DashCams sind bereits seit Jahren in den Osteuropäischen Ländern weit verbreitet. Wer auf YouTube zum Beispiel „Car Fail Compilation Russia“ eingibt, hat stundenlanges Filmmaterial. Der eine oder andere Lacher ist natürlich auch inbegriffen. In Deutschland sind die DashCams, wobei „Dash“ für Armaturenbrett steht, bisher weit weniger verbreitet als zum Beispiel in Russland. Das hat natürlich hierzulande auch mit den strengeren Datenschutzbestimmung zu tun. Im Mai 2018 hat der Bundesgerichtshof entscheiden, dass Video-Aufnahmen als Beweismittel im Falle eines Unfalls fortan akzeptiert werden. Das andauernde Filmen ist dennoch untersagt. D.h., immer den Finger auf den Record-Button bereithalten und kurz vor dem Crash erst aktivieren. 🙂
Mit der günstigen SmartDash Cam von YI Technology ist nun ein weiteres Modell des Chinesischen Kameraspezialisten erschienen. Ob sich ein Kauf der Kamera für das „Armaturenbrett“ lohnt, werden wir für euch im folgenden Testbericht herausfinden.
Design / Verarbeitung / Lieferumfang
Um YI Technology ranken sich immer wieder mal Gerüchte, sie wären eine Tochterfirma von Xiaomi, bzw. sie seien vor Veröffentlichung der ersten Geräte eine Kooperation mit Xiaomi eingegangen um deren Vertriebskanäle zu nutzen und sich schneller am Markt zu etablieren. Xiaomi war jedenfalls einer der ersten Investoren von Yi. Wie dem auch sei….uns interessiert das nur peripher. Laut eigenen Aussagen handelt es sich bei YI um den Marktführer von erweiterten, intelligenten Videosystemen und Bild- bzw. Visiontechnologien. Smarte Kameras sollen das Leben von Menschen sicherer und fröhlicher machen. Mit der YI Action Cam hat der Hersteller Letzteres bereits geschafft. Mit der „Smart DashCam“ soll nun auch der Sicherheitsaspekt im Straßenverkehr eine wichtige Rolle einnehmen.
Das Gehäuse der Smart DashCam ist vollkommen frei von Metall und besteht zu 100% aus Kunststoff, ist aber dennoch sehr gut verarbeitet. Laut Hersteller wurden zudem ausschließlich umweltverträgliche Materialien im Gerät verbaut. Sie ist in 2 unterschiedlichen Farben verfügbar. Zur Wahl stehen Anthrazit und Gold. Zudem ist die Kamera mit gerade einmal 72,2g extrem leicht. Die Maße der Kamera betragen 74,2 x 52,3 x 19,8mm (ohne Linse), bzw. 74,2 x 52,3 x 31,8mm mit Linse und sie verfügt über ein 2,7“ großes TFT 16:9 Display, welches mit 960 x 240 auflöst. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um einen Touchscreen. Die Bedienung erfolgt ausschließlich mittels der 4 Tasten unterhalb der Displays.
Mit der linken Bedientaste (rotes Aufnahmesymbol) wird im laufenden Betrieb die 10 Sekunden lange Notaufnahme gestartet. Durch eine Sperre lassen sich diese Videos nicht einfach so löschen. Hier Bedarf es dann einer Formatierung der Speicherkarte. Die Taste daneben mit dem Kamerasymbol stoppt eine Aufnahme oder führt sie fort. Rechts davon kann man durch die Gallerie stöbern und mit der äußerst rechten Taste schaltet man die Kamera an/aus, bzw. kann die Einstellungen aufrufen. Auf der linken Seite des Gehäuses befindet sich der SD-Karteneinschub. Die YI Smart Dash Cam unterstützt SD-Karten mit einer Größe zwischen 8-64 GB. Der Hersteller empfiehlt mindestens Class 10 Karten zu verwenden. Auf der rechten Seite ist der Mirco-USB Anschluss untergebracht. Dieser dient zum Laden des Gerätes, sowie zur Datenübertragung von gespeichert Videos auf einen PC. Unter dem Micro-USB Anschluss ist der Reset-Knopf angebracht um das Gerät entsprechend direkt auf Werkseinstellungen zurückzusetzen. Hierbei werden auch alle auf der SD-Karte enthaltenen Videos gelöscht. Auf der Unterseite ist das Typenschild angebracht. Da das Gerät während des Betriebes doch schon relativ warm wird, muss für ausreichend Kühlung gesorgt werden. Hierzu sind auf der Unter- und Oberseite kleinere Lüftungslöcher („Cooling System“) vorhanden. Ein kleiner Lautsprecher zur Soundausgabe wurde ebenfalls integriert. Die Lautstärke ist allerdings etwas gering und der Sound ist sehr blechernd. Zu guter Letzt muss die Kamera ja auch irgendwie im Auto befestigt werden. Dazu dient auf der Oberseite eine Aussparung in der die Kamerahaltevorrichtung eingesteckt wird. Die Vorrichtung wird dann wiederum an die Windschutzscheibe befestigt. Leider hat es YI versäumt die Halterung mit einem Saugnapf zu versehen. Stattdessen wird das Kamerasystem mit einem Klebepad an der Scheibe befestigt. Das sollte man vor dem Kauf berücksichtigen. Also, wenn ich ein Scheich wäre, würde ich mir die Anschaffung der Kamera genau überlegen. An welchen der 10 Ferrari`s bringe ich die Cam nun an? Ein nachträglicher Wechsel würde mich vor eine große Hürde stellen. Hey, aber da ich Scheich bin, kaufe ich einfach direkt 10 YI DashCams. Aber gut, zurück zum Thema: Die Kamerahalterung macht trotz Verwendung von Kunststoff als Material einen stabilen Eindruck. Dennoch wage ich zu bezweifeln, dass die Zahnrad-Arretierung ohne Verschleißerscheinungen auskommen wird. Zwar sollten beim Kugelgelenk keinerlei Probleme auftreten, aber bei der Halterung selbst sollte man etwas Vorsicht walten lassen. Größter Kritikpunkt bleibt aber der nicht vorhandene Saugnapf. Dies kennen wir bereits von der Xiaomi Dashcam, die den gleichen unpraktischen Befestigungsmechanismus verwendet.
Da die Kamera nur einen winzig kleinen Akku hat, kann man sie ohne Stromquelle nicht betreiben. Der integrierte 240mAh Akku fungiert nur als Notstromversorgung damit auch im Falle eines Crashs und dem dadurch eventuell resultierenden Verlust der Energiezufuhr weiter aufgezeichnet werden kann. Sobald man die Kamera bei laufendem Betrieb (Aufnahme) von der Stromquelle trennt, verbleiben 10 Sekunden bis ihr das Licht ausgeht. In dieser Zeit wird noch sichergestellt, dass Aufnahme korrekt abgespeichert wird.
Beim Kauf der DashCam sollte man darauf achten die internationale Version zu bestellen. Sie enthält die Sprachpakete für Englisch, Deutsch, Spanisch, Französisch und Chinesisch. Die Chinesische Version hingegen ist nur auf Chinesisch erhältlich.
Im Lieferumfang sind folgende Komponenten erhalten:
- DashCam
- Ladekabel (3,5m)
- Halterung
- Betriebsanleitung (Chinesich)
- USB-Stromanschluss für Zigarettenanzünder
Besitzer eines neueren Kraftfahrzeuges, die ja bereits oftmals einen eingebauten USB-Anschluss besitzen, können die Kamera ganz bequem im Auto anschließen. Da mein Auto bereits 15 Jahre auf dem Buckel hat, muss ich noch auf Laden per Zigarettenanzünder zurückgreifen. Wer nebenbei noch sein Smartphone für die Navigation oder Ähnliches laden möchte und ebenfalls auf Strom vom Zigarettenanzünder angewiesen ist, sollte sich in den China Shops gleich einen Adapter besorgen, der über 2 oder gar mehrere USB-Anschlüsse verfügt. Der mitgelieferte Adapter wirkt zudem sehr billig und macht den Anschein bei jedem Ein- und Rausstecken förmlich zu zerbrechen. Eine etwas lästige Sache haben aber alle DachCams gemein. Wen es nicht stört, wenn einem das Ladekabel quasi vor der Latichte herumhängt, der kann folgenden Passus gern überlesen. Alle anderen, mich mich eingeschlossen, ärgert das schon ein wenig. Zum Glück spendiert YI der DasCam ein 3,5m langes Daten-, bzw. Ladekabel. Somit ist auch gewährleistet, dass man die Kabellage auch entsprechend gut verlegen kann. Selbst in einem größeren Van oder SUV sollte dies von der Länge her kein Problem darstellen. Für die Testzwecke habe ich allerdings auf diese schweißtreibende Arbeit verzichtet. 🙂
Display
Wie eingangs schon erwähnt, verfügt die YI Smart DashCam über ein 2,7“ großes Display. Die Auflösung des LCD Panels liegt bei 960 x 240 Pixeln, was eine Anzahl von 366 PPI entspricht. Das Besondere an dem LCD Panel ist, dass es transflektiv (auch transreflektiv genannt) ist. Dies bedeutet, dass auch das Umgebungs-, bzw. Sonnenlicht als Lichtquelle nutzt. Somit wird Energie gespart und die Ablesbarkeit im direkten Sonnenlicht gefördert. Der Nachteil besteht allerdings, dass diese Art von Displays nicht so gleichmäßig ausgeleuchtet werden. Bei einer DashCam ist das aber durchaus zu vernachlässigen. Die Farbdarstellung haut Niemanden vom Hocker, ist aber für diesen Anwendungsbereich völlig akzeptabel. Einzig wahrer Kritikpunkt des Displays ist die Blickwinkelstabilität. Schon bei leichter Neigung, bzw. Drehung der Kamera entstehen Farbveränderungen, die bis zur Unlesbarkeit des Displays führen. Wirklich gut kann man das angezeigte Bild nur bei der Frontalansicht ablesen.
Leistung
Die Kamera von YI verfügt über einen NT96660 Bildprozessor aus dem Hause Novatek. Es ist neben CSR-Zoran, Ambarella, Texas Instruments und Allwinner Technologies eines der 5 populärsten Prozessorlieferanten für Kameras, explizit in diesem Fall für Low-Budget Geräte. Der Nachfolger des NT96650 unterstützt nun auch eine FHD-Auflösung. Zu beachten ist allerdings, dass die YI Dash Cam in 2 Varianten verfügbar ist: Die internationale Version YCS.1015 kann Videos mit einer maximalen Auflösung von 2304 x 1296 aufnehmen. Hier sei allerdings auch gesagt, das dies nur hochgerechnet, also interpoliert wird. Ansonsten kann die Framerate auch auf 60 FPS erhöht werden. Außerdem besitzt die YCS.1015 mit 165° einen größeren Winkel und verfügt schon über die WDR 2.0 Technologie. Die uns vorliegende YCS.1A17 ist dagegen etwas schlechter ausgestattet: Sie kann Videos entweder in HD (720p) bis maximal FHD (1080p) aufnehmen bei jeweils 30 Bildern pro Sekunde. Als Bildsensor kommt der ARO230CS zum Einsatz. Der Sensor verfügt über eine f/2.0 Blende um auch für Nachtaufnahmen gut gerüstet zu sein. Die Kamera unterstützt WDR 1.0. Dank der Wide Dynamic Range Technologie passt sich die Kamera schnell an neue Lichtsituationen an. Wir alle kennen das bei strahlenden Sonnenschein in einen Tunnel zu fahren. Unsere Auge benötigen auch ein paar Millisekunden um sich an die dunklere Umgebung anzupassen. Bei Ausfahrt aus dem Tunnel hingegen wird man regelrecht geblendet. Dank der 130° Weitwinkel Objektiv wird sichergestellt, dass auch das komplette Straßengeschehen aufgezeichnet werden kann. So ist es möglich bis zu 3 Fahrspuren komplett einzusehen. Das Mikrofon für die Sprachaufzeichnung liegt unterhalb des Objektives. Zu erkennen ist das an dem kleinen Loch in der Mitte.
Die Unterschiede beider Versionen auf einen Blick:
Gerät | YCS.1A17 | YCS.1015.INT |
Auflösungen | 1280 x 720
1920 x 1080 |
1280 x 720
1920 x 1080 2304 x 1296 (interpoliert) |
Max. Framerate | 30 FPS | 60 FPS |
Winkel | 130° | 165° |
Displaygröße /-auflösung | 2,7“ 960 x 240
|
2,7“ 960 x 240
|
WDR Technik | WDR 1.0 | WDR 2.0 |
Spezial | – | ADAS |
Konnektivität
Dank des integrierten 2,4 Ghz WiFi Moduls, das im 802.11n-Standard funkt, kann man eine direkt Verbindung zur DashCam herstellen. Hierzu fungiert die Kamera quasi als Router in dem man sich dann mit seinem Smartphone einloggen kann. Um die Funktion zu Nutzen, gibt es im Apple-, sowie Google Play-Store eigens eine YI Camera App. Diese bietet neben Links zu Gebrauchsanweisungen auch einen Verlinkung zum YI Store. Hauptaufgabe der Applikation ist aber natürlich die Synchronisation der aufgenommenen Videos. Alle Aufnahmen lassen sich direkt auf dem Smartphone anschauen, in die lokale Bibliothek herunterladen und gegebenenfalls löschen. Im Programm selbst können auch alle Einstellungen der Kamera eingesehen und gegebenenfalls geändert werden. Somit ist es auch überflüssig die Einstellungen mühsam direkt an der Kamera selbst vorzunehmen.
Die App von YI weiß hingegen wahrlich zu überzeugen. Sie gefällt uns ausgesprochen gut! Sie wirkt einerseits ausgereift und bietet anderseits auch nützliche Funktionen. Selbstverständlich können alle Aufnahmen per USB-Kabel auch direkt auf den PC übertragen werden. Hier Bedarf es doch allerdings einiges an Zeit. Außerdem wurde das Übertragen der Videos auf den Computer in meinem Fall sehr oft mit einer Fehlermeldung beendet, bzw. die Kamera hat sich einfach von selbst ausgeschaltet.
Die YI DashCam App:
Videoqualität
Im Vergleich zur YCS.1015.INT, bietet unsere Version keinen ADAS Modus. Das Advanced Driver Assistance System soll dem Fahrer im täglichen Straßenverkehr unterstützend zur Seite stehen. Sofern der Abstand zum Vordermann zu dicht ist, ertönt ein Signalton. Sollte die Fahrspur (Sekundenschlaf) verlassen werden, meldet sich die Kamera mit einem Alarm Signal. Auch beim Spurwechsel steht die Kamera einem zur Seite. Somit beschränkt sich die Funktion der Kamera ausschließlich auf das Aufnehmen von Videos. Die Aufnahmequalität sowohl bei 720, als auch bei 1080p ist für Kameras in diesem Preissektor völlig ausreichend. Die Nummernschilder der Verkehrsteilnehmer sind klar und deutlich zu erkennen. Einstellbar sind Aufnahmen in 1 oder 3 Minutenblöcken. Je nach Dauer und gewählter Auflösung, haben die *.mov-Dateien natürlich verschieden Dateigrößen:
720p, 1min = 43 MB
720p, 3min = 129 MB
1080p, 1min = 110 MB
1080p, 3min = 330 MB
Sofern die SD-Karte voll ist, werden ältere Dateien, ausgenommen die Notfallvideos, ohne Nachfrage direkt überschrieben. Bei laufender Aufnahme, blinkt die linke kleine LED in orange. Die rechte LED leuchtet nur in den ersten Minuten, bis der Notfallakku voll aufgeladen ist. In den Einstellungen kann zudem die Kollisionsempfindlichkeit auf minimale, mittlere oder maximale Empfindlichkeit eingestellt werden. Somit werden je nach Bedarf, schon bei kleinen oder erst großen Erschütterungen, Videos für immer gespeichert. Bei Aufzeichnung von Videos in der Nacht tritt sehr schnell ein unschönes Bildrauschen auf. Zudem lässt hier die Farbgebung auch zu wünschen übrig, da das Bild einen leichten Blaustich bekommt, was vor Allem bei Ampeln sehr deutlich wird.
Wir können so viel schreiben, wie wir wollen. Letztendlich wollt ihr bestimmt auch ein paar Beispiele sehen! 🙂
Testergebnis
Die Yi Smart Dash Cam kann man für einen Preis von 40€ empfehlen, wenn man bedenkt, dass andere Markengeräte gut und gerne das doppelte kosten. Die Kamera ist sehr klein, handlich und “easy to use”. Bei der Qualität der Aufnahmen hinterlässt die Kamera für das KFZ einen gemischten Eindruck. Während die Aufnahmequalität am Tag bei maximaler Auflösung von 1080p noch gut ist, sind Aufnahmen bei Nacht durchweg kaum zu gebrauchen. Zum einem sind sie zu detailarm, was das Erkennungen von Nummernschildern sehr erschwert und zum Anderen, weil es sehr schnell zu starken Bildrauschen kommt. Für optimale Ergebnisse, sollte auch am Tag die höchstmögliche Auflösung verwendet werden. Mit der YI DashCam App aus dem Google Play oder Apple Store macht das Arbeiten so richtig Spaß.
Wer eine Kamera für sein Auto sucht, nicht viel Geld ausgeben möchte und dennoch ein wenig “Sicherheit” haben möchte, darf gerne zugreifen. Bei Nacht kann die Kamera aber gut und gerne zu Hause bleiben. Hier enttäuscht sie doch so ziemlich.
Beim Kauf bitte darauf achten, welche Version ihr wählt (YCS.1015 oder YCS.1A17).
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