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Wenn es um bequeme Kopfhörer fürs Schwimmen, Radfahren oder Joggen geht, dann bin ich bei uns meistens der Ansprechpartner für Kopfhörer aller Art. Max und Benjamin zielen da eher auf das audiophile Umfeld ab. Auf dem Fahrrad ist es lebenswichtig, die Umgebung wahrzunehmen, und das ist für guten Musikgenuss natürlich hinderlich. Außerdem sind meine Ohren so empfindlich, dass eingesteckte In-Ears bei mir stets Schwindel und Unwohlsein verursachen. Ich mag es einfach nicht, wenn etwas tief in meinem Ohr steckt. ANC ist allerdings in meinem Alltag auch unerlässlich, gerade für längere Flüge oder auch mal zum Abschalten in der Bahn, und die Huawei Freebuds 5 sind seit über zwei Jahren mein treuer Begleiter. Diese Half-In-Ears stecken nicht ganz so tief im Ohr und mit den Huawei Freebuds 6 haben sie jetzt einen Nachfolger bekommen. Huawei selbst spricht sogar von Open-Fit Kopfhörern.
Die etwa 120€ teuren Kopfhörer hatte ich nun drei Wochen auf den Ohren. In diesem Testbericht erfahrt ihr alles, was ihr vor dem Kauf wissen solltet.
Design und Verarbeitung
Auf den ersten Blick hat sich am ergonomischen Design und der Verarbeitung nichts geändert. Die Earbuds sitzen sicher in meinem Gehörgang und dichten zumindest bei mir auch ausreichend ab. Hier spüre ich im direkten Vergleich einen Unterschied zu den Vorgängern, dazu später mehr. Dabei ist der ca. 5 Gramm schwere Kopfhörer auch nicht wirklich spürbar im Ohr. Huawei gibt die Abmessungen eines einzelnen Earbuds mit 30,6 x 18,5 x 24 Millimeter an. Die Earbuds sind glänzend gestaltet und meine lila Version gefällt mir wirklich gut. Dass Huawei genau weiß, wie man Kopfhörer baut, wird einem hier umgehend klar. Die Earbuds sind nach IP54 vor Staub und Spritzwasser bestens geschützt.
Mit Abmessungen von 30,6 x 18,5 x 24 Millimetern bleibt auch das Ladecase angenehm handlich und mit 50 Gramm inklusive Kopfhörer angenehm leicht. An der Ladeschatulle befindet sich unten ein USB-C-Anschluss zum Aufladen und vorne der Huawei-Schriftzug sowie eine kleine LED. Rechts außen ist noch eine Pairing-Taste zu sehen. Die Verarbeitung ist auch hier auf höchstem Niveau, scharfe Kanten oder Ungenauigkeiten sucht man vergebens. Trotzdem besteht alles aus Kunststoff. Das Gelenk hält die Box sicher und zuverlässig offen. Im Gegensatz zu den glänzenden einzelnen Earbuds ist die matt gestaltete Ladebox resistent gegen Fingerabdrücke und Fettschlieren.
Die Huawei Freebuds 6 wirken wie aus einem Guss, hier wurde sinnvoll nachgebessert. Auch beim Tragekomfort hat sich etwas getan: Die Earbuds sitzen jetzt einfach sicherer und fester im Ohr.
Tragekomfort und ANC der Huawei Freebuds 6
Auf dem Kopfhörermarkt hat sich in den letzten Jahren viel getan: Für den Sport sind vor allem sogenannte Open-Ear-Kopfhörer und Kombinationen mit Knochenschall in den Fokus gerückt. Huawei spielt mit dem Huawei FreeClip (zum Test) ganz oben mit. Aber auch die Shokz OpenRun 2 (zum Test) sind meine aktuellen Lieblingskopfhörer beim Fahrradfahren. Ohne aktiviertes ANC kann ich mir die Freebuds beim Joggen und Radfahren durchaus vorstellen. Für das Schwimmbad führt ohnehin kein Weg am Knochenschall vorbei. Im Vergleich zu den Freebuds 5 wurde der obere Teil der einzelnen Kopfhörer etwas gedreht und ist nun größer. Das passt für meine Ohren wirklich deutlich besser und auch wenn sie fester sitzen, ist das Ganze noch ausreichend bequem. Ganz vergessen, dass die Kopfhörer noch im Ohr sind, wie das bei Open-Ear-Kopfhörern teilweise der Fall ist, kann man die Freebuds 6 aber natürlich nicht. Mithilfe der mitgelieferten Silikonaufsätze lassen sich die Freebuds 6 aber auch noch euren Ohren individuell anpassen.
Das Active Noise Cancelling hat bei mir nahezu tadellos funktioniert und war hörbar besser als bei den Freebuds 5. Zwar war ich noch nicht im Flieger, aber in meinem Büro und auch im Zug wurde sämtliches Rauschen in der Umgebung automatisch unterdrückt. Das hilft definitiv bei der Entspannung, kann aber wie gehabt auch zu Schwindel führen. Der Abschirmungseffekt ist für Half-In-Ear-Kopfhörer wirklich sehr gut, dennoch dichten echte In-Ear-Kopfhörer nochmal deutlich stärker ab. Aber die verstehen sich wie gehabt nicht mit meinen Ohren. Die Kombination aus angenehmem Tragekomfort und solider Geräuschunterdrückung macht die Huawei Freebuds 6 einzigartig auf dem Markt. In diesem Punkt können die Kopfhörer wirklich punkten. Dumpfe und dauerhafte Geräusche werden hier zuverlässig herausgefiltert – genau dafür ist in meiner Welt ein ANC ohne komplette Abschirmung da.
Lieferumfang der Huawei FreeBuds 6
Neben den Kopfhörern samt Ladecase sind im Lieferumfang auch ein kurzes USB-A-auf-USB-C-Ladekabel, eine Bedienungsanleitung und zwei Paar Silikonaufsätze enthalten. Mit diesen Aufsätzen sitzen die Kopfhörer möglicherweise besser in euren Ohren. Bei mir waren sie nicht notwendig, denn die Passform war bereits beim Vorgängermodell sehr gut.
Technische Daten / Sound- und Gesprächsqualität
Beim Bluetooth-Standard bleibt alles beim Alten: Es wird weiterhin der 4.2-Standard verwendet, was jetzt auch keine nennenswerten Nachteile mit sich bringt. Multipoint ist verfügbar, nur auf Auracast muss verzichtet werden. Natürlich ist es immer schön, wenn die modernsten Standards bei aktuellen Elektronikgeräten zum Einsatz kommen. An hochwertigen Codecs bleibt es bei LDAC und L2HC 4.0, wobei letzterer nur mit Huawei-Smartphones kompatibel ist. Für den Test habe ich fast durchgehend LDAC mit 990 kBit/s zum Musikhören genutzt, denn das sollte man bei Kopfhörern in diesem Preisbereich schon nutzen und zu schätzen wissen.
Beim Sound sind Half-In-Ears den normalen In-Ears technisch erst einmal unterlegen. Die Huawei Freebuds 6 erzeugen den Sound mit einem 11-mm-Doppelmagnettreiber im Dual-Driver-Design. Das klingt vielleicht wieder wild, aber ein deutlicher Unterschied zu den Vorgängern ist hier nicht zu leugnen. Viele Details in der Musik sind wahrnehmbar, und das Ganze wird mit einem sehr ordentlichen Bass untermalt. Das liegt unter anderem an der besseren Passform, aber auch die Silikonstöpsel könnten da bei vielen gut nachhelfen. Bei viel Überlagerung in der Musik wirken die Freebuds 6 aber mitunter auch mal verwaschen und es kann sich keine überzeugende Bühne aufbauen. Die Höhen waren mir teilweise auch etwas zu spitz. Vielleicht bin ich durch den regelmäßigen Einsatz von Open-Ear-Kopfhörern aber auch nichts mehr gewohnt. Aber immerhin kann man mit dem Equalizer nachbessern, sodass die Freebuds 6 spätestens dann eine sehr ordentliche Musikqualität liefern. Podcasts und alles Gesprochene wirken mit den Kopfhörern astrein und perfekt.
Huawei trumpft seit Jahren mit hervorragender Gesprächsqualität auf, und auch die Freebuds 6 liefern in diesem Bereich wieder ab. Ich habe vorher noch nie etwas von einem Knochenschallmikrofon gehört, aber es sorgt für eine glasklare Stimmübertragung zum Gesprächspartner. Laut Datenblatt sind zudem in jedem Earbud drei Mikrofone verbaut. Das Noise-Cancelling für Wind- und Hintergrundgeräusche arbeitet ebenfalls sehr gut und zuverlässig, wobei die eigene Stimmqualität je nach Umgebungslautstärke wie gewohnt etwas leidet.
App/Steuerung und Paring
Die AI Life App von Huawei (zum Download) bietet einige sinnvolle Einstellungsmöglichkeiten und ist allein schon zum Aktivieren des LDAC-Supports eigentlich Pflicht. Positiv ist auch zu vermerken, dass keine Anmeldung in der App notwendig ist: Einfach installieren und schon können die FreeBuds 6 aktualisiert, der Equalizer eingestellt und vieles mehr konfiguriert werden. Interessant ist, dass Huawei LDAC in der App gar nicht explizit erwähnt, sondern es „Tonqualität priorisieren” nennt. Mit dieser Einstellung kommt ihr in den Genuss eines hochauflösenden Codecs. Im Gegenzug kostet euch das jedoch fast eine Stunde Akkulaufzeit.
Funktionen der App im Überblick:
- LDAC aktivieren und nutzen (wenn euer Smartphone das unterstützt)
- Updates einspielen
- Spezielle Modi für ANC wählen (Gering, ausgeglichen oder dynamisch)
- Automatische adaptive Lautstärke aktivieren
- kompletter Equalizer und einige Presets wählen für den Sound
- Touchgesten am linken und rechten Ohrhöher etwas anpassen
- Kopfsteuerung aktivieren – schütteln oder Nicken zum Anrufe annehmen/ablehnen
- Gerät finden – volle Lautstärke zum Auffinden
- Trageerkennung deaktivieren
- Latenz verringern (nicht für Gaming gedacht, sondern für hochfrequentierte Orte)
Huawei überzeugt hier jedenfalls mit einer umfangreichen App, die sich sehr einfach nutzen lässt und an der es absolut nichts auszusetzen gibt. Die Steuerung über die Kopfhörer ist standardmäßig wie folgt gestaltet und kann nur bedingt angepasst werden:
- Bei einem Anruf: Zweimal Tippen zum Annehmen oder Auflegen – beide Earbuds
- Ohne Anruf: Zweimal Tippen für Wiedergabe und Pause – beide Earbuds
- Dreimal Tippen: Titel weiter oder zurück – beide Earbuds – kann getauscht oder deaktiviert werden
- Gedrückt halte: ANC aktivieren oder Sprachassistent oder Deaktivieren – Links oder Rechts
- Gedrückt halten bei Anruf: Ablehnen!
- Hoch- und Herunterstreichen zur Steuerung der Lautstärke
Zwar hat man nicht wirklich viele Funktionen und kann auch nicht allzu viel umstellen. Aber man kann definitiv Störendes deaktivieren. Da ich die Steuerung von den Freebuds 5 kenne, komme ich auch mit den Freebuds 6 auf Anhieb bestens zurecht. Die Touchsteuerung funktioniert einwandfrei und neigt nicht zu Fehlerkennungen. Zudem ist alles dabei, was ich im Alltag benötige.
Das Pairing mit einem Endgerät könnte bei den Huawei Freebuds 6 nicht einfacher sein: Einfach die Schatulle öffnen und den rechten Knopf so lange gedrückt halten, bis die Status-LED weiß blinkt. Dann können die Kopfhörer per Multipoint mit bis zu zwei Geräten gleichzeitig gekoppelt werden. Zusätzlich kann man in der App auf Wunsch ein bevorzugtes Gerät wählen oder die Kopfhörer entscheiden lassen.
Akkulaufzeit & Ladeverhalten der Huawei FreeBuds 6
Schon die Vorgängermodelle hatten definitiv nicht die beste Akkulaufzeit. Nach über zwei Jahren bei meiner Praxisnutzung hat sich die damalige Laufzeit von circa drei Stunden mit ANC nicht verbessert, sondern erwartungsgemäß auf circa zwei bis zweieinhalb Stunden reduziert. Ja, das reicht bei 70–80 % Lautstärke auch noch für die meisten Flüge in Europa aus. Bei den Huawei FreeBuds 6 ändert sich mit 510 mAh beim Case und 39,5 mAh pro Earbud allerdings wenig an der Akkugröße. Dennoch laufen die Kopfhörer in der Praxis spürbar länger als ihre Vorgänger, wenngleich es weiterhin nur für ein durchschnittliches Ergebnis reicht. Mehr als 3,5 bis 4 Stunden sind bei ca. 70 % Lautstärke, aktiviertem LDAC und ANC einfach nicht drin.
Das Lade-Case lädt diese Zeit allerdings fast fünfmal komplett nach, was mit knapp einer halben Stunde auch angenehm schnell vonstattengeht. Das Case selbst lädt hingegen ca. eine Stunde und kann auch in mehreren Stunden (180 Minuten laut Hersteller) kabellos aufgeladen werden.
Testergebnis
Max war damals sehr streng mit den Freebuds 5 (zum Test), was ich angesichts des Vergleichs mit gleichteuren In-Ears mit ANC durchaus nachvollziehen kann. Aber für Half-In-Ears liefern die Freebuds 6 wirklich ein sehr ordentliches ANC. Wer keine Stöpsel tief im Gehörgang aushält, hat neben Over-Ears keine andere Möglichkeit. Das ANC der Freebuds 6 dämpft jedenfalls gleichbleibende und dumpfe Geräusche, also im Zug, Flugzeug und normales „Bürorauschen”, sehr gut. Auch der Preis war damals ein Thema. Mit aktuell knapp über 120€ finde ich ihn angesichts der Leistung angemessen. Die Soundqualität ist stark und die Gesprächsqualität exzellent. Zudem bekommt man einen außerordentlichen Tragekomfort und eine perfekte Verarbeitung. Auch die einfache und umfangreiche App in Kombination mit der guten Touchsteuerung sind Pluspunkte. Was bleibt, ist eine bessere Akkulaufzeit als bei den Freebuds 5, aber immer noch keine wirklich gute Laufzeit. Warum Huawei sich da so schwertut, weiß ich nicht. Andererseits sind die Kopfhörer im Ladecase schnell wieder einsatzbereit und drei bis vier Stunden mit aktiviertem LDAC und ANC sind jedenfalls nicht schlecht.
Auf dem Markt der Half-In-Ears gibt es gar nicht mal so viele Alternativen, zumindest nur wenige empfehlenswerte Modelle. Unser Geheimtipp sind die 1More Q10 (zum Test). Sie können zwar nicht mit der Soundqualität dieser Kopfhörer mithalten, sind für den gelegentlichen Einsatz aber ein absoluter Preis-Leistungs-Kracher (20 €). Das ist unsere klare Budget-Empfehlung für diese Art von Kopfhörern, gerade, wenn ANC wirklich keine Rolle spielt.
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