “B” auf der Speicherkate an. Das Ergebnis ist allerdings weniger berauschend. Obwohl sie in der Theorie immer mit 1280 x 720 auflöst, heißt es in der Praxis: Pixelparty. Die Aufnahmen sind grisselig und sehr blass.
Zusätzlich zum Bewegtbild lässt sich die Audio-Aufnahme aktivieren, die Tonqualität ist ganz vernünftig. Ebenfalls existiert eine “Foto”-Funktion.
Bei Nacht kann die Frontkamera ein gutes Ergebnis abliefern. Natürlich stören Reflexionen in der Frontscheibe und helle Straßenlaternen naturgemäß eine makellose Aufnahme. Doch das ändert nichts daran, dass das Wesentlich noch sehr gut erkennbar ist: Die Straße, die Verkehrsteilnehmer und Fußgänger. Selbst auf düsteren Landstraßen lässt sich die Umgebung außerhalb des Lichtkegels noch gut erkennen.
Kurios: Bei Nacht sehen die Videoaufnahmen der Rückkamera aus wie die bei Tag – grisselig und blass.
Rechtliche Lage der Dash-Cams
Die Verwendung von Dashcam-Aufnahmen vor Gericht ist in Deutschland umstritten und nur in engen Grenzen erlaubt. Der BGH ging nun mit einer aktuellen Entscheidung von der Verwertbarkeit einer Aufzeichnung als Beweismittel vor Gericht aus (Quelle).
Die Verwendung von Mini-Videokameras (sog. Dashcams) im öffentlichen Verkehrsraum ist in Deutschland rechtlich umstritten. Grundsätzlich gilt: Wer eine Dashcam am Armaturenbrett montiert, filmt und speichert damit meist andere Verkehrsteilnehmer mit amtlichem Kennzeichen. Wer diese Aufzeichnung gar ins Netz stellt, verstößt klar und deutlich gegen das Recht auf informationelle Selbstbestimmung. Die obersten Datenschutz-Aufsichtsbehörden verbieten offiziell den Einsatz der Dashcams, soweit deren Verwendung nicht ausschließlich für persönliche oder familiäre Tätigkeiten erfolgt. Wer privat landschaftlich schöne Umgebung filmt, verstößt auch dann nicht gegen den Datenschutz, wenn dabei andere Personen oder Kennzeichen abgelichtet werden.
Wer mit der Dashcam Verstöße anderer aufnehmen und zur Anzeige bringen will, verstößt in den aller meisten Fällen gegen geltendes Recht. Das Bayerische Landesamt für Datenaufsicht hat angekündigt, dass es in Zukunft bei Kenntnis der Weitergabe der mit einer Dashcam aufgenommenen Videofilme an Polizei, Versicherung oder Internet prüfen werde, ob ein Bußgeld in Frage kommt.
Im europäischen Ausland fehlen in den meisten Ländern bislang konkrete gesetzliche Regelungen zur Verwendung von Dashcams. Eine Liste der Länder, die der ADAC für die Verwendung einer Dashcam als unproblematisch einstuft, gibt es hier.
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Testergebnis
Eigentlich hat die Autovox X1 keinen gravierenden Makel. Letztlich hängt es davon ab, ob die Kamera zu Auto und Autofahrer passt. Wenn genug Platz am Spiegel ist und der Fahrer kein Problem mit Kabelsalat hat, ist diese Dashcam eine sehr gute Wahl. Wer es gerne etwas dezenter und aufgeräumter hat, sollte weiter Ausschau halten, z.B. nach einer kleinen Dashcam mit Saugnapf für die Scheibe.
Was die Bedienung angeht, so könnte es nicht leichter sein: Montieren, anstöpseln und schon legt die Dashcam automatisch los. Auch die Qualität kann in jeder Hinsicht überzeugen: Die Verarbeitung ist hochwertig, die Videoaufnahmen sind sehr ordentlich und auch bei Nacht brauchbar.
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