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Parallel zum ebenfalls neuen Navee GT3 MAX (zum Test) haben wir den Navee ST3 PRO im Test. Mit einem Preis von 800€ positioniert er sich knapp 200€ über dem GT3 MAX. In unserem Test klären wir, ob er den Mehrpreis wert ist. Der Navee ST3 PRO fällt durch seine ungewöhnliche Schwingenfederung optisch auf. Er verfügt über einen kraftvollen Motor mit 450 Watt Dauerleistung und einer Spitzenleistung von 1.350 Watt. Hinzu kommen ein 600-Wh-Akku sowie eine gute Beleuchtung inklusive Bremslicht und Blinker.
Dem Navee ST3 PRO liegt die für den Betrieb auf öffentlichen Straßen in Deutschland notwendige ABE (Allgemeine Betriebserlaubnis) bei, sodass einer Zulassung nichts im Wege steht. E-Scooter gelten in Deutschland als Elektrokleinstfahrzeuge und müssen mit einem Versicherungskennzeichen versehen werden. Dieses kann man sich einfach online, z. B. auf Check24, suchen und auch gleich online beantragen. Zusätzlich sollte man überlegen, ob man eine Teilkaskoversicherung abschließen möchte. Diese versichert auch andere Gefahren wie z. B. Diebstahl mit.
Lieferung und Aufbau
Der Navee ST3 PRO kommt als normales Paket, transportsicher verpackt, zu euch nach Hause. Da der E-Scooter schon fast komplett vormontiert ist, besteht die Hauptarbeit im Auspacken bzw. Durchtrennen der zahlreichen Kabelbinder, mit denen die Verpackung an den einzelnen Bauteilen befestigt ist. Um beim Durchtrennen der meist sehr eng anliegenden Kabelbinder nichts zu beschädigen, ist ein kleiner Seitenschneider hilfreich. Alternativ funktioniert auch eine kleine Nagelschere gut.
Das einzige Bauteil, das ihr befestigen müsst, ist der Lenker auf der Lenkstange. Die hierfür notwendigen Inbusschrauben sowie ein passender T-Griff-Inbusschlüssel sind im Lieferumfang des Navee ST3 PRO enthalten. Damit sich die Schrauben später nicht durch Erschütterungen wieder lösen, sind sie bereits mit blauer Schraubensicherungspaste versehen.
Zum Lieferumfang des Navee ST3 PRO gehört:
- der E-Scooter komplett vormontiert mit allen Teilen (lediglich der Lenkkopf muss noch festgeschraubt werden).
- Ladegerät mit deutschem Stecker
- Inbussschlüssel und Schrauben für den Lenkkopf
- Bedienungsanleitung (in Deutsch)
- ABE-Bescheinigung
- Trommelbremse vorn
- mechanische Scheibenbremse hinten
- elektronische Motorbremse
- 450 W Heckmotor
- 48 V / 12,75 Ah / 597 Wh Akku (Ladezeit ca. 10h)
- 120 kg Tragfähigkeit
- 25 kg Eigengewicht (gemessen)
- Reifen 10 x 2,5 Zoll
- Geschwindigkeit max. 22 km/h (gemessen)
- Bodenfreiheit 12 cm
Navee ST3 PRO im Videotest zusammen mit dem GT3 MAX
Das Video wurde mit einem Oppo Find X7 (Test hier) und der Ton mit einem Funkmikro von DJI aufgenommen. Die Fahrszenen wurden mit einer Insta X3 360° Kamera aufgenommen.
Praxistest und Fahrverhalten
Mit einer Körpergröße von 175 cm und Schuhgröße 45 stehe ich komfortabel auf dem Trittbrett und der Lenker liegt gut in den Händen. Die drei Fahrstufen sind wie folgt aufgeteilt: Fußgängermodus mit 6 km/h, Stufe D mit 15 km/h und Stufe S mit 22 km/h. In Stufe S kommt Fahrspaß auf. Im Praxistest war es erfreulich zu sehen, dass Navee den erlaubten Toleranzspielraum von 10 % mit seinen 22 km/h voll ausschöpft. Bei Talfahrten bremst der Navee ST3 PRO ab und hält die Geschwindigkeit von 22 km/h. Um den Antrieb des Navee ST3 PRO einzuschalten, muss man den E-Scooter erst einmal selbst auf 6 km/h bringen und kann dann mit dem Gashebel loslegen.
Federung des Navee ST3 PRO
Die Federung ist ausgesprochen gut und kommt auch mit kräftigeren Unebenheiten wie Kopfsteinpflaster zurecht. Die Unterseite des E-Scooters ist etwas anders gestaltet als beim GT3 MAX: Sie bietet einen Zentimeter mehr Bodenfreiheit und die Schrauben stehen nicht exponiert heraus. Somit besteht auch keine Gefahr, dass sich bei Bodenkontakt die Schraubenköpfe abreiben. Zusammen mit den luftgefüllten Reifen bietet der E-Scooter einen sehr guten Federungskomfort. Damit es nicht so leicht zu einem Platten kommt, haben die Reifen eine eingebaute Pannenschutzschicht.
Bremsen des Navee ST3 PRO
Während vorn wie beim GT3 MAX (Test hier) eine Trommelbremse verbaut ist, verfügt der Navee ST3 PRO hinten über eine mechanische Scheibenbremse. Zusätzlich kommt wie beim GT3 MAX eine elektronische Motorbremse in Verbindung mit einer Rekuperation zum Einsatz, die sich über die App in der Stärke einstellen lässt und den Akku während der Bremsvorgänge auflädt.
Bedienung und Beleuchtung
Die gummierten Griffhülsen liegen angenehm in den Händen. Lediglich die Flügel zur Handballenauflage fehlen. Auf der linken Seite befinden sich der Bremshebel und die Klingel, auf der rechten Seite ein weiterer Bremshebel sowie der Gasgriff mit integriertem Ein-/Ausschalter. Dieser hat einen schweren Druckpunkt und mehrere Funktionen. Einmal kurz drücken wechselt zwischen den drei Fahrmodi, zweimal kurz drücken schaltet das Licht ein. Während der Fahrt ist es nicht ganz einfach, den Schalter zu betätigen.
Zur Aktivierung des Blinkers gibt es unten am rechten Griff zwei Tasten, die einen leichten Druckpunkt haben und auch gut zu erreichen sind.
Auf dem Display werden neben der Geschwindigkeit auch der Ladezustand des Akkus mit fünf Balken angezeigt. Zusätzlich werden Symbole für Licht, Blinker, Bluetooth, TCS (elektronische Stabilitätskontrolle) und die Fahrstufe dargestellt. Leider ist das Display in direktem Sonnenlicht nicht mehr ablesbar. Das TCS-System kann über die App eingeschaltet werden. Ich habe es auf rutschigem Untergrund getestet, konnte aber keinen deutlichen Unterschied feststellen.
Der Frontscheinwerfer bietet dem Fahrer bei Nacht ausreichend Licht und ist hoch positioniert. Das Rücklicht verfügt über eine integrierte Bremslichtfunktion. Die Blinker sind sehr hell, werden aber aufgrund des schmalen Lenkers meist vom Fahrer nach hinten verdeckt. Wenn man die Sichtbarkeit zusätzlich erhöhen möchte, kann man einen Helm mit integrierten Rücklicht tragen.
Die Beleuchtung des Navee ST3 PRO ist baugleich mit der des GT3 MAX (Test hier). Auf den Fotos ist links die eingeschaltete Beleuchtung, in der Mitte die Beleuchtung mit aktiviertem Bremslicht und rechts die Beleuchtung mit Bremslicht und Blinker zu sehen.
Transportabel
Auch wenn der Navee ST3 PRO im zusammengeklappten Zustand nur wenige Zentimeter länger ist als der GT3 MAX, passt er nicht mehr in den Kofferraum meines kleinen Honda Jazz. Im Freiraum hinter dem Fahrersitz bei hochgeklappten Rücksitzen passt er jedoch problemlos hinein.
Der Klappmechanismus lässt sich einfach und sicher bedienen. Der Haken für die Lenkstange ist darin integriert. Einfach herausklappen und hinten am Ende des E-Scooters an der Metallzunge einhaken. Der Lenker sitzt dabei etwas sicherer in der Halterung als beim GT3 MAX (Test hier) und ist mittig auf dem Trittbrett befestigt, nicht seitlich versetzt wie beim GT3 MAX.
Die App von Navee bietet eine Vielzahl von Funktionen und Einstellmöglichkeiten für den Navee ST3 PRO. Auch an eine Bedienungsanleitung und eine Beschreibung der Fehlercodes wurde gedacht. Ein Update des Navee ST3 PRO über die App ist natürlich ebenfalls möglich. Während des Testzeitraums gab es zwei Updates.
Hier sieht man links die geschätzte Restreichweite und den exakten Ladezustand. Außerdem kann man den Navee ST3 PRO hier elektronisch sperren. Das funktioniert so, dass sich der E-Scooter mit der Motorbremse gegen Wegschieben wehrt und beim Bewegen akustische Warnsignale ertönen lässt. In der Mitte befindet sich ein Fahrtenbuch, das anzeigt, wie viel wann gefahren wurde.
Ich halte die Integration des Produkthandbuchs für sehr praktisch, da man es immer zur Hand hat und nicht verlieren kann. Die Informationen zur Batterie sind sicher spannend und geben Aufschluss über den Zustand sowie den richtigen Umgang mit dem Akku. Beispielsweise über die Lagerung bei extremen Temperaturen und Überladungen.
Auch die Rekuperation lässt sich in drei Stufen einstellen. Ebenso wie man auch eine Anpassung der Beschleunigung in der Fahrstufe S vornehmen kann.
Reichweite und Laden
Der Akku ist mit knapp 600 Wh ausreichend groß. Auf Stufe S und mit einer Geschwindigkeit von 22 km/h hat er mich, bei nur wenigen kurzen Steigungen, 39 km weit gebracht. Der Hersteller gibt hier 65 km an. Diese Angabe dürfte nur auf einer wirklich perfekt ebenen Strecke erreicht werden. In der Praxis hat man aber wohl immer auch kleine Abschnitte mit leichten Steigungen. Die Fünf-Balken-Anzeige des Displays arbeitet zuverlässig und gleichmäßig. Der letzte Balken färbt sich am Ende rot, sodass man gut genug vorgewarnt wird, um nicht ohne Saft irgendwo stehenzubleiben. Das Ladegerät schafft es leider bei ganz leerem Akku erst in 10 h diesen wieder zu füllen. Da das Ladegerät den 12,75 Ah Akku auch nur mit 1,3 Ah lädt, ist dies auch nicht weiter verwunderlich. Damit ist an ein eventuelles Nachladen in einer Fahrpause nicht zu denken, bzw. bringt so gut wie nichts.
E-Scooter und die Polizei
Da E-Scooter in Deutschland immer beliebter werden, hat uns natürlich interessiert, womit sie im Straßenverkehr am häufigsten auffallen. Daher habe ich einen Polizeihauptkommissar von unserer lokalen Polizeidienststelle interviewt und war über das Ergebnis doch sehr erstaunt. Am häufigsten wird ohne oder mit abgelaufenem Versicherungskennzeichen gefahren, was dann auch zur Beschlagnahmung des E-Scooters führt. Allein in meinem kleinen Landkreis kommt dies mehrfach täglich vor. Da die Farbe der Versicherungskennzeichen jedes Jahr wechselt, kann die Polizei abgelaufene Kennzeichen sehr schnell erkennen. Letztes Jahr waren sie blau und im aktuellen Versicherungsjahr sind sie grün. Auf Platz zwei befindet sich das Fahren unter Alkoholeinfluss auf dem E-Scooter, vornehmlich abends und in Großstädten. Auch hierbei wird die Polizei mehrfach täglich fündig. Erstaunlich ist dabei, dass den meisten erwachsenen Fahrern nicht bewusst ist, dass sie in diesem Fall ihren Autoführerschein verlieren. Das bedeutet Bußgeld, Führerscheinentzug und eventuell eine MPU (medizinisch-psychologische Untersuchung). Ein teurer, unangenehmer Spaß. Deutlich seltener kommt das Fahren mit einem zu schnellen, getunten E-Scooter vor. Die Verkehrspolizei ist hierfür mit einem mobilen Rollenprüfstand ausgerüstet und kann damit schnell die maximale Geschwindigkeit eines E-Scooters testen.
Testergebnis
Der Navee ST3 PRO überzeugt mit seinem starken Motor, seiner exzellenten Federung, seiner Diebstahlsicherung, seiner 3-fachen Bremse mit einer Scheibenbremse hinten sowie seiner guten Beleuchtung mit Bremslicht und Blinkern. Auch die App bietet viele Funktionen mit deutlichem Mehrwert. Besonders hervorzuheben sind die Updatefähigkeit, die Einstellung der Rekuperation, die Bedienungsanleitung und die elektronische Wegfahrsperre.
Als Kritikpunkte sind lediglich die lange Ladezeit von 10 Stunden, das hohe Gewicht von 25 kg und nicht zuletzt der stolze Preis von etwa 800 € zu nennen. Eine gute Alternative wäre der ca. 200€ günstigere Navee GT3 MAX (zum Test), bei dem man allerdings Abstriche bei der Federung, der Motorstärke und bei den Bremsen hinnehmen muss.
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