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Und wieder einmal gelingt es Kiwi Ears aus dem Hause Linsoul, uns auf ganzer Linie zu begeistern. Nach der absoluten klanglichen Erfüllung mit den Kiwi Ears Astral (zum Test) geht es auf gleichem Niveau weiter, nur ein wenig anders. Die Kiwi Ears Orchestra II sehen nicht nur wieder unheimlich schick aus, sondern stecken auch voller musikalischer Magie.
Diesmal hat Kiwi Ears auf einen dynamischen Treiber verzichtet und die IEMs (In-Ear-Monitoring) mit 10 Balanced-Armature-Treibern pro Seite bestückt. Hieran erkennen wir, wohin die Reise gehen soll. Anstelle von drückendem Bass gibt es dieses Mal Feintuning vom Allerfeinsten.
Die Orchestra II bilden das aktuelle Flaggschiff von Kiwi Ears und richten sich an anspruchsvolle Hörer oder solche, die es werden möchten. In unserem heutigen Test erfahrt ihr, für wen diese Kopfhörer gedacht sind und wie sie sich im Vergleich zu den im eigenen Haus produzierten Modellen Kiwi Ears Astral und Earfun EH100 (zum Test) schlagen.
Lieferumfang und Verpackung
Wer sich Kopfhörer von Kiwi Ears kauft, bekommt schon beim Auspacken zittrige Finger. Die Vorfreude steckt hier im Detail. Das Zubehör ist wie gewohnt maximal hochwertig und darauf ausgelegt, beim Auspacken eine gute Figur abzugeben.
Das Öffnen der Verpackung gleicht dem Öffnen einer kleinen Schatzkiste. Oben auf dem schwarzen Deckel lächeln uns die beiden wunderschönen In-Ear-Monitore (IEM) an. Daneben liegt in einer weiteren schwarzen Schatulle eine schöne Transporttasche.
Diese passt mit ihrem grauen Design farblich nicht ganz zur übrigen Ausstattung, sieht mit dem eingelassenen Kiwi-Logo auf dem Deckel aber trotzdem sehr wertig aus und bietet mit Abmessungen von 118 x 90 x 45 Millimeter ordentlich Platz. Der goldene Reißverschluss rundet das edle Design der Transporttasche perfekt ab.
In der Tasche befindet sich das weitere Zubehör:
- 4 unterschiedliche Sets Silikon-Eartips (S/M/L)
- ein 4,4mm symmetrischer, vergoldeter Klinkenstecker-Adapter
- ein 3,5mm unsymmetrischer, vergoldeter Klinkenstecker-Adapter
- ein 1,25m langes, hochwertiges, geflochtenes, versilbertes Kupferkabel mit 2-Pin-Anschluss an der Kopfhörerseite und 4-Pin-Anschluss am Stecker
- Anleitungen und Dokumentation
Bei den Orchestra II legt Kiwi Ears diesmal besonders großen Wert auf klangliche Anpassung durch die Eartips. Hierbei geht es nicht nur um die passende Größe, sondern auch darum, dem Klang durch die verschiedenen Aufsätze den finalen Schliff zu verleihen. Hier gelten folgende Regeln:
- Je härter die Tips, desto weniger Bass, aber bessere Höhen.
- Je dünner die Wandstärke der Tips, desto wärmer der Klang.
- Silikon: klarere Höhen; Schaumstoff: wärmerer Klang.
- Je kleiner die Öffnung, desto mehr Bass und wärmerer Klang.
Wer tiefer ins Detail gehen möchte, findet hier einen umfangreichen Bericht dazu.
Verarbeitung und Design
Die Kiwi Ears Orchestra II sind nicht nur sehr ansprechend gestaltet, sondern sitzen auch äußerst angenehm im Ohr. Sie sind ergonomisch geformt und aus klarem Acryl gefertigt. Dadurch blicken wir direkt in das Innere dieser Wunderwerke der Technik.
Hier seht ihr jeden einzelnen der 10 BA-Treiber, die feinen Drähte, die zu den Spulen führen, und vieles mehr. Ihr könnt eindrucksvoll erkennen, welche Treiber in welchen Kanal führen, und die astreine Verarbeitung innerhalb der IEMs bestaunen. Das Acrylgehäuse ist zudem komplett mit Harz gefüllt. 
Auch das 1,25m lange Kabel ist super. Mit einer Gesamtdicke von 6mm bleibt es sehr flexibel, ohne sich zu verknoten. Die einzelnen Leitungen des verdrillten Kabels sind dabei 1,8mm dick. Das Kabel verursacht auch keinerlei Mikrofonie (Störgeräusche), wenn es an der Kleidung reibt.
Die Faceplate ist aber wie so oft das auffälligste Highlight von Kiwi Ears. Hier arbeitet das Unternehmen stets mit höchster Präzision und Liebe zum Detail. 
Leider haben die Kiwi Ears Orchestra II kein Schutzgitter, um Verunreinigungen durch den Düsenkanal abzuhalten. Auch wenn es sich hier nur um BA-Treiber handelt, kann Schmutz in den dünnen Kanälen Probleme verursachen. Achtet auf jeden Fall darauf, die Orchestra II regelmäßig zu reinigen und nicht ungeschützt offen liegenzulassen. Leider bieten die mitgelieferten Eartips hier keinen zusätzlichen Schutz.
Klangqualität der Linsoul Kiwi Ears Orchestra II
Nun folgt der spannendste Teil des Tests. Die Kiwi Ears Orchestra II sind klanglich unfassbar neutral. Sie dominieren in keinem Bereich übermäßig, klingen dabei aber einzigartig weich und sauber. Anders als bei den Kiwi Ears Astral, die durch den brutal tiefen Bass Gleichgewichtsstörungen ausgelöst haben, spielen die Orchestra II zwar tief, aber dezent.
Klanglich vergleichbar sind sie für mich mit einem Marshmallow: weich, unglaublich gut und süchtig machend. Der Fokus der Orchestra II liegt auf Instrumenten und Stimmen. Diese klingen so natürlich, dass man sich in der Realität verliert. Am meisten treffen mich hier Soul- und Jazz-Stimmen.
Die Orchestra II spielen Stimmen und Instrumente mit einer angenehmen Leichtigkeit, die emotional berührt. Ihr bekommt das Gefühl, dass Etta James, Stacey Kent und viele andere persönlich für euch singen. Dabei schaffen sie es, eine erstaunliche Nähe zu den Künstlern aufzubauen. Der einzige Nachteil dieser Natürlichkeit könnte anspruchslosere Hörer betreffen: Wenn es nämlich darum geht, moderne und bassgeladene Tracks wiederzugeben, wirken die Orchestra II nicht energisch genug. Diese Tracks könnt ihr mit den Orchestra II zwar super hören, doch die Kiwi Ears Astral bringen hier einfach noch mehr Punch und Peaks in den Höhen. Für alle, die Natürlichkeit und Detailreichtum schätzen, sind die Orchestra II allerdings perfekt.
- EH100, Orchestra II & Astral
- der Größenunterschied ist beachtlich
Die Räumlichkeit der Orchestra II ist für IEMs ordentlich groß, kommt aber naturgemäß nicht an Over-Ears heran. Feinheiten im Stereobereich meistern sie mit Leichtigkeit und bieten eine schöne Lokalisierung der Instrumente, sofern im Mastering darauf geachtet wurde. Manchmal wandern besonders bei Soundtracks auch ein paar Instrumente leicht nach hinten; ein wunderbarer Effekt.
- nicht nur die Größe ist ein Unterschied
- auch der Klang
Der Vergleich mit den Earfun EH100 ist schon fast unfair. Hier klingen die Orchestra II bei Stimmen und Instrumenten so viel besser, dass man danach die EH100 fast gar nicht mehr aufsetzen will. Das ist wirklich beachtlich, da die EH100 definitiv keine schlechten IEMs sind. Aber die Orchestra II sind in Sachen Natürlichkeit und Dynamik so viel klarer und besser, dass die EH100 klar unterlegen sind.
Zusammenfassend kann man sagen, dass die Orchestra II ein ebenso großes Suchtpotenzial haben wie die Astral. Einmal im Ohr, will man einfach nicht mehr aufhören.
Technik hinter dem Klangwunder
Die Kiwi Ears Orchestra II sind in einem 4-Wege-System aufgebaut, das aus insgesamt 10 BA-Treibern besteht. Die Frequenzaufteilung gestaltet sich wie folgt:
- Ultra-Höhen (über 10kHz): 2 BA-Treiber
- Höhen (unter 10kHz): 2 BA-Treiber
- Mitten (300Hz–4kHz): 4 BA-Treiber
- Bässe (unter 300Hz): 2 BA-Treiber
Die Abstimmung ist dabei perfekt gelungen, sodass die BA-Treiber keineswegs analytisch-kalt klingen. Allerdings merkt man den fehlenden dynamischen Treiber, da hier der letzte “Punch” im Bassbereich fehlt. Der Tiefgang ist davon allerdings unbeeindruckt und spielt mit Leichtigkeit unter 30Hz.
Frequenzgang und Empfindlichkeit
Im 20Hz–20kHz-Frequenzgang können wir die Ausgewogenheit des Klangs gut erkennen. Die Wanne im 300Hz-Bereich und die stark absteigende Flanke im Ultrahochtonbereich zeigen bereits den weichen und warmen Klang, den wir mit den Orchestra II erhalten. Der Buckel bei 2–4kHz sorgt zudem für einen tollen Klang von Instrumenten und Stimmen. Die Impedanz von 19 Ohm ist wirklich gering und sorgt für ordentlich Pegel, auch bei einer 3,5mm-Klinke an einem mobilen Endgerät. Mit 109dB/mW liefern die Orchestra II auch ordentlich ab. Mit einem passenden DAC könnt ihr das volle Potenzial der Kopfhörer ausschöpfen, müsst aber unbedingt auf eure Ohren aufpassen, denn hohe Pegel werden hier spielend leicht erreicht.
Das Testsetup für die Kiwi Ears Orchestra II:
- Tidal & Deezer
- 4,4mm Hiby FC4 DAC (dual DAC, MQA 8X, PCM768/DSD256 native decoding)
- 3,5mm DAC CX31993
Dank ihrer ergonomischen Form sitzen die Orchestra II auch bei längeren Hörsessions recht bequem. Die mitgelieferten Eartips sorgen für angenehmen Halt im Ohr, Flexibilität im Klang und eine gute passive Geräuschisolierung. Allerdings stehen die Orchestra II aufgrund ihrer Größe etwas aus dem Ohr heraus. Auch das Gewicht von 7,7g ist beachtlich, doch durch die geschwungene Form verteilt es sich angenehm im Ohr. Im Gegensatz zu leichteren In-Ears fällt das höhere Gewicht aber auf jeden Fall auf.
Testergebnis
Die Kiwi Ears Orchestra II präsentieren sich als echtes Flaggschiff im Portfolio der Linsoul-IEMs. Bei der Verarbeitung der Kopfhörer und des Zubehörs legt der Hersteller viel Wert aufs Detail und ein exklusives Erscheinungsbild. Die IEMs selbst sind aus klarem Acryl gefertigt, was den Blick auf die zehn Balanced-Armature-Treiber pro Seite freigibt. Das Perlmutt-Inlay und das futuristische Gitterdesign machen die Orchestra II zudem zu echten Schmuckstücken, die nicht nur klanglich, sondern auch optisch überzeugen.
Klanglich setzen die Orchestra II auf Neutralität und Natürlichkeit. Sie geben Stimmen und Instrumente mit einer beeindruckenden Leichtigkeit und Detailtreue wieder. Besonders bei Soul- und Jazz-Gesang entfalten sie ihre ganze Magie und schaffen eine emotionale Nähe zu den Künstlern. Der Bass ist vorhanden, fällt aber zurückhaltender aus als bei Modellen mit dynamischem Treiber, wie den Kiwi Ears Astral (zum Test). Dadurch fehlt etwas der Punch für basslastige Genres, doch wer Wert auf feine Nuancen und eine ausgewogene Wiedergabe legt, kommt hier voll auf seine Kosten.
Trotz des Verzichts auf einen dynamischen Treiber erreichen die Orchestra II einen Tiefgang bis unter 30Hz und bleiben dabei stets kontrolliert und sauber. Mit einer niedrigen Impedanz von 19Ω und einer hohen Empfindlichkeit von 109dB/mW liefern sie auch an mobilen Geräten ordentlich Pegel.
Im Vergleich zeigt sich die Stärke der Orchestra II deutlich. Gegenüber günstigeren Modellen wie den Earfun EH100 (zum Test) wirken sie klarer, dynamischer und natürlicher. Die Astral hingegen bieten mehr Bassdruck und Energie, sind aber weniger neutral. Die Orchestra II richten sich daher vor allem an anspruchsvolle Hörer, die Natürlichkeit und Detailreichtum bevorzugen.
Für einen Preis von ca. 300€ erhaltet ihr hier hervorragende Kopfhörer. Wer basslastigere Musik bevorzugt, sollte jedoch lieber zu den Astral greifen, die für annähernd das gleiche Geld zu haben sind. Wem der Aufpreis zu den EH100 zu hoch ist, der ist mit diesen dennoch gut beraten. Im direkten Vergleich lassen die Kiwi Ears die Earfun-Modelle jedoch deutlich hinter sich.
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