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Xiaomi zeigt sich für seine Verhältnisse überraschend zurückhaltend auf dem Open-Ear-Markt. Die OpenWear Stereo Pro sind erst das zweite Modell, und es gibt nur klassische Open-Ear-Kopfhörer, keine Clip-Version. Das bedeutet: Die OpenWear Stereo Pro werden hinter das Ohr eingedreht, anschließend befindet sich ein Lautsprecher vor dem Gehörgang.
Meine persönlichen Favoriten sind allerdings Clip-Modelle. Zwei dieser Art – einmal von Huawei und einmal von Shokz – führen auch aktuell unsere Open-Ear-Kopfhörer-Bestenliste an. Dennoch steigt Xiaomi mit den OpenWear Stereo Pro absolut solide in den Markt ein und kann mit ein paar Besonderheiten punkten. Im Test finden wir heraus, was das Besondere ist und wie gut sich die Open-Ears im Vergleich zur Konkurrenz schlagen.
Design, Verarbeitung und Tragekomfort
Die OpenWear Stereo Pro sind in Schwarz, Silber (Grau) und Gold erhältlich. Ich habe die schwarze Variante im Test, wobei die einzelnen Earbuds mit silbernen Akzenten ausgestattet sind. Das ist allerdings kein Metall, sondern Kunststoff, und ein einzelner Earbud ist mit 9,7 Gramm denkbar leicht. Die Abmessungen gibt Xiaomi mit 50,8 x 34,9 x 16,7 Millimeter an und erfindet das Rad nicht neu. Zwei Einheiten werden durch ein weiches und dünnes Kunststoffkabel miteinander verbunden und der Kopfhörer an sich hinter dem Ohr eingedreht. Die große Einheit mit dem Lautsprecher sitzt dann direkt vor dem Gehörgang. Im Falle der Xiaomi OpenWear Stereo Pro finde ich das etwas wackelig. Das merkt ihr auch beim Joggen. Dennoch ist der Sitz super bequem und ihr verliert die Earbuds auch bei stärkeren Bewegungen nicht einfach. Nach kurzer Zeit könnt ihr auch hier vergessen, dass ihr sie überhaupt am Ohr tragt. Aufpassen müssen wie immer Brillenträger, da eben ein dünner, weicher Teil hier hinter dem Ohr sitzt.
Das Ladecase der Xiaomi OpenWear Stereo Pro misst 68 x 68 x 26,3 Millimeter und wiegt inklusive der Buds 72 Gramm. Das ist alles Standard und bestens zu transportieren. Die geringe Dicke eignet sich sogar für größere Hosentaschen. Das IP54-Rating bescheinigt die gute Verarbeitung, gilt aber wie üblich nicht für das Ladeetui. Normaler Regen und Spritzwasser machen den einzelnen Buds hingegen nichts aus.
Die Verarbeitung ist spitzenmäßig und auf hohem Niveau. Xiaomi hebt sich hier mit einem Kunstlederbezug und einer weichen Innenseite des Case klar von der Konkurrenz ab. Die Earbuds selbst wirken hingegen eher gewöhnlich, aber dennoch sehr gut verarbeitet.
Soundqualität der OpenWear Stereo Pro
Technisch gibt es Bluetooth 5.4 mit ordentlicher Reichweite und LDAC-Unterstützung. Das muss nicht extra aktiviert werden, sondern steht sofort und sogar in Kombination mit Multipoint bereit. Ob das jetzt der große Mehrwert bei Open-Ear-Kopfhörern ist, darüber darf man streiten, aber wir nehmen moderne Features in jedem Fall gerne mit. Die Soundqualität ist absolut solide für offene Earbuds.
Wie in diesem Produktsegment üblich, sind der Bass und die Tiefe bei Open-Ear-Kopfhörern immer stark eingeschränkt. Das liegt einfach an der Bauart, denn Druck kann sich hier nicht aufbauen – sogar noch weniger als bei den Clip-Modellen. Der Gehörgang dichtet eben nicht ab und ihr bekommt auch von eurer Umwelt noch alles mit. Genau dafür sind die Kopfhörer auch gedacht und für Leute wie mich, die eben nichts in den Gehörgang hineinstecken können, perfekt geeignet. Hiermit einher geht aber ein weiterer Nachteil: In stiller Umgebung hören andere Menschen unweigerlich mit, aber euer Sitznachbar in der Bahn bekommt davon in diesem Fall nichts mehr mit. So richtig laut nach außen strahlen die OpenWear Stereo Pro im Vergleich also nicht ab. Die anderen Soundprofile sind definitiv einen Versuch wert, wobei der immersive Sound hier für mich gefühlt kaum einen Unterschied machte.
Die OpenWear Stereo Pro liefern kaum Bass mit klarem Fokus auf die Mitten, was ich beim Podcasthören auch während des Radfahrens klar favorisiere. Stimmen klingen super und ich bekomme alles mit. Beim Musikhören haben wir das gewöhnliche Dahinplätschern ohne Highlight und entsprechend wenig ausgewogen, wobei auch bei höherer Lautstärke zumindest die Höhen noch gut zur Geltung kommen. Es gibt aber auch klar Modelle mit mehr Bass. Die Xiaomi überzeugen zumindest mit einer überdurchschnittlichen Lautstärke.
Sprachqualität und ANC
ANC gibt es bei Open-Ear-Modellen bauartbedingt nicht, doch gewöhnlich lässt sich gut mit ihnen telefonieren. Hier überzeugt Xiaomi jedoch nur bedingt, wenngleich sogar eine Sprachaufzeichnungsfunktion direkt integriert ist. Mit dieser Funktion könnt ihr Kurznotizen in verständlicher Qualität erstellen. Ebenso verständlich seid ihr beim Telefonat, aber Wind- und Umgebungsgeräusche bereiten den OpenWear Stereo Pro wahrnehmbare Probleme. Ihr bleibt verständlich, aber die Qualität wird deutlich schlechter. Nicht das beste Modell mit Fokus auf Telefonie, aber allemal ausreichend.
App und Steuerung
Die Xiaomi Earbuds App ist die große Überraschung dieses Tests. Wo früher etwas Chaos herrschte, setzt Xiaomi nun Standards. Die Xiaomi OpenWear Stereo Pro werden nicht nur umgehend über Google Fast Pair gefunden, sondern sogar mein Windows PC macht umgehend ein Pop-up zum Verbinden nach dem Öffnen der Schatulle auf. Die App funktioniert ohne Account und zeigt sofort ein Angebot an, wie ihr euch 3 Monate Spotify Premium sichern könnt. Die Aktion läuft noch bis Mitte nächsten Jahres. Ansonsten zeigt die App selbstverständlich den Akkustand des Ladeetuis und der beiden Kopfhörer getrennt voneinander an. Die Gestensteuerung ist auf Anhieb etwas eingeschränkt, lässt sich in der App aber natürlich ausweiten. Im Standard sind lediglich der linke und der rechte Kopfhörer mit doppeltem Antippen belegt.
Zweimal Antippen, dreimal Antippen pro Seite und auch Halten links oder rechts können noch belegt werden. Letzteres aber nur mit „Aufnahme starten“ oder mit dem Sprachassistenten. Neben „Titel vor und zurück“ kann auch „Lauter und Leiser“ konfiguriert werden. Die Touchgesten klappen nach etwas Gewöhnung ganz solide, aber ich bevorzuge hier klar physische Tasten, denn einzelnes Antippen ist aufgrund von häufigen Fehlerkennungen definitiv kaum nutzbar. Und mit dem Touch drückt ihr die Earbuds auch immer relativ unangenehm ans Ohr.
Ansonsten bietet die App noch eine adaptive Lautstärke, die sich durchgehend der Umgebung anpasst. Ich habe das einmal im Supermarkt genutzt und es war mir persönlich durchgehend zu leise. Dann gibt es noch eine Option für mehr Räumlichkeit und es kann zwischen 5 Presets gewählt werden, wobei mir „Stimmen verstärken“ bei Podcasts am besten gefallen hat und „Ausgewogen“ für Musik, die dahinplätschert, mein Favorit war (ist auch der Standard). Einen detaillierten Equalizer gibt es leider nicht. Zwei Bluetooth-Geräte können mittels Bluetooth-Multipoint gekoppelt werden. Auch das „Kopfhörer finden“-Feature ist wirklich sehr gut; die Buds werden beeindruckend laut und sind problemlos auffindbar. Über die App können zu guter Letzt auch Updates durchgeführt werden, allerdings müsst ihr euch dann mit einem Xiaomi-Account einloggen. Alle Einstellungen der App werden ansonsten gespeichert.
Akkulaufzeit der OpenWear Stereo Pro
Überraschend gut fiel in der Praxis trotz LDAC die Akkulaufzeit aus. Mit guten 7 Stunden ohne Ladecase könnt ihr rechnen und das Ladecase lädt die Buds auch noch viermal komplett nach. Insgesamt 35 realistische Stunden sind damit möglich. Zudem spricht Xiaomi von einer Schnellladung im Case, die in 10 Minuten 2 Stunden Musikgenuss verspricht. Letztendlich lädt das Case mit den Earbuds in 2 Stunden komplett nach. Lange Pausen mit den OpenWear Stereo Pro im Case müsst ihr definitiv nicht einplanen. Kabelloses Laden unterstützt das Case nicht. Das ist meiner Meinung nach auch kein notwendiges Feature, wenngleich das einige Konkurrenten in dieser Preisklasse durchaus bieten. Neben der Anleitung liegt ein kleines Ladekabel dem Lieferumfang der OpenWear Stereo Pro bei.
Testergebnis
Die Xiaomi OpenWear Stereo Pro sind ein solider Einstieg in die Open-Ear-Klasse und punkten vor allem mit einem auffallend hochwertigen Case, einer guten App und modernen Features wie Multipoint und LDAC. Klanglich sind sie bei Stimmen und Podcasts stark und werden zudem überdurchschnittlich laut, bleiben bei Musik aber typisch Open-Ear: wenig Bass, wenig Dynamik. Wenn ihr ein bequemes Open-Ear-Headset für den Alltag und Podcasts sucht und mit Touchsteuerung, Presets statt EQ und ohne Wireless Charging leben könnt, sind sie in ihrer Klasse eine runde Option. Die Gesprächsqualität ist allerdings nicht die beste unter den Open-Ear-Modellen. Preislich würde ich die Kopfhörer eher bei 70-80€, also nur dem halben Preis sehen. Ob das Xiaomi auch so vorhat, wird sich zeigen.
Ansonsten hilft sicher ein Blick in unsere aktuelle Bestenliste. Gerade die sogenannten Clip-Modelle sind aktuell mein persönlicher Favorit.
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