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Nach zwei Jahren mit dem Ecoflow Powerstream (zum Test) auf dem Balkon ist das neueste Speichersystem des Herstellers bei mir eingezogen: das Ecoflow Stream Ultra. Es verfügt über einen integrierten Wechselrichter, einen 1,92 kWh großen Speicher und es können bis zu vier 500-W-Solarpanels angeschlossen werden. Alternativ könnt Ihr auch einen Ecoflow Stream AC Pro Speicher (1,92 kWh) mit einem Ecoflow Stream 800W Wechselrichter (zum Test) kombinieren. Den AC Pro Speicher hatte ich ebenfalls die letzten Wochen in Betrieb und werde in diesem Testbericht näher darauf eingehen. Die günstigste Variante eines Balkonkraftwerks bleibt natürlich der einfache Wechselrichter mit Solarpanel. Diese bekommt Ihr regelmäßig im Angebot für 200 bis 300€ inklusive Lieferung. Ein Ecoflow Stream Ultra allein kostet hingegen bereits 899€, bietet dafür aber einen 2.000-W-Wechselrichter in Kombination mit einem fast 2 kWh großen Speicher. Damit zählt das Ecoflow Stream Ultra Balkonkraftwerk zu den All-in-One-Lösungen bei den Balkonkraftwerken mit Speicher. Somit tritt das Ecoflow Stream Ultra in direkte Konkurrenz mit dem Zendure Solarflow 800 Pro (zum Test) oder der Anker Solarbank 3 (zum Test).
Das System, bestehend aus Stream Ultra, AC Pro und zwei 520W Solarpanels, hat im Juni bei mir gearbeitet und fast exakt 100 kWh Strom produziert. Davon gingen 42,6 % direkt in mein Hausnetz und 55,1 % in die beiden Akkus. 2,2 % gingen hingegen als Spende ins öffentliche Netz an den Netzbetreiber. Gesteuert wurde das System mit einem Tibber Pulse, der den aktuellen Stromverbrauch direkt an meinem Zähler abgreift. Gerade für Mietwohnungen ist diese Lösung sinnvoll, da Ihr weder einen Shelly noch ein Ecoflow Smart Meter direkt im Sicherungskasten verbauen lassen müsst.
Design und Verarbeitung
Michael betitelte den Wechselrichter von Ecoflow bereits als „schöne Technik” und diese Linie wird beim Stream Ultra und AC Pro konsequent fortgeführt. Ecoflow beweist seit Jahren, dass das Unternehmen Design versteht. Beim ersten Wechselrichter ging das allerdings auf Kosten der Kühlung. Das ist mittlerweile nicht mehr der Fall: Sowohl der AC Pro als auch das Stream Ultra verfügen über ausreichend Kühlrippen auf der Rückseite. Die Teile sehen meiner Meinung nach futuristisch aus und sind mit Abstand die schicksten Speicher auf dem Markt. Ecoflow legt hier offenbar Wert auf etwas, was vielen Herstellern in diesem Marktsektor völlig egal ist. Mir persönlich wäre es im Endeffekt aber auch egal, wie mein Balkonkraftwerk aussieht. Wenn Ihr ein edles Design sucht, seid Ihr mit dem Ecoflow Stream Ultra auf jeden Fall gut beraten. Aber nicht nur das Design kann überzeugen, auch die Verarbeitung und Haptik sind erstklassig.
Das Ecoflow Stream Ultra wiegt 23,1kg und misst 284 x 255 x 458 Millimeter. Es kann mit zwei Händen an den beiden dafür vorgesehenen Öffnungen gut transportiert werden. An dieser Stelle muss ich auf die Unterschiede zwischen den Versionen Ultra, Pro und Max hinweisen. Die minimalen Unterschiede beim Gewicht sollten keine Rolle spielen. Zu beachten ist jedoch, dass das Stream Max nur zwei, das Stream Pro drei und das hier getestete Stream Ultra vier MPPTs verbaut hat. Es können je nach Modell 2 x 500W, 3 x 500W oder 4 x 500W Solarpanel direkt an das System angeschlossen werden. Im Gegensatz zu den anderen beiden verzichtet der günstigste Stream Max zudem auf eine Steckdose, sodass hier keine netzunabhängige Nutzung möglich ist. Die restlichen Leistungsangaben sind aber identisch, wie Ihr dem Screenshot oben entnehmen könnt. Das Stream Ultra ist nach IP65 zertifiziert und daher vor Strahlwasser aus allen Richtungen geschützt. Letztendlich ist ein Betrieb im Freien damit möglich, aber der Hersteller empfiehlt für eine längere Lebensdauer einen gewissen Schutz vor extremen Witterungen. Somit empfiehlt sich ein Aufstellungsort ohne direkte Sonneneinstrahlung und mit ausreichendem Wetterschutz.
Entsprechend hat das Ecoflow Stream Ultra auf der Rückseite einen Anschluss für das Schuko-Steckerkabel zur Steckdose. Zusätzlich gibt es einen Anschluss, um weitere Speicher (etwa auch ein AC Pro) direkt am Gerät anzuschließen. Darüber lassen sich sowohl mit dem Stream Ultra als auch mit dem AC Pro größere Cluster mit mehr Speicher erstellen. Beim Stream Ultra ist auch eine höhere Leistung möglich. Dazwischen befinden sich zwei normale 230V Steckdosen, die nach kurzem Drücken auf den Power-Button angeschlossene Geräte mit einer Dauerleistung von bis zu 1.200W versorgen. Damit wird das Gerät zur Notstromversorgung und ist als Powerstation nutzbar. Unten, hinter den großflächig angebrachten Kühlrippen, befinden sich die MC4-Anschlüsse für in diesem Fall bis zu vier 500-W-Module. Nach vorn ausgerichtet befinden sich außerdem eine kleine und eine lange LED-Beleuchtung, die den Systemstatus und den aktuellen Akkustand anzeigen.
Installation & Inbetriebnahme
Der Lieferumfang beider Geräte ist übersichtlich, aber vollkommen ausreichend. Im gut gesicherten Paket sind ein Netzkabel, eine kurze Bedienungsanleitung und eine Kunststoffblende zum Schutz der hinteren Anschlüsse enthalten. Zudem ist ein Paket mit acht MC4-Solarkabeln in unterschiedlicher Länge enthalten. Der Aufbau und die Inbetriebnahme des Ecoflow Stream Ultra könnte nicht leichter sein. Zunächst wird das Netzkabel mit dem Stream Ultra verbunden, dann werden beliebig viele Solarpanels über MC4 gekoppelt und zum Schluss wird der Schuko-Stecker in die Steckdose gesteckt. Anschließend die Ecoflow-App herunterladen, einen Account erstellen und schon erscheint die Meldung mit dem Stream Ultra. Dann stellt man die Verbindung zum WLAN her und schon beginnt das Gerät seine Arbeit. Was Ihr hier alles einstellen könnt, zeige ich Euch nachher noch. Der Zeitaufwand für die Inbetriebnahme ist damit nicht der Rede wert und auch für absolute Laien in 20 Minuten erledigt. Der Lieferumfang des AC Pro verzichtet aufgrund der fehlenden Solarmoduleingänge auf die MC4-Kabel.
Der Ecoflow Stream AC Pro bietet im Gegenzug eine einzigartige Möglichkeit, die 800W-Einspeisegrenze zu umgehen. Der Zusatzspeicher kommuniziert mit der Ultra und wird bei genügend PV-Überschuss oder bei der Nutzung dynamischer Stromtarife über das Hausnetz geladen. Dank der 230V Ausgangs-Steckdosen können Geräte mit einer Dauerleistung von 1.200W (2.300W gekoppelt mit einem zweiten AC-Pro oder Ultra) direkt über das AC Pro versorgt werden. Somit könnt Ihr beispielsweise die Waschmaschine oder den Geschirrspüler direkt über das Ecoflow AC Pro versorgen lassen, während die Ultra Euren Hausverbrauch ausgleicht. Mit genügend PV-Leistung und einer sinnvollen Verteilung der AC Pro Zusatzspeicher können somit leistungsfähige Verbraucher komplett kompensiert werden.
App & Steuerung
Eine klare Stärke von Ecoflow ist die hauseigene App. Aufgrund von Serveroptimierungen war diese einen Tag im Testmonat komplett offline, es gab jedoch eine Entschuldigung und im Übrigen klappte fast alles problemlos. Gelegentlich meldete sich der Ecoflow-AC-Pro-Speicher und gab an, nicht mit dem gleichen WLAN wie das Ultra verbunden zu sein. Ich vermute, dass es sich um einen Fehler im Mesh-Netzwerk handelte. Letztendlich verschwand die Fehlermeldung nach wenigen Minuten immer wieder und der Speicher arbeitete weiter. Mir standen jedenfalls fast 4 kWh Speicher zur Verfügung. Ich kann allerdings nicht genau sagen, nach welchem Prinzip das System entscheidet, welcher Speicher geladen wird. Normalerweise soll der Speicher priorisiert werden, der die höhere Last zu versorgen hat. Die Ultra wurde jedenfalls nicht immer zuerst geladen, was für mich am sinnvollsten gewesen wäre.
Als Betriebsmodus wählte ich die Eigenstromversorgung (der KI-Modus „Premium” kostet nach einem Testzeitraum Geld) und als Energieversorgungsstrategie „Smart Meter”. Das Stream Ultra ist dabei mit dem hauseigenen Ecoflow Smart Meter, dem EcoFlow x Shelly Smart Meter, dem Shelly Pro 3EM, dem Shelly 3EM und dem Tiber Pulse IR kompatibel. In der App lassen sich zudem Lade- und Entladegrenzen für die Speicher festlegen.
Ansonsten ist auch eine Steuerung über Smart Plugs oder einfache Zeitprogramme möglich. Wenn Ihr jedoch ein Balkonkraftwerk mit Akku betreibt, solltet Ihr Euch definitiv einen smarten Stromzähler zulegen, um die Nulleinspeisung zu realisieren. Wie zuvor erwähnt, bietet die App eine astreine Verbindungsstabilität und auch die Cloud war bis auf einen Tag immer gut erreichbar. Die genaue Leistung und Stromversorgung der einzelnen MPPTs können ausgewertet werden. Zudem erhaltet Ihr Informationen über Ertrag, Leistung und historische Daten. Wie schon erwähnt, werden die beiden Akkus letztendlich von der App wie einer behandelt. Das mag zwar praktisch erscheinen, lässt dann aber keine individuellen Einstellungen für den Akku zu. Im Cluster lassen sich jeweils bis zu 6 AC Pro und 6 Steam Ultra Speicher mit einer Gesamtkapazität von bis zu 11,52 kWh koppeln.
Technische Details
Beide Gerätschaften verfügen in sämtlichen Konfigurationen über moderne LiFePo4 Akkus mit einer Haltbarkeit von mindestens 6.000 Ladezyklen. Die Eingangsleistung jedes einzelnen MPPT beim Stream Ultra liegt mit 500W unter den Leistungswerten der Konkurrenz von Zendure oder Anker. Dennoch sind in Deutschland lediglich Balkonkraftwerke mit einer maximalen Modulleistung von 2.000W zulässig, weshalb die 4x500W des Ecoflow Ultra für die meisten Nutzer vollkommen ausreichen sollten. Weiterhin kann bei Bedarf ein 800W Mikrowechselrichter (mit Solarmodulen) an die AC-Steckdosen des Ultra oder AC Pro angeschlossen werden. Dieses Prinzip kennen wir bereits vom Hoymiles MS-A2 oder der Solarbank 2 AC. Somit wird die maximale Eingangsleistung nochmals gesteigert. Das Highlight der Speichersysteme sind die 230V Ausgangssteckdosen. Diese bieten für das AC Pro eine Dauerleistung von bis zu 1.200W (2.300W gekoppelt mit einem zweiten AC-Pro oder Ultra) und erlauben es, die 800W-Einspeisegrenze für Balkonkraftwerke zu umgehen. Somit können leistungsstarke Verbraucher im Haus direkt über den AC Pro mit 2.300W versorgt werden, während die Solarmodule am Ultra weiterhin die Akkus laden und das System ins Hausnetz einspeisen. Ist die Akkukapazität des AC Pro erschöpft, stellt das System selbstständig auf Netzbezug um und speist die angeschlossenen Geräte über das Hausnetz. Bei der Verwendung mehrerer AC Pro Zusatzspeicher kommunizieren diese miteinander, sodass bei Bedarf die Energie für leistungsstarke Verbraucher zu dem Speicher umgeleitet wird, wo sie gebraucht wird.
Das System mit AC Pro im Praxistest
Mein Balkonkraftwerk bestand also aus einer Stream Ultra mit zwei 520W-Solarpanels, einem zusätzlichen AC Pro Speicher und einem Tibber Pulse für die Nulleinspeisung. Die Reaktionszeit bei Laständerungen würde ich als ausreichend einstufen. Sobald ein starker Verbraucher zugeschaltet wird, gibt es kurz eine Leistungsspitze, und erst dann setzt die Stream Ultra entsprechend ein. Im Testmonat wurden nur etwas über 2 kWh ins öffentliche Netz eingespeist, was ich als ziemlich gut empfinde. Dies ist umso bemerkenswerter, da mit meinem Arbeits-PC ein ziemlich wechselnder Verbraucher als meine Hauptlast arbeitet. Wenn ich unterwegs war, wurde konstant und ohne Abweichungen über Stunden mein 80W Normalverbrauch auf 0W getilgt. Die Nulleinspeisung mittels Tibber Pulse funktioniert also astrein. Es kam auch zu keinen Ausfällen oder Fehlfunktionen im Testzeitraum.
Ein Thema muss ich allerdings ansprechen: das Spulenfiepen. Ähnlich wie damals bei den smarten Steckdosen von Ecoflow ist diesmal der AC-Pro-Speicher betroffen. Sobald dieser lädt, produziert er ein deutlich wahrnehmbares Spulenfiepen. Wenn Ihr den Speicher draußen platziert, wird das niemanden stören, aber das muss erwähnt werden. Laut Ecoflow betrifft dies zudem nur die ersten Geräte und soll per Update reduziert werden.
Lade-/Entladeverluste: Die von mir ermittelten Entladeverluste wurden mittels smarter Steckdose ermittelt und liegen bei rund 15%. Die Ladeverluste konnten nicht gemessen werden, da der Ecoflow Stream Ultra keine Funktion für das manuelle Laden des Akkus über das Hausnetz bietet. Die kombinierten Lade- und Entladeverluste liegen vermutlich im Bereich von 20%. Diese Verluste solltet Ihr natürlich auch bei smarten Stromtarifen beachten, wenn Ihr durch das Laden über das Stromnetz profitieren möchtet. Zugegebenermaßen halte ich diese dynamischen Stromtarife, auf die die smarte Ladefunktion abzielt, für überbewertet. Wenn Ihr den Jahresschnitt betrachtet, schlagen aktuelle Stromtarife mit Bonus diese dynamischen Verträge um Längen – bei 99 % der Verbraucher. Es gibt eine Ausnahme: Das sind jedoch sicher nicht Betreiber kleiner Balkonkraftwerke mit Speichern. Das sind Elektroautobesitzer mit Wallbox, die morgens um 10 Uhr automatisiert Strom für die Wallbox bei Tibber für 5–10 Cent bekommen. Dafür muss das Auto zu diesen Zeiten aber auch zu Hause und nicht bei der Arbeit stehen. Dass Tibber in der Nacht besonders günstig ist, ist zumindest in meiner Region nämlich ein Trugschluss. Bei mir wird der Strom an sonnigen Tagen über den Tag verteilt verschenkt und nicht nachts.
Der Standby-Verbrauch des AC Pro und Stream Ultra schwankt zudem, mal sind es über Stunden nur 15W, bei einer Onlinesynchronisation kommen aber auch mal 30–40W für ganz kurze Zeit zustande. Die Kühlrippen erwärmen sich im Betrieb spürbar, aber selbst bei den extremen Temperaturen der letzten Hitzewelle wurde es zu keiner Zeit unangenehm heiß.
Testergebnis
Mit dem EcoFlow Stream Ultra hat der Hersteller ein rundum durchdachtes All-in-one-System für ambitionierte Nutzer von Balkonkraftwerken auf den Markt gebracht. Die Kombination aus Wechselrichter, 1,92 kWh Speicher, bis zu vier MPP-Trackern und Powerstation-Funktion macht das Gerät extrem vielseitig – sowohl im Alltag als auch in Notsituationen. Die Verarbeitung ist auf sehr hohem Niveau, das Design ist futuristisch und die Einrichtung ist kinderleicht. Besonders in Kombination mit dem AC Pro-Speicher und einem Shelly oder Tibber Pulse spielt das System seine Stärken aus.
Die Steuerung über die EcoFlow-App funktioniert in der Regel zuverlässig, bietet viele Einstellmöglichkeiten und überzeugt mit ihrer modernen Oberfläche. Allerdings gibt es auch Schwächen: So ist ein Spulenfiepen beim AC Pro Speicher hörbar, das nachgebessert werden sollte. Außerdem fehlt es an Transparenz bei der Akkupriorisierung. Wer auf dynamische Stromtarife setzt, muss den realen Mehrwert kritisch hinterfragen – vor allem angesichts von Lade/Entladeverlusten von 20%. Im KI-Modus könnte ich mir zudem durchaus vorstellen, dass auch Energie zwischen den Speichern hin- und hergeschickt wird, wodurch sich die Verluste weiter erhöhen. Eine sinnvolle Energieverteilung ist jedoch eine Frage der Optimierung, und EcoFlow hat mit dem Vorgängermodell bewiesen, dass das Unternehmen sein System mit Updates stetig verbessert.
Insgesamt ist das Stream Ultra eine der elegantesten und leistungsfähigsten Lösungen für smarte Balkonkraftwerke. Der Preis ist hoch, angesichts der Features und Verarbeitung jedoch nachvollziehbar – insbesondere für Nutzer, die mehr als nur eine Plug-and-Play-Lösung suchen. Klarere Alternativen aus unseren Tests kommen von Zendure, Anker Solix und Maxxicharge.
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