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Zurück zur chronologischen Namensgebung und wieder ein neues, innovatives Feature an Bord: Wir haben die Nothing Ear 3 im Praxistest! Sind das die ultimativen In-Ears für Nothing-Fans oder dank des „Super-Mic“ besonders spezielle kabellose Kopfhörer?
Kein neues Nothing-Produkt ohne eine Innovation: Im Ladecase ist ein zusätzliches Mikrofon verbaut, das per Knopfdruck die Gesprächsqualität auf ein neues Level hebt oder smarte Interaktionen mit dem Handy erlaubt. Für den Klang sind nicht mehr Treiber aus Keramik zuständig, sondern TPU-Treiber wie bei den günstigeren Nothing Ear (a) (zum Test). Dadurch sind die Nothing Ear 3 deutlich stärker im Bassbereich.
- im Vergleich zu den Vorgängern:
- jeweils rechts sind die neuen Ear 3
Die nun vierte Generation der Premium-In-Ears von Nothing wird aber auch teurer. Startete der Vorgänger, die Nothing Ear 2024 (zum Test), noch bei 150€ UVP, so kosten die Nothing Ear 3 zum Start 180€. Because Carl Pei wants to get Paid 😆. Ab sofort sind die Nothing Ear 3 erhältlich.
Design & Verarbeitung
Nothing-Produkte sehen einfach cool aus. Wem das Design nicht zusagt, der findet viele Alternativen in unserer True-Wireless-Bestenliste. Das transparente Design, das einen Blick auf die Technik im Inneren erlaubt, ist und bleibt das Markenzeichen des Unternehmens und hebt sich von der Masse ab. Mit der dritten Generation wird dieses Konzept behutsam, aber wirkungsvoll weiterentwickelt. Verfügbar sind die Nothing Ear 3 in Weiß oder Schwarz.
Ladecase:
Das Case wirkt mit dem Rahmen aus Aluminium nun hochwertiger. Am halbdurchsichtigen Design hält Nothing natürlich fest. Das Metall verleiht dem Case nicht nur eine edlere Haptik, sondern auch ein spürbar höheres Gewicht. Mit 61 Gramm ist es fast 10 Gramm schwerer als das des Vorgängers (51,9 Gramm). Das mag nicht nach viel klingen, trägt aber zum soliden und wertigen Gefühl in der Hand bei. Die Abmessungen bleiben mit 56 x 55,5 x 22,25 Millimeter nahezu identisch.
Neu ist eine kleine Schlaufe, an der ihr ein Lanyard befestigen könnt. Auch das Ladecase ist nach IP54 gegen Staub und Spritzwasser geschützt.
Ohrhörer:
Die Earbuds selbst sind mit 5,2 Gramm pro Stück etwas schwerer geworden (Vorgänger: 4,5 Gramm). Das zusätzliche Gewicht fällt im Ohr aber kaum auf. Das Redesign der Stiele, in denen nun ebenfalls Metallelemente als Antenne für eine verbesserte Bluetooth-Verbindung dienen, ist dezent, aber gelungen.
Nothing hat den Winkel der Stiele leicht angepasst, was dem Sitz im Ohr zugutekommen soll. Die Verarbeitung ist auf einem sehr hohen Niveau; nichts knarzt oder wirkt billig. Die Magnete im Case halten die Ohrhörer sicher an ihrem Platz und das „Klacken“ beim Schließen des Deckels ist nach wie vor zufriedenstellend.
Lieferumfang der Nothing Ear 3 & Tragekomfort
Die True-Wireless-In-Ears kommen zusammen mit drei Ohrstöpsel-Größen (insgesamt vier: XS, S, M und L), einer Schnellstartanleitung und einem USB-Ladekabel. Es könnten noch größere Ohrstöpsel beiliegen, denn die Silikonaufsätze fallen klein aus. Praktisch ist das integrierte Schutzgitter in den Ohrstöpseln, was die Reinigung und Instandhaltung sehr einfach macht.
Der Tragekomfort ist wie gewohnt einwandfrei. Der Teil im Ohr lässt sich schön eindrehen, ohne dass der Stiel drückt. Auf der Seite liegen könnt ihr mit den Nothing Ear 3 nicht. Beim Sport und beim Joggen hielten die In-Ears sicher im Ohr. Die IP54-Zertifizierung gibt euch zudem die Sicherheit, dass auch Schweiß den Ohrhörern nichts anhaben kann. Beim Radfahren erzeugt der Fahrtwind nur minimales Rauschen – hier gibt es sowohl bessere als auch schlechtere Umsetzungen.
Der Klang der Nothing Ear
Hier hat sich im Vergleich zum Vorgänger am meisten getan. Nothing verabschiedet sich von den Keramik-Treibern und setzt nun auf neue dynamische 12mm-Treiber. Diese bestehen aus einer leichten PMI-Kuppel und einer dicken TPU-Sicke, was vor allem einem Frequenzbereich zugutekommt: dem Bass.
Statt auf LHDC setzt Nothing nun auf LDAC als hochwertigen Audiocodec. Diesen findet ihr in modernen Android-Smartphones deutlich häufiger. iPhone-Nutzer müssen sich weiterhin mit AAC begnügen.
Die klangliche Abstimmung ist eine klare Ansage: Die Ear 3 sind basslastig, und das nicht zu knapp. In Genres wie Hip-Hop, EDM oder Pop sorgt das für ein mitreißendes Hörerlebnis. Der Bass tritt druckvoll und prominent in den Vordergrund, bleibt dabei aber erstaunlich klar und differenziert, ohne zu matschen. Die Funktion „Dynamic Bass Enhancement“ in der App verstärkt die tiefsten Frequenzen zusätzlich, was bei niedriger Lautstärke praktisch ist, um dem Klang Fülle zu verleihen. Bei ohnehin schon bassstarken Titeln kann es aber schnell zu viel des Guten werden.
Diese Fokussierung auf den Tieftonbereich hat jedoch ihren Preis. Die Mitten wirken dadurch etwas zurückgenommen, wodurch Stimmen oder Instrumente an Präsenz und Wärme verlieren können. In ruhigeren Stücken, etwa Akustik-Pop oder Jazz, klingen die Ear 3 dadurch manchmal etwas zu hell und es fehlt ihnen an Körper. Auch die Höhen können bei maximaler Lautstärke leicht spitz und grell werden. Reduziert ihr die Lautstärke auf ein normales Niveau, wird das Klangbild deutlich angenehmer, auch wenn die letzte Brillanz in den Höhen fehlt.
Equalizer & Spatial-Audio
Die Nothing-X-App bietet einen umfangreichen Equalizer. Wenn ihr euch die Zeit nehmt, könnt ihr die basslastige Werkseinstellung nach eigenem Geschmack anpassen und so die Mitten wieder etwas mehr in den Vordergrund rücken. Insgesamt stehen vier Varianten zur Wahl: ein einfacher Equalizer, der sehr umfangreiche EQ, ein geführter Soundtest und ihr habt auch die Möglichkeit, andere Equalizer der Community herunterzuladen:
- einfach
- fortgeschritten
- geführter Soundtest
- & importierbare Equalizer
Die Ear 3 sind klanglich also keine Alleskönner für Audiophile, die eine neutrale Wiedergabe suchen, aber für den Mainstream-Geschmack und bassaffine Hörer sind sie eine hervorragende Wahl.
Die Nothing Ear 3 unterstützen Spatial Audio, aber es ist eine reine Software-Lösung. Es findet kein Headtracking per Sensoren statt. Der Klang hört sich räumlicher an, was Geschmackssache ist. Bei Filmen kann dies die Immersion erhöhen, bei Musik wirkt es oft etwas unnatürlich.
ANC der Nothing Ear 3
Das ANC der Nothing Ear 3 leistet gute Arbeit, gehört aber nicht zur absoluten Spitze des Marktes. So habt ihr die meiste Zeit eure Ruhe, aber plötzliche Geräusche kommen durch. Zum Beispiel geht die allgemeine Geräuschkulisse im ÖPNV unter, “Kampfschreie” im Fitnessstudio jedoch nicht. Das schaffen andere Top-Ohrhörer besser.
In der App stehen vier Modi zur Verfügung: „Niedrig“, „Mittel“, „Hoch“ und „Adaptiv“. Der adaptive Modus passt die Stärke der Geräuschunterdrückung automatisch an die Umgebung an.
Im Alltag filtert das ANC vor allem tieffrequente, monotone Geräusche zuverlässig heraus. Das Brummen im Flugzeug, das Rumpeln der U-Bahn oder das Surren des Büro-Lüfters werden effektiv reduziert und ermöglichen ein ungestörtes Hörerlebnis. Bei höheren Frequenzen wie Tastaturklappern oder Stimmen ist die Dämpfung jedoch weniger stark. Ein minimales Grundrauschen ist bei Stille wahrnehmbar, verschwindet aber sofort, sobald Musik spielt.
Ein Schwachpunkt zeigt sich bei Wind. In den Modi „Hoch“ und „Adaptiv“ fangen die Mikrofone Windgeräusche deutlich ein und leiten sie an die Ohren weiter, was sehr störend sein kann. Hier müsst ihr manuell in den „Niedrig“-Modus wechseln, der zwar weniger stark dämpft, dafür aber unempfindlich gegenüber Wind ist.
Der Transparenzmodus hingegen ist sehr gelungen. Er leitet Umgebungsgeräusche natürlich und ohne übermäßige Härte durch. Die Umgebung wird dabei nicht künstlich verstärkt, sondern in ihrer normalen Lautstärke wiedergegeben. Für kurze Gespräche oder um eine Durchsage am Bahnhof zu verstehen, ist das ideal; ihr müsst aber die Musik pausieren. Auch hier tritt bei starkem Wind ein Rauschen auf.
Sprachqualität & Super-Mic
Ist das „Super-Mic“ das Killer-Feature der Ear 3? Nothing hat in das Ladecase zwei zusätzliche Mikrofone integriert, die ihr für Telefonate nutzen könnt. Die Idee: Statt auf die kleinen Mikrofone in den Ohrhörern zu vertrauen, die weit vom Mund entfernt sind, haltet ihr euch das Ladecase wie ein klassisches Telefonmikrofon vor den Mund.
Das „Super-Mic“ ist auch in Nothing OS auf den Smartphones integriert und lässt sich z. B. nutzen, um schnelle Sprachnotizen für den Essential Space aufzunehmen.
Das „Super-Mic“ im Ladecase nutzt zwei MEMS-Mikrofone und die Beamforming-Technologie. So wird nur die Stimme aufgenommen und Störgeräusche werden effektiv ausgeblendet. Das Case haltet ihr bei der Nutzung am besten ca. 10cm bis 30cm vor den Mund und nutzt es wie ein klassisches Mikrofon. Ihr aktiviert das Feature über den „Talk-Button“ am Case: Gedrückt halten für die Dauer des Sprechens oder zweimal drücken, um es dauerhaft zu aktivieren.
Das Ergebnis? Die Sprachqualität ist tatsächlich hörbar besser. Die eigene Stimme klingt voller, natürlicher und deutlich präsenter als bei der Aufnahme über die Ohrhörer-Mikrofone. Die Unterdrückung von Umgebungsgeräuschen ist exzellent; Straßenlärm wird fast vollständig eliminiert.
Doch die Praxis offenbart auch die Tücken des Konzepts. Das „Super-Mic“ ist empfindlich für Handhabungsgeräusche. Jede kleine Bewegung der Hand am Case, jedes Rascheln der Jacke oder sogar das eigene Atmen wird deutlich mitübertragen und kann für den Gesprächspartner störend sein. Im stillen Büro mag das funktionieren, aber wer beim Gehen telefoniert, könnte seinen Gesprächspartner damit stören. Damit wird der theoretische Vorteil in der Praxis oft zunichtegemacht. Es ist ein innovatives Experiment, aber nicht in jeder Situation die bessere Wahl. Die drei Mikrofone pro Ohrhörer mit Knochenschallsensor liefern für sich genommen bereits eine gute, alltagstaugliche Sprachqualität. Besonderheit des Knochenschallsensors: Windgeräusche, z. B. beim Radfahren, werden effektiv gefiltert.
App der Nothing Ear 3
Die Nothing-X-App für Android und iOS ist das Gehirn der Kopfhörer und eine der besten auf dem Markt. Sie ist übersichtlich, stilvoll und vollgepackt mit nützlichen Funktionen.
- App:
- Anpassung der Bedienung
- Equalizer: Ein fortschrittlicher 8-Band-EQ erlaubt eine detaillierte Klanganpassung. Eigene Profile können erstellt und sogar per QR-Code mit anderen geteilt werden.
- Steuerung: Die Drucksteuerung an den Stielen (einmal, zweimal, dreimal, gedrückt halten) kann für verschiedene Funktionen wie Titelwechsel, ANC-Modi oder Sprachassistent individuell angepasst werden. Nur Wiedergabe/Pause ist fest belegt.
- ANC-Kontrolle: Voller Zugriff auf alle ANC- und Transparenzmodi.
- Hörtest & Passformtest: Ein personalisierter Hörtest (via Audiodo-Technologie) erstellt ein individuelles Klangprofil. Der Passtest prüft, ob die gewählten Silikonaufsätze den Gehörgang optimal abdichten.
- Weitere Features: „Finde meine Ohrhörer“, ein Low-Latency-Modus für Gaming, Bluetooth Multipoint für die Verbindung mit zwei Geräten gleichzeitig und die Möglichkeit, Firmware-Updates aufzuspielen, runden das Paket ab.
Akkulaufzeit der Nothing Ear 3
Hier hat Nothing im Vergleich zum Vorgänger nachgebessert. Die Akkulaufzeit ist nun absolut konkurrenzfähig. Mit aktiviertem ANC und dem AAC-Codec halten die Ohrhörer circa 5,5 Stunden durch. Ohne ANC sind es beeindruckende 10 Stunden. Zusammen mit dem Akku im Ladecase kommt ihr auf eine Gesamtspielzeit von 22 Stunden (mit ANC) bzw. 38 Stunden (ohne ANC).
Wer den hochauflösenden LDAC-Codec nutzt, muss mit deutlichen Einbußen rechnen: Die Laufzeit sinkt dann auf 3,5 Stunden mit ANC und 5,5 Stunden ohne. Das ist der übliche Kompromiss für die höhere Audioqualität.
- halten sicher magnetisch im Case
- Laden auch kabellos mit dem Smartphone
Das Ladecase der Nothing Ear 3 kann auch kabellos nach Qi-Standard aufgeladen werden. Per USB-C gibt es zudem eine Schnellladefunktion: Nur 10 Minuten am Strom reichen für bis zu 10 Stunden Musikwiedergabe (ohne ANC). Das ist ein hervorragender Wert und rettet euch, wenn ihr mal vergessen habt, die Kopfhörer über Nacht zu laden.
Testergebnis
Zurecht für 180€ in der Premium-Klasse?
Ihr seht die Nothing Ear a erstaunlich häufig in freier Wildbahn, die Premium-Ohrhörer sind da schon seltener. Mit dem höheren Preis richten sich die neuen Ear 3 vor allem an bestehende Nothing-Nutzer oder jene, die einen konkreten Anwendungszweck für das neue „SuperMic“ haben. Mit über 150€ spielen sie in der Premium-Klasse mit, was die Leistung im Praxistest jedoch nicht immer rechtfertigt. Das betrifft in erster Linie das Active Noise Cancelling.
… aber vielleicht etwas später im Angebot?
Erfahrungsgemäß fällt der Preis in den nächsten Monaten auf ca. 100€. Dafür bekommt ihr dann ein paar schicke In-Ears, die mit Features vollgepackt sind. Der Klang weiß zu gefallen und die neuen Treiber mit stärkerem Bass sind (für meinen Geschmack) eine gute Wahl. Die Brillanz leidet allerdings darunter. Das „SuperMic“ ist eine spannende Innovation, die in der Theorie genial ist, in der Praxis aber durch ihre Empfindlichkeit für Störgeräusche an ihre Grenzen stößt. Es ist mehr ein Gimmick als ein revolutionäres Alltags-Feature.
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