Xiaomi YU7 vorgestellt – ein Crossover SUV für die breite Masse?
Inhaltsverzeichnis
Xiaomi zeigt ernsthafte Ambitionen auf dem Automarkt. Die enorme Nachfrage nach dem ersten Elektroauto, dem Xiaomi SU7, hat das Unternehmen sichtlich überrascht. Die Prognosen für Auslieferungen und Bestellungen wurden kontinuierlich nach oben korrigiert, und auch die leistungsstarke Variante Xiaomi SU7 Ultra erweist sich als voller Erfolg. Dies gelingt trotz anfänglicher Qualitätsprobleme und Vorwürfen irreführender Werbung – ein Umstand, der auch darauf zurückzuführen ist, dass Xiaomi erst seit Kurzem im Automobilgeschäft tätig ist. Um jedoch auf dem größten und wettbewerbsintensivsten Elektroautomarkt der Welt ernst zu nehmende Marktanteile zu gewinnen, ist ein massentaugliches Fahrzeug erforderlich. Für chinesische Käufer stehen dabei vor allem drei Kriterien im Vordergrund: Preis, Platz und Reichweite. Dabei nimmt Xiaomi offenbar das meistverkaufte Auto der Welt der letzten Jahre ins Visier. Der Xiaomi YU7 teilt nicht nur eine Namensähnlichkeit mit dem Tesla Model Y, sondern ist ebenfalls ein Crossover-SUV. Das Datenblatt verspricht zwar keine Superlative, bietet aber eine grundsolide Ausstattung zu einem für Xiaomi typisch fairen Preis. Der Xiaomi YU7 startet in China ab einem Preis von 30.150€.
Übrigens lässt sich Xiaomis Erstlingswerk, der SU7, sogar nach Deutschland importieren (zum Artikel) und hierzulande anmelden und fahren.
Das Tesla Model Y ist in China aktuell ab umgerechnet 31.400 Euro erhältlich. Diese Preisgestaltung ist besonders interessant, da Tesla derzeit das einzige ausländische Unternehmen mit relevanten Marktanteilen unter den NEV-Herstellern (New Energy Vehicles) in China ist. BYD agiert mit Marktanteilen von über 30% auf dem chinesischen Automarkt in einer eigenen Liga und konkurriert mit Modellen wie dem Song L oder Tang L ebenfalls mit dem YU7. Der Vollständigkeit halber sei auch der VW ID.4 X erwähnt, der je nach Version ebenfalls in diesem Preisbereich liegt, in China aber leider kaum nachgefragt wird. Damit gelingt Xiaomi gleich zu Beginn etwas, das für Autohersteller alles andere als normal ist. Man verkaufte innerhalb einer Stunde nach dem Launch fast 300.000 YU7, davon sogar 200.000 in nur drei Minuten, so die eigene Aussage.
Design und Verarbeitung
Für sein erstes Elektroauto hat sich Xiaomi unverkennbar von Porsche inspirieren lassen. Der Xiaomi SU7 ähnelt stark einer gut umgesetzten Taycan-Kopie, setzt aber zumindest am Exterieur eigene Akzente. Elemente wie das Design der Sitze wurden jedoch fast 1:1 übernommen. In gewohnter Xiaomi-Manier wird das Gesamtpaket zu einem Drittel des Preises angeboten, den Porsche mindestens für den Taycan verlangt. Offenbar war die Porsche-Anlehnung für Xiaomi noch nicht exklusiv genug, denn beim neuen YU7 orientiert man sich unübersehbar an einem anderen Supersport-Crossover-SUV. Die Ähnlichkeit zum Ferrari Purosangue ist unverkennbar.
Design ist bekanntlich Geschmackssache, und da der Xiaomi YU7 hierzulande ohnehin nicht erhältlich ist, konzentrieren wir uns lieber auf die technischen Details. Da sticht zunächst der vollelektrische Frunk ins Auge. Ein Frunk ist der vordere Kofferraum, der durch den Wegfall des Verbrennungsmotors bei Elektroautos möglich wird. Der Frunk des Xiaomi YU7 ist nicht nur angenehm groß, sondern auch voll elektrisch. Dies ist eine Komfortfunktion, die man von Heckklappen kennt, die aber selbst Tesla bei seinem aktuellen Model Y für den vorderen Kofferraum nicht anbietet. Es ist davon auszugehen, dass Xiaomi aus den anfänglichen Fehlern beim SU7 gelernt und die Verarbeitungsqualität weiter verbessert hat. Inzwischen ist der Hersteller nicht mehr auf Auftragsfertiger angewiesen, sondern verfügt über eigene Produktionskapazitäten.
Der Xiaomi YU7 erscheint in 3 Versionen
Der neue Xiaomi-Crossover-SUV ist in drei Versionen erhältlich, die sich hauptsächlich bei der Leistung und dem Fahrwerk unterscheiden. Die beiden teureren Modelle verfügen über eine Luftfederung, während die Performance-Variante zusätzlich mit einer Launch Control und Brembo-Bremsen ausgestattet ist. Beim YU7 Pro (AWD) sprechen wir bereits von 496 PS (365 kW) und beim YU7 Max (AWD High Performance) sogar von 690 PS (508 kW). Wir konzentrieren uns im Folgenden daher auf den normalen Xiaomi YU7, der mit 320 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 240 km/h für Überholvorgänge auf deutschen Autobahnen mehr als ausreichend motorisiert ist. Das ist einer der großen Vorteile von Elektroautos: Über mangelnde Leistung muss man sich keine Gedanken machen. Selbst ein Seat Mii Electric mit 83 PS deklassiert am Start die meisten Verbrenner, und auch auf der Landstraße ermöglicht der Sprint von 60 auf 100 km/h problemlose Überholmanöver. Die 320 PS des Basismodells des Xiaomi YU7 reichen jedenfalls für eine Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 5,88 s.
Reichweite und Ladeleistung
Die Reichweite des Xiaomi YU7 beträgt 835 km nach dem chinesischen CLTC-Zyklus, was ungefähr 685 km nach WLTP entspricht. Damit liegt er auf einem Niveau mit dem Tesla Model Y (622 km WLTP), das in der Standardversion allerdings über einen kleineren Akku verfügt. Tesla ist nach wie vor bei der Effizienz führend. Dass Xiaomi hier dennoch eine Besonderheit bietet, zeigt der 96-kWh-LFP-Akku mit 800-Volt-Technologie.
Das ermöglicht Ladeleistungen von umgerechnet bis zu 337 kW und damit eine Ladezeit von 10 auf 80 % in nur 21 Minuten. Die Kombination aus Reichweite und schneller Ladeleistung macht den Xiaomi YU7 auch für Langstreckenfahrten attraktiv. Das Spitzenmodell setzt hingegen auf einen NCM-Akku und lädt mit bis zu 529 kW nochmals deutlich schneller, weist aber aufgrund der höheren Leistung eine geringere Reichweite auf. Dennoch dauert der Ladevorgang von 10 auf 80% hier nur 12 Minuten laut Hersteller.
Unsere Einschätzung
Der Xiaomi YU7 hat das Potenzial, zum „coolen“ Crossover-SUV für eine junge Zielgruppe in China zu werden. Die Marke Xiaomi genießt einen anderen Stellenwert als BYD, obwohl letzterer zweifellos der erfahrenere Automobilhersteller ist. Objektiv betrachtet mag ein BYD die rationalere Wahl sein. Aber auch in Deutschland existierte schon immer ein Markt für Marken jenseits der etablierten Hersteller wie Mercedes, BMW und VW. Meiner Meinung nach baut Xiaomi derzeit Autos, die ein Image ähnlich dem von BMW anstreben, aber preislich auf dem Niveau eines VW Golf liegen. Die Orientierung am Design eines Supersportwagens, kombiniert mit modernster Technik und durchdachten Funktionen, setzt dem Ganzen die Krone auf. Xiaomi und insbesondere CEO Lei Jun haben das geschafft, woran Apple offenbar gescheitert ist. Ob das nur mit staatlicher Unterstützung möglich war, sei dahingestellt – das Ergebnis ist das Gleiche. Xiaomi ist auf dem Elektroauto-Markt in China angekommen und wird dort auch bleiben.
Während BYD bei seiner Expansion nach Europa auf Schwierigkeiten stößt, könnten sich für Xiaomi andere Chancen ergeben. Das ist allerdings aktuell Zukunftsmusik. Wenn Xiaomi die anfänglichen Kinderkrankheiten in den Griff bekommt, dürften die zukünftigen Modelle noch überzeugender ausfallen.
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Supersport-Crossover-SUV, da musste die Marketings-Abteilung bestimmt Überstunden machen, um das Wort zu kreieren.
Auf YouTube sind die Chinesen nicht so begeistert, weil das Teil eben nicht den Platzvorstellungen der Chinesen entspricht, die einen richtigen SUV erwartet hatten.
Hohe offizielle Verkaufszahlen in China sind Schall und Rauch. Zuschüsse vom Staat bekommen die Firmen nur für verkaufte Fahrzeuge. Deshalb kaufen die Hersteller die Autos selber, lassen sie zu und versuchen sie dann mit 0-km als Gebrauchtwagen zu verticken.