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Der Hersteller Marstek ist für viele ein Begriff, wenn es um Speichertechnik geht. Vor allem im Bereich der Balkonkraftwerk-Speichersysteme ist Marstek sehr aktiv und hat im vergangenen Jahr im Budgetsegment zahlreiche Modelle vorgestellt. Der Marstek MST-MI0800W komplettiert die Angebotspalette um einen Wechselrichter der 800W-Klasse.
Vor allem das robuste Design und die vollmundigen Werbeversprechen machen das rund 100€ teure Modell interessant. Marstek verspricht eine breite Kompatibilität mit Speichersystemen und Solarmodulen, Schnellabschaltung im Fehlerfall und eine extrem hohe Effizienz. Wir haben uns den Marstek MST-MI0800W genau angesehen und zeigen euch alle Stärken und Schwächen in diesem Test.
Lieferumfang des Marstek MST-MI0800W
Der Wechselrichter wird in einem hochwertigen schwarzen Karton geliefert, der ein gewisses Premiumgefühl vermittelt. Im Lieferumfang befinden sich neben dem Marstek MST-MI0800W lediglich eine Bedienungsanleitung und eine Garantiekarte. Der Wechselrichter wird wahlweise mit oder ohne Anschlusskabel verkauft. Wir haben uns für die Variante mit 3 Meter BC01 auf Schuko-Adapter-Kabel entschieden.
Design und Verarbeitung
Der hochwertige Eindruck der Produktverpackung setzt sich bei dem eigentlichen Wechselrichter fort. Das schlichte schwarze Design mit den zahlreichen Kühlrippen und dem eingeprägten M-Logo zeigt deutlich, dass hier Wert auf das Detail gelegt wurde. Mit Abmessungen von 265 x 251 x 38 Millimetern (565 x 251 x 38 Millimeter inklusive Anschlusskabel) und einem Gewicht von 3,85 Kilogramm gehört der Marstek MST-MI0800W zu den Schwergewichten in seiner Leistungsklasse. Dass dies nicht unbedingt negativ sein muss, werden die Temperaturmessungen zeigen. Auf der Rückseite findet sich das Typenschild, welches alle relevanten technischen Daten des Wechselrichters bereitstellt.
Alle Anschlüsse, Kabel und die Antennentechnik sind sauber in das Gehäuse eingelassen und ermöglichen einen IP67-Schutz gegen Staub und Wasser. Für unseren Test haben wir den Wechselrichter für 30 Minuten im Wasserbad belassen und im Anschluss ohne Trocknungsphase wieder in Betrieb genommen. Hier traten keinerlei Probleme auf. Die Status-LED auf der rechten Seite informiert euch mittels einer dreifarbigen LED (grün, orange, rot) über den jeweiligen Betriebsstatus des Wechselrichters. Somit lassen sich auch Fehlermeldungen auslesen. Die Verarbeitung des Marstek MST-MI0800W ist vorbildlich und hinterlässt einen durchweg positiven Eindruck.
Der Anschluss an das heimische Stromnetz erfolgt mittels Adapterkabel von BC01 auf Schukostecker. Der BC01 wird bei vielen gängigen Wechselrichtern verbaut und bietet eine wasserdichte Verbindung mit Berührungsschutz.
Technische Daten des Marstek MST-MI0800W Wechselrichters
Im Internet existieren zwei unterschiedliche Datenblätter zu dem Marstek Wechselrichter. Diese unterscheiden sich bezüglich des maximalen Eingangsstroms der Eingänge. Während das Datenblatt des MST-MI0800W einen Eingangsstrom von 16A angibt, findet sich im Datenblatt des M2-800 ein Wert von 12,5A pro Eingang. Aufgrund der Tatsache, dass Marstek nur ein Modell eines 800W-Wechselrichters anbietet, ist mit dem M2-800 offensichtlich das vorliegende Testmodell gemeint. Die Angabe von 12,5A deckt sich allerdings nicht mit dem Typenschild, welches ebenfalls 16A ausweist.
Steuerung mit der Marstek App
Der Marstek MST-MI0800W Wechselrichter lässt sich selbstverständlich auch vollumfänglich ohne App verwenden. Dazu muss dieser lediglich mit den Solarmodulen und einer Schukosteckdose verbunden sein. Für die Erfassung der Leistungswerte bietet Marstek eine eigene App für Android und iOS an.
Nach erfolgreicher Installation ist es erforderlich, ein Nutzerkonto einzurichten. Hierfür genügt die Angabe einer E-Mail-Adresse mit einem entsprechenden Passwort. Der Wechselrichter lässt sich im Anschluss über Bluetooth innerhalb weniger Sekunden hinzufügen.
Die Marstek App ist rudimentär aufgebaut und beschränkt sich auf das Wesentliche. Die angezeigten Leistungsdaten haben einen Zeitversatz von wenigen Sekunden, werden aber gelegentlich auch nur im Minutentakt aktualisiert. Neben der momentanen PV-Leistung stehen Informationen zum Tagesertrag und historische Daten zur Verfügung. Die Leistung der PV-Module kann über den Tagesverlauf visualisiert werden. Eine Anzeige von Strom, Spannung oder Temperatur ist nicht möglich. Die angezeigte Systemleistung entspricht der momentanen PV-Modulleistung und nicht der Einspeiseleistung in euer Hausnetz. Diese ist zudem recht ungenau. Die hier angezeigten Werte liegen im Schnitt 10-20% über dem realen Einspeisewert. Die Berechnung des Tagesertrages/historische Daten ist trotz der fehlerhaften Daten sehr genau und entspricht den Werten, die wir mittels Strommessgerät ermittelt haben.
Mit den erweiterten Einstellungen bietet Marstek die Möglichkeit, das WLAN zu konfigurieren, die Leistungsdaten abzufragen (entspricht dem Funktionsumfang der Startseite) oder Firmware-Updates durchzuführen. Der Wechselrichter kann in der App mit einem passenden Marstek Speichersystem kombiniert werden, um eine optimierte Kommunikation zu ermöglichen. Die App ist insgesamt funktional und nutzerfreundlich aufgebaut und stellt für den Nutzer ein ausreichendes Maß an Informationen bereit.
Testbetrieb
Für eine vergleichbare Messung von Leistung, Startspannung und Temperaturverhalten versorgen wir beide Eingänge des Wechselrichters mit je einem Labornetzteil mit 60V/20A
- 25,5V
- 34V
Die Startspannung von 22V können wir nicht bestätigen. Erst ab einer Spannung von 25,5V nimmt der Wechselrichter seinen Betrieb auf. Die Netzsynchronisation dauert lediglich 20 Sekunden und nach weiteren 5 Sekunden hat der Wechselrichter sich auf sein Leistungsmaximum eingeregelt. Dieses Verhalten widerspricht der VDE-Anforderung nach einem langsamen Anstieg der Einspeiseleistung nach Inbetriebnahme. Die maximale Stromaufnahme liegt bei 12,5A und entspricht somit nicht den Werten auf dem Typenschild (16A). Die maximale Einspeiseleistung liegt bei 397W pro Eingang und erreicht 801W, wenn beide Eingänge voll belastet werden. Aufgrund des geringen Eingangsstroms ist eine Modulspannung von 34V notwendig, um die volle Leistung von 400W pro Eingang zu erreichen. Ihr solltet entsprechend bei der Auswahl der Solarmodule auf eine hohe Arbeitsspannung achten, um die maximale Leistung erreichen zu können. Weiterhin regeln die MPPT Eingänge des Marstek sehr konservativ und finden nicht immer den optimalen Arbeitspunkt. In einem Versuchsaufbau mit einem Anker RS40P (440W) Solarmodul lag die durchschnittliche Leistung rund 10-20W unter den Werten des zweiten Moduls, welches an einem Hoymiles HMS-800-2T (zum Test) betrieben wurde. Somit liegt der Tagesertrag trotz sehr gutem Wirkungsgrad rund 3-8% hinter den Werten der Konkurrenz von Hoymiles, Growatt oder Deye.
Den Wirkungsgrad haben wir bei 200/400/800W überprüft und sind auf einen Mittelwert von 93,7% (93/94/94) gekommen. Da wir für die Messung keine geeichten Messgeräte verwenden, können unsere ermittelten Werte von einer Messung im Labor abweichen.
Temperaturverhalten
Nach 3 Stunden Volllast bei einer Raumtemperatur von 20°C konnten wir auf der Oberfläche Temperaturen von bis zu 60°C messen. Die Leistung wurde im Testzeitraum nicht gedrosselt. Ab einer Temperatur von 80°C beginnt der Wechselrichter seine Leistung zu drosseln, um eine Beschädigung der Elektronik zu verhindern. Die große Kühlfläche in Kombination mit dem hohen Materialeinsatz (3,85 Kilogramm) verhelfen dem Marstek MST-MI0800W zu einem sehr guten Temperaturverhalten. Hier sind selbst im Sommer keine Temperaturprobleme zu erwarten. Für den Testbetrieb im Innenraum herrscht keine Konvektion. Wird der Wechselrichter im Außenbereich betrieben, dürften Wind und Thermik die Temperaturwerte dank der Kühlrippen verbessern.
Testergebnis
Der Marstek MST-MI0800W kann sowohl beim Design als auch von der Verarbeitung voll überzeugen. Die Effizienz- und Temperaturwerte liegen ebenfalls auf einem ausgezeichneten Niveau. Die App ist strukturiert und leicht verständlich aufgebaut und bietet für die meisten Nutzer ein ausreichendes Maß an Informationen. Bedauerlicherweise leistet sich der Marstek auf der technischen Seite einige Schwächen, die zur Abwertung in der B-Note führen. Neben den fehlerhaften Angaben von Startspannung und des maximalen Eingangsstroms liegen die Ertragswerte aufgrund der konservativen MPPT-Regelung 3-8% hinter der Konkurrenz zurück. Trotz dieser Defizite ist der Marstek MST-MI0800W eine Empfehlung wert und bietet eine grundsolide Basis für den Betrieb eines Balkonkraftwerks. Alternativ könnt ihr auch einen Blick in unsere Bestenliste der Wechselrichter (zum Artikel) für Balkonkraftwerke werfen, um das passende Gerät für euch zu finden.
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