RCS auch auf iPhones: Nächstes Jahr ist OS-übergreifendes Messaging möglich
Außerhalb der USA und China ist WhatsApp der Quasi-Standard für Instant Messaging. Allein in Deutschland nutzen rund 60 Millionen Menschen den Messenger – in den Vereinigten Staaten übrigens rund 75 Millionen. Grund für die im Vergleich geringe Marktausbreitung ist vor allem, dass iMessage in den USA unangefochtener Platzhirsch ist. Das kommt wiederum daher, dass das iPhone in den USA den Markt dominiert. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2023 war mindestens jedes zweite verkaufte Smartphone in Amerika von Apple, so Counterpoint Research im aktuellen Bericht.
Diese marktdominierende Position hat dazu geführt, dass Nutzer von Android-Smartphones als Chatpartner zweiter Klasse wahrgenommen werden. Blaue Nachrichten in iMessage kennzeichnen andere Apple-Nutzer; grüne Nachrichten kennzeichnen Nutzer anderer Betriebssysteme. Vor allem unter Teenagern seien grüne Sprechblasen in iMessage eine Art Statusverlust, wie das Wall Street Journal in diesem Artikel (Paywall) feststellt. Tatsächlich sei iMessage ein integraler Grund dafür, warum viele Kunden in den Vereinigten Staaten zum iPhone greifen. Dass dem Mastermind hinter Android, dem größten (und mittlerweile eigentlich einzigen verbleibenden) Konkurrenzprodukt das nicht gefällt, ist nicht allzu überraschend.
Seit 2015 bietet Google den SMS-Nachfolger RCS in Google Messages an. Erst vor rund zwei Jahren hat der Suchmaschinengigant damit angefangen, aktiv für RCS-Support durch Apple zu werben. Damals hatte unter anderem The Verge berichtet. Lange Zeit schien es aber so, als würde Google auf Granit beißen. Apple hat sich nicht einmal zu einem Statement hinreißen lassen, sondern die virale Kampagne von Google einfach ignoriert. Irgendwann hat Tim Cook dann doch mal was gesagt – “Dann kauf deiner Mutter halt ein iPhone” – nicht allzu hilfreich. Geändert hat sich das aus heiterem Himmel vor rund einem Monat.
Aus dem Nichts: Apple will RCS unterstützen
Am 16. November haben die Magazine 9To5Mac und Apple Insider verkündet, dass der Techgigant aus Cupertino das RCS-Protokoll künftig auf seinen Geräten unterstützen möchte. In der Praxis bedeutet das, dass Android-Nutzer in Google Messages und iOS-Nutzer miteinander kommunizieren können. Das beinhaltet neben Textnachrichten beliebiger Länge inklusive Lesebestätigung auch Bilder, Videos, Sprachnachrichten und Gruppenchats. Auch das Teilen des Standorts soll künftig möglich sein.
Wie ein Sprecher von Apple gegenüber 9To5Mac erklärt, soll das RCS Universal Profile unterstützt werden. Das bedeutet allerdings nicht zwingend, dass RCS in iMessage integriert wird. Eine komplett eigene App wäre ebenso denkbar – Apple hat sich diesbezüglich noch nicht festgelegt. Was allerdings feststeht ist, dass Apple für die Kommunikation zwischen zwei oder mehr iOS-Nutzern weiterhin auf iMessage setzen wird.
Grund dafür ist laut Apple die Verschlüsselung, wobei das gewissermaßen als Strohmann-Argument fungiert. RCS-Nachrichten in Google Messages sind nämlich auch verschlüsselt, allerdings nur, weil Google ein anderes Profil als das RCS Universal Profile von GSMA verwendet. Dass Apple sich darauf nicht einlässt, ist sicherlich irgendwie verständlich, für die Nutzer aber natürlich ein nennenswerter Nachteil. Gleichzeitig will Apple zusammen mit GSMA das Universal Profile um eine Verschlüsselung ergänzen.
Was bedeutet das für die Zukunft? – Spoiler: Vermutlich gar nicht mal so viel
Für die Zukunft bedeutet das, dass iPhone-Nutzer zum Chatten mit Android-Nutzern keine Drittanbieterapps wie WhatsApp, Threema oder Signal mehr herunterladen müssen. Es bedeutet auch, dass SMS als Fallback weiter an Relevanz verliert. Das “Problem” der verschiedenfarbigen Chat-Sprechblasen wird dadurch allerdings vermutlich nicht gelöst. Chance Miller von 9To5Mac fasst das am Ende seines Artikels gut zusammen. Er würde sein Geld darauf setzen, dass die grünen Nachrichten auch grün bleiben. Was wäre das Internet bloß ohne ein wenig FOMO wegen eines Messengers?
Der Grund für die 180 Grad-Wende bei Apple ist indes wahrscheinlich der Digital Markets Act der Europäischen Union, der Interoperabilität forcieren und sogenannte Gatekeeper abschwächen oder gar komplett abschaffen soll. Apple hatte in Bezug darauf erst argumentiert, iMessage sei gar kein Gatekeeper, weil es in der EU von gerade einmal 45 Millionen Menschen genutzt werde. Noch einmal zur Erinnerung – WhatsApp hat allein in Deutschland 60 Millionen Nutzer. Kurz darauf hat Apple dann aber zurückgerudert und mit der Ankündigung der RCS-Unterstützung jeglichen Problemen mit der EU vorgebeugt.
Unter dem Strich bleibt also abzuwarten, wie Apple die RCS-Unterstützung dann wirklich in das System integriert. Außerdem bleibt abzuwarten, ob dieser durchaus große Schritt für das RCS-Protokoll tatsächlich einen großen Nutzerzuwachs bedeutet. Ich würde gerne auf Messenger abseits von Google Messages verzichten, allerdings haben sich meine Kontakte mittlerweile über ein halbes Dutzend verschiedene Dienste fragmentiert. Die alle irgendwie unter einen Hut zu bekommen, kommt einer Quadratur des Kreises gleich. Ich hoffe, dass ich in diesem Punkt nicht Recht behalte. Allerdings würde ich mein Geld darauf verwetten, dass WhatsApp international der Platzhirsch bleibt, ebenso wie iMessage in den USA. Schade eigentlich.
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Das Problem ist eher die Arroganz oder mangelnde Intelligenz jener, die wegen der Farbe der Sprechblasen einen Unterschied machen.
Wieso gilt WhatsApp/Meta in der EU nicht als Gatekeeper? Ist das Protokoll von WhatsApp nicht proprietär?
Servus Felix, ich glaube die Verwendung von Gatekeeper in diesem Artikel hat nicht unbedingt mit proprietär oder nicht zu tun. Es geht letztendlich darum, dass Messenger in manchen Ländern aufgrund einer Marktmacht die Konkurrenz problemlos behindern können.
Beste Grüße
Jonas
Bin da ganz Konsequent und benutze nur den Line Messenger. Der ist in Asien weit verbreitet und läuft auf Android und Apple Handys.RCS kenne ich nicht und brauche ich auch nicht.
Mein Handy ist so schön still seit ich keine Messeanger mehr installiert habe.
Auf meinen Alten Handy hatte ich auch WhatsApp,Telegramm ,Signal usw. installiert.
Ich bevorzuge immer noch ein Telefongespräch anstatt wie heute üblich nur noch über einem Messeanger zu kommunizieren.
Man kann es doch sehen viele Leute können heute nur noch WhatsApp usw., wenn sie telefonieren sollen geht das voll nach hinten los. Das Schlimmste ist aber das die Leute ihr Handy meilenweit von Ohr weghalten und jeder mithören kann was gesagt wird.
Bei solchen Asis stelle ich mich daneben hin und drehe Musik laut auf, so dass das Gespräch unmöglich wird. Meistens kapieren es die Leute sehr schnell und gehen oder schalten die Freisprecheinrichtung aus.
Probiert doch einfach mal RSC also Google Messages aus und nehmt dazu 2 neuwertige Google Pixel Geräte. Alles theoretischer Mumpitz und mehr Störungen als nutzbare Verlässligkeit. Hätte gerne auf Meta und Konsorten verzichtet aber der Krampf mit Messages und RSC ist in der Praxis nicht zu gebrauchen und damit will man irgendwem Konkurrenz machen, Traumtänzer und das kommt von jemandem der nie ein Apple Geräte hatte und plant anzuschaffen aber wenn das so weiter geht, wer weiß.
Vor vier Jahren hätte ich dir noch zugestimmt. Aber inzwischen kenne ich keinerlei Probleme mehr. Schnell, zuverlässig, wie es sein soll.